Wismar. Der fünfjährige Raphael leidet unter einer Knochenkrankheit und sitzt im Rollstuhl. „Er soll so viel wie möglich sitzen, um seine Gelenke zu schonen“, erklärt seine Mama Nicole Balck, die derzeit bei der Wohnungsgenossenschaft Friedenshof eine Wohnung in der vierten Etage angemietet hat. Weil die alleinerziehende Mutter von drei Kindern ihren Ältesten gelegentlich bis in die Wohnung tragen muss, hat sie vor einiger Zeit nach einer neuen Bleibe gesucht — „im Erdgeschoss. Im ersten oder zweiten Obergeschoss würde ich aber auch noch etwas nehmen“. Dank der OSTSEE-ZEITUNG und des Einsatzes ihres bisherigen Vermieters erhielt sie nun ein konkretes Angebot.
Die Wohnungssuche der 28-Jährigen war zuletzt immer dringender geworden. Nachdem sie eine Bleibe im Parterre gefunden zu haben glaubte, hatte sie ihr jetziges Zuhause zum 30. April gekündigt. Der Vermieter der Dreiraumwohnung in der Dr.-Leber-Straße, in die sie ziehen wollte, habe ihr einen Mietvertrag ab 1. April geschickt. „Er meinte, dass er mir den erstmal schickt, aber nicht sagen kann, ob es klappt“, schildert sie. In der Wohnung habe eine Dreier-WG gelebt, zwei der Mieter hätten ausziehen wollen.
Sie habe ihren Vertrag per Einschreiben zurückgeschickt und dann mehrfach bei dem privaten Vermieter aus Hamburg angerufen. Auch den dritten Bewohner aus der Dr.-Leber-Straße habe sie kontaktiert und dabei erfahren, dass auch ihm ein neuer Mietvertrag vorgelegt worden sei — den dieser offenbar unterschrieben hatte. Denn Nicole Balck erhielt schließlich eine Absage.
Die Wohnungsgenossenschaft Friedenshof verlängerte zwar ihren jetzigen Mietvertrag bis zum 31. Mai. Wie Birk Hellmann aus dem Vorstand deutlich machte, gebe es aber keinen weiteren Spielraum. „Es wurde ein neuer Vertrag ab dem 1. Juli abgeschlossen und die Nachmieterin hat ihre bisherige Wohnung auch schon gekündigt“, erklärte er. Eine Vertragsverlängerung könne bestenfalls für ein bis zwei Wochen eingeräumt werden, da auch noch etwas Zeit für eventuell erforderliche Instandsetzungsarbeiten eingeplant werden müsse. Eine Alternative könne ihr auch nicht angeboten werden, denn bei der WG Friedenshof sei derzeit nichts frei, was den Bedürfnissen von Nicole Balck und ihren drei Kindern gerecht werden könne.
Birk Hellmann ließ die OZ-Anfrage aber keine Ruhe. Er telefonierte „auf kollegialer Ebene“ zwei andere Anbieter ab und konnte anschließend rückmelden, dass die Wohnungsgenossenschaft Union der jungen Mutter eine Vierraumwohnung im ersten Obergeschoss anbieten werde. 69 Quadratmeter sei diese groß und somit nur zwei kleiner als die jetzige.
Nicole Balck hatte selber bereits bei den Wohnungsgenossenschaften angefragt, „aber sie konnten mir bisher nichts anbieten, nur kleinere Wohnungen“.
Sowohl Birk Hellmann als auch Klaus-Dieter Thauer, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft der Hansestadt Wismar (Wobau), erklärten, dass nur sehr wenige große Wohnungen auf dem Markt seien. „Wir haben nur etwa 320 Vier- oder Mehrraumwohnungen im Bestand — von 5500 insgesamt, weil die Nachfrage entsprechend gering ist“, sagte Thauer. Angebote in Parterre oder im ersten Obergeschoss seien hingegen sehr beliebt, „weil die insgesamt älter werdende Bevölkerung die weitgehend barrierefreien Wohnungen in den unteren Etagen sucht“.
Nicole Balck freute sich sehr über die Nachricht, dass sie nun endlich eine Wohnung angeboten bekommt: „Ich bin gespannt.“
Ulrike Oehlers