Stadtmitte. In Rostock ist ein Streit der Klavierhändler ausgebrochen. Dabei geht es nicht gerade pianissimo zu. Klüngel-Vorwürfe und üble Nachrede gehören zu den Missklängen, die nach außen dringen. Beteiligt sind in erster Linie Klaus Kreutzer, Inhaber von Piano Centrum in der Langen Straße, und Peter Möller, der sein Klaviergeschäft in der Goethestraße hat.
Kreutzer beklagt eine „lange Reihe von Unregelmäßigkeiten und Vetternwirtschaft“ rund um das Haus der Musik am Rosengarten. In den beiden Musikschulen, die hier ihren Sitz haben — dem städtischen Konservatorium „Rudolf Wagner-Régeny“ und der Musikschule Carl Orff — teile sich ein kleiner, exklusiver Kreis Aufträge und Bestellungen auf. „Ich habe noch nie eine Anfrage von den Rostocker Musikschulen für eine Ausschreibung bekommen“, sagt Kreutzer. In anderen Städten in MV und in Leipzig, wo er ein weiteres Geschäft hat, wäre das Alltag.
Vor allem die Firma von Peter Möller soll von einer angeblich engen Verbindung zum Konservato- rium profitieren. Pikant: Möller ist Vorsitzender des Fördervereins. Der kauft jährlich aus Geldspenden, unter anderem von der Ostseesparkasse, neue Instrumente ein. Vor 1990 arbeitete Möller als angestellter Klavierstimmer bei der Musikschule.
Zu Beginn des laufenden Schuljahres stellte der Unternehmer aus der Goethestraße einen Tisch im Haus der Musik auf und verkaufte Noten. „Ich bin nicht gefragt worden, ob ich Interesse habe, das auch zu machen“, sagt Kreutzer. Es sei ein Unding, dass die staatliche Musikschule einem einzelnen, ihr nahestehenden Unternehmer zum Geschäft verhelfe. Als Konsequenz will Kreutzer in seinem Laden den Handel mit Noten und Musikalien einstellen und nur noch Klaviere verkaufen. Nach seinen Angaben gibt es dann kein Universal-Musikgeschäft mehr in Rostock.
„Das ist unter der Gürtellinie“, sagt Peter Möller zu den Vorwürfen. „Herr Kreutzer steht mit dem Rücken zur Wand“, meint er zu den Motiven des Kontrahenten. Der Klavierhändler aus der Langen Straße betreibe seit Jahren ein regelrechte Kampagne gegen ihn. „Er hat sogar bei unseren Kunden angerufen und versucht, uns schlechtzumachen.“ Laut Möller veranlasse die pure Not Kreutzer zu seinen Vorwürfen. Der winkt ab: „Ich habe keine Probleme.“
Die Vorwürfe der Kungelei mit den Konservatorium weist Peter Möller zurück. Er sei von der Leitung gefragt worden, ob er zum Schuljahresbeginn Noten verkaufen könnte. „Herr Kreutzer hätte das auch machen können.“ Möller räumt ein, dass seine Doppelfunk- tion als Auftragnehmer und Vorsitzender des Fördervereins der Musikschule befremdlich wirken könne. „Ich bin ein Kind des Konservatoriums“, sagt er. Nie habe er an den Instrumenten, die der Verein beschaffte, etwas verdient.
Laut Stadtverwaltung frage Möller bei den beiden Musikschulen im Haus der Musik an, ob er dort Noten verkaufen dürfe. In Zukunft soll es ein Interessenbekundungsverfahren geben, das allen Anbietern offensteht. Die meisten Aufträge und Anschaffungen des Konservatoriums lägen unter einem Wert von 500 Euro und bräuchten nicht ausgeschrieben zu werden.
Gerald Kleine Wördemann