Mira, die Labradorhündin von Joachim Schünemann, dem Vorsitzenden des Fördervereins zur Erhaltung der Kirche Friedrichshagen, liegt zwischen Kriegerdenkmal und Eingang der Kirche in der Sonne. Dort wird sie wohl auch Sonntag liegen, wenn die Dorfkirche in Nordwestmecklenburg zum Tag des offenen Denkmals einlädt, eine Installation der Künstler Miro Zahra und Rainer Viltz zu besuchen. Auf dem Kriegerdenkmal sind Namen der Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg eingraviert. Sie lassen die Erinnerung an die Menschen, die damals im großen Schlachten ihr Leben ließen, wachbleiben. Denn die Familiennamen der Toten gibt es noch immer in den Dörfern – fast jede Familie war betroffen.
Diese Denkmäler sind Teil des öffentlich-dörflichen Raums seit den 30er-Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Listen der Namen oft erweitert oder es wurden zweite Denkmäler daneben gesetzt.
Die Eisernen Kreuze waren natürlich auch immer Projektionsfläche für Nationalismen am rechten Rand.
Die Künstler Miro Zahra und Rainer Vilz setzen dem innerhalb der Kirche eine Video-Klanginstallation dagegen. Zu sehen sind in Endlosschleife Wolken am Himmel und historische Bilder von Männern, die per Dampflok ins Feld zogen. Zu hören ist die Stimme Zahras, die „Die Stille“ von Robert Schumann und das russische Volkslied „Smutny mily“ von Bohuslav Martinu singt. Zu hören ist Vogelgezwitscher, das Läuten der Kirchenglocken und die abfahrende Lokomotive. „Fahrt ins Blaue“ haben die Künstler ihre kontemplative Arbeit genannt. Sie regt zum Innehalten, zum stillen Gedenken an den Massenwahn an. Denn was für Männer aller Generationen und Schichten – vor allem Künstler, Intellektuelle, Akademiker oder Literaten zogen damals voller Nationalstolz in diesen Krieg des Irrsinns – wie eine launige Sommerfrische mit Abenteuercharakter begann, wurde die blanke Apokalypse. Eine Fahrt ins Grauen.
Die Dorfkirche Friedrichshagen in der Gemeinde Plüschow ist am Sonntag von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Die Künstlerin Miro Zahra wird anwesend sein.
Michael Meyer