Wismar. Mit Fingerabdrücken und Trillerpfeifen ein Zeichen setzen! Die Mitarbeiter des Sana Hanse-Klinikums in Wismar haben es satt. Seit 1. Juni steht dem nicht-ärztlichen Personal mehr Lohn zu, der alte Tarifvertrag ist ausgelaufen. Doch die Verhandlungen für den neuen Vertrag gestalten sich hart, sogar „knüppelhart“, sagt Ivo Garbe, Verdi-Verhandlungsführer. Heute trifft sich die Tarifrunde zum dritten Mal.
Gestern setzten die Mitarbeiter des Klinikums ein Zeichen. Etwa 40 Beschäftigte sammelten sich in der Mittagspause auf dem Hof, um Luftballons in Gewerkschaftsrot steigen zu lassen. An den mehr als 100 Ballons hingen kleine Zettel mit der Ansage „Einigung, sonst Streik“, personalisiert mit Fingerabdrücken der Mitarbeiter. Mit Trillerpfeifen machten die Streikenden Rabatz – das lockte die Patienten an die Fenster.
„Seit Mitte Juni laufen die Tarifverhandlungen für ein höheres Entgelt“, erklärt Ivo Garbe. „Bisher haben wir noch kein konkretes Angebot bekommen. Diese Hinhaltetaktik sorgt für Ärger bei den Mitarbeitern.“ Insgesamt 740 Beschäftigte am Wismarer Klinikum seien von der aktuellen Situation betroffen.
Die Gewerkschaft fordert für das Pflegepersonal eine Lohnerhöhung von 6,1 Prozent oder mindestens 130 Euro mehr. „Außerdem verlangen wir, dass bei Neueinstellungen die Vorbeschäftigung künftig anerkannt wird.“ Was sich dann auf den jeweiligen Einstieg in der Lohnklasse auswirken würde.
„Wir werden für die Verhandlung jede Menge Zeit mitbringen“, kündigt Garbe an. „Gibt es wieder keine Einigung, treten wir in den Warnstreik und werden weitere Aktionen starten.“ Am Donnerstag sind die Mitarbeiter zu einer Versammlung eingeladen, in der das heutige Verhandlungsgespräch ausgewertet und – je nach Ausgang – das weitere Vorgehen besprochen wird.
Michael Jürgensen, Geschäftsführer des Sana Hanse-Klinikums, sieht die Situation anders. Den Vorwurf der Hinhaltetaktik mag er nicht gelten lassen. „Wir haben gleich in der ersten Verhandlungsrunde ein Angebot vorgelegt. Doch das wurde so nicht weitergegeben und als Nullrunde abgetan.“ Der Vorschlag der Arbeitgeberseite lautete, sich dem Konzernvertrag von Sana anzuschließen. „Das würde vielen ein positives Ergebnis bringen“, ist Jürgensen sicher. Doch den Vorschlag hätte die gegnerische Seite schlichtweg abgelehnt.
Bisher werden die Mitarbeiter in Wismar nach einem Haustarifvertrag bezahlt. „Dieser beinhaltet einen starken Manteltarif und Sonderzahlungen“, erklärt Garbe. Ob die Angliederung an den Konzerntarif tatsächlich besser wäre, dazu kann Garbe derzeit keine Aussage machen. „Wir haben bisher noch keinerlei Zahlen oder Daten, um konkrete Vergleiche zu treffen. Diese Neuverhandlungen werden also lange dauern. Und deshalb wollen wir jetzt einen schnellen Abschluss“, betont Ivo Garbe.
Die Gespräche beginnen heute um 12.30 Uhr. „Wir werden ein neues Angebot unterbreiten und haben uns Varianten überlegt“, verrät Jürgensen. Ob diese zu einer Einigung führen? Verdi-Vertreter Garbe ist jedenfalls auf eine lange Verhandlung eingestellt. „Doch ich bin optimistisch und hoffe auf eine gute Lösung!“ Sonst sind die Trillerpfeifen schnell wieder gezückt.
Vanessa Kopp