Ahrenshoop. Er sagt bei Oskar Frenzel und Fritz Grebe gern: „Weidevieh als Augenweide.“ Alfried Nehring (77) meint das mit einem Augenzwinkern. Denn was heute leicht als nicht so anspruchsvoll belächelt wird, war unter Zeitgenossen der Maler der Ahrenshooper Künstlerkolonie hoch angesehen. Man muss ja nur mal nach Frankreich schauen – mit Jean Baptiste Oudry (1686-1755) wird die Bedeutung der Tiermalerei in der Kunst klar. Ähnlich wichtig in ihrer Zeit waren Oskar Frenzel (1855-1915) und Fritz Grebe (1850-1924).
Sie wurden gern als die „Maler der gehörnten Häupter“ bezeichnet. Das ist zwar etwas Verballhornung in Bezug auf die Porträtmaler der „gekrönten Häupter“, aber respektvoll gemeint, wie Kunstsammler Alfried Nehring in seinem neuesten Buch „Oskar Frenzel und Fritz Grebe. Sinnbilder ländlichen Friedens in der Landschaftsmalerei um 1900“ feststellt. Es ist bereits das vierte Buch, das er im Rostocker Klatschmohn Verlag den Malern der berühmten Künstlerkolonie an der Ostsee widmet. 2009 erschien sein erster Band über Walter Moras (1865-1925), 2011 ein Buch über Hermann Eschke (1823-1900) und vor zwei Jahren widmete Nehring sich Konrad Müller-Kurzwelly (1855-1914).
Parallel zum Erscheinen der Bücher organisiert der Autor stets eine Ausstellung im und mit dem Kunstkaten Ahrenshoop. Die Herangehensweise des früheren Filmproduzenten bleibt gleich: „Ich versuche, mir die Künstler in ihrer Zeit vorzustellen. Der biografische Teil ist immer größer als der kunstkritische und die Bildbetrachtung. Ich habe ja als Filmemacher auch recherchieren müssen und bin halt kein Kunstwissenschaftler.“
Nehring hat bis zur Wende die „Kronjuwelen des DDR-Fernsehens“ produziert. Literaturverfilmungen von Goethes „Stella“ mit Jutta Hoffmann bis Karl Mays „Präriejäger in Mexiko“ mit Gojko Mitic. Für das ZDF produzierte er „Stürmische Zeiten“ und „Stubbe“ mit Wolfgang Stumph, „Das Schwalbennest“ mit Jörg Schüttauf oder „Das blaue Wunder“ mit Martina Gedeck.
Mit der Pensionierung begann der Kunstsammler aus Ahrenshoop sich der bildenden Kunst zu widmen. Die Tiermalerei, sagt Nehring, war damals Grundbestandteil der Landschaftsmalerei. Seine Bücher bringen etwas Menschliches in die Betrachtung der Künstler. So sagt er, dass es für den Berliner Grebe problematisch war, aufs Land zu ziehen: „Er war der einzige Maler, der mit Frau und Kindern nach Ahrenshoop gezogen ist.“ Und Frenzel habe „einen unglaublichen Realismus in die Tiermalerei gebracht.“ Für Alfried Nehring schließt sich ein Kreis. Als Kind hat er die Bildbände mit Kühen und Pferden bewundert, die im Elternhause rumstanden. Sein Vater war Professor in der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Rostock und hat im Parey Verlag veröffentlicht – wo auch Oskar Frenzel seine Brötchen verdient hat. „Diese Bücher habe ich als Kind immer durchgeblättert“, erinnert er sich. „Es ist schade, dass die moderne Kunst den Kontakt zur Tierwelt ein wenig verloren hat.“
Die Ausstellung wird am Pfingstsonntag um 11 Uhr im Kunstkaten Ahrenshoop eröffnet. Sie läuft bis 10. Juli.
Michael Meyer