Stadtmitte. In die mischen sich jetzt die OSTSEE-ZEITUNG und die beiden Rostocker Verleger Matthias Redieck (55) und Achim Schade (57) ein. Gemeinsam geben sie noch in diesem Jahr ein Buch über den Neuen Markt heraus.
„Wir wollen den Platz von der Erstbebauung bis heute vorstellen, seine Geschichte erzählen und die aktuelle Diskussion zur Bebauung der Nordkante widerspiegeln. ohne dabei etwas zu bewerten“, nennt Mattias Redieck das Ziel.
Als Hauptautoren konnten sie zwei etablierte Rostocker Historiker und Publizisten gewinnen. „Ich werde über die Geschichte jedes einzelnen Hauses entlang des Markts berichten“, sagt Maren Johansen (43). Bereits 2008 hat sie mit den aufwendigen Recherchen begonnen. 35 Häuser — darunter Hotel, Rathaus und benachbartes Bankhaus — säumten bis zum Bombeninferno 1942 den Markt. „Es ist spannend, wie sich die Gebäude und ihre Nutzung im Laufe der Jahrhunderte verändert haben“, so Johansen.
„Einige Häuser haben ihre Keller sogar vor dem Haus gehabt, ergänzt Jan-Peter Schulze (49). Er wird sich vor allem mit der Geschichte des Platzes beschäftigen. Schulze verweist auf Darstellungen, die zeigen, wie sich Architekten im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs unmittelbar nach dem Krieg den Neuaufbau des Platzes vorgestellt haben. Dass dies konsequent auf allen vier Seiten vorgesehen war, stand damals außer Frage. Und Schulze erinnert daran, dass es nicht allein um die Nordkante gehe. „Auch unmittelbar dahinter hat es eine sehr dichte und kleinteilige Bebauung gegeben“, so Schulze. Eigentlich setze sich der Markt in Richtung Vogelsang fort. Er erinnert an das im Krieg zerstörte Gebäudeensemble Am Schilde mit mehreren prächtigen Schmuckgiebeln. Diese Häusergruppe gehörte sozusagen zum Eingangsbereich des Neuen Marktes von der Nordseite.
„Auch an diesem Beispiel erkennt man, welchen Bedeutungsverlust es eigentlich für den Neuen Markt seit der Zerstörung 1942 gegeben hat“, sagt Achim Schade, der anhand vieler historischer Fotos die Entwicklung des Platzes bis zum abrupten Ende dokumentiert.
Dabei ist es fast egal, ob man Postkarten, offizielle Aufnahmen oder private Schnappschüsse betrachtet — immer war der Neue Mark ein sehr belebter Platz. So, wie die Marienkirche immer Rostocker Hauptpfarrkirche gewesen ist, genau soist der Neue Markt stets der zentrale Anlaufpunkt der Hansestadt gewesen.
Mitte Oktober soll das Buch erscheinen, das dann für einen bestimmten Zeitraum exklusiv nur bei der OZ verkauft wird. Außerdem ist es das erste Buch einer neuen Reihe des Verlags Redieck &
Schade. „Aus Anlass des sich nähernden Stadtjubiläums im Jahr 2018 legen wir die Edition Rostock 800 auf“, informiert Matthias Redieck. Und vielleicht gibt es 2018 schon einen Bau-Auftakt.
„Ich sammle Münzen und Medaillen. Und eines Tages bekam ich eine Medaille der Firma Schomann, die sie 1901 zum 100-jährigen Firmenjubiläum prägen ließ“, erzählt Kasanowski. Die Firma J.F. Schomann jun. verkaufte am Neuen Markt 27/28 über zwei Etagen Eisenwaren, Werkzeuge, Haus- und Küchengeräte, Spielwaren und Gartenmöbel. Weil die großen Schaufenster mit Spielzeug bestückt waren, galt Schomann in Rostock als „Plattnasengeschäft“.
Doch leider, so Kasanowski, der einst in Danzig zum Schriftsetzer ausgebildet wurde, seien die Häuser in den Bombennächten 1942 zerstört worden. Als die Gebäude nur noch Schutt waren, wurde der Handel zunächst im „Lesecafé“, Kröpeliner Straße 18, neben dem „Bräustüble“ weiterbetrieben — und ging dann in der staatlichen Handelsorganisation (HO) auf. tst
Thomas Sternberg