Alfred Heth ist tot. Der Wismarer Maler, Bildhauer und Grafiker starb am 7. Dezember — erlöst nach einem langen Weg schwerer Krankheit. Alfred Heths Werk machte seit den frühen Achtzigern von sich reden: auffällige Andersartigkeit und inhaltliche Unstimmbarkeit erweckten in der damaligen DDR politischen Argwohn. Heth, der im März 1948 am Schaalsee geboren wurde, ließ
sich politisch nicht anpassen und einschüchtern. Sein gesellschaftlicher Rückzug, für den er sich damals entschied, ließen dem Künstler Raum, Zeit und Ruhe für wichtige Reifeprozesse. Seine Arbeiten sind Gestalt gewordene Auseinandersetzung mit den vielfältigsten Formen des Lebens. Besondere Beachtung fand Ende der 90er-Jahre auch sein Wirken als Plastiker. Er untersucht Strukturen von Leiblichkeit und erforscht Grenzsituationen zwischen Leben und Tod.
In Wismar und in der Region hat Alfred Heth den öffentlichen Raum als Künstler mitgeprägt. Vielfältig hat er Spuren und Werk hinterlassen — auch im Verlagshaus der OSTSEE-ZEITUNG. Im Foyer des Pressehauses in der Mecklenburger Straße hängen zwei großformatige Arbeiten von ihm.
Im Sommer sah man Alfred Heth oft mit dem Fahrrad durch die Altstadt radeln. Der Ehemann und zweifache Vater liebte den Kontakt mit jungen Menschen. Einer seiner Lieblingsplätze war das Café „Kai“ am Alten Hafen, wo er gern alte und neue Freunde traf und mit der Jugend plauschte: über Kunst, Geschichte, Gott und die Welt. Alfred Heth sagte einmal: „In guter Kunst sind auch die Dinge der Zukunft enthalten. Künstler sind nicht nur Sklaven des unmittelbaren Abbildes der gegenwärtigen Zeit.“
Nein, Sklave war Alfred Heth nie. Auch nicht auf seinen letzten Wegen. Er blieb, trotz aller Herausforderungen, bis zum Ende ein großer Lebenskünstler.
Ina Schwarz