Köln. Der Schriftsteller Navid Kermani (50) empfiehlt allen Deutschen Reisen nach Osteuropa. Zum einen gebe es dort wunderschöne Städte wie Riga oder Odessa, die vom Massentourismus noch kaum beeinträchtigt seien. Zum anderen mache man sich für gewöhnlich nicht klar, wie eng diese Länder mit der deutschen Geschichte verbunden seien. „Deutsche Auswanderer sind im 19. Jahrhundert bis nach Baku und Aserbaidschan gekommen, da gab es überall deutsche Kolonien“, sagte der Friedenspreisträger in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Noch heute werde man in Städten wie Jalta auf deutsch angesprochen. Gleichzeitig hätten diese Länder im Zweiten Weltkrieg noch viel stärker als der Westen unter den Deutschen gelitten. „Wenn man wie ich in Westdeutschland sozialisiert worden ist, dann hat man einfach nicht auf dem Schirm, dass die eigentlichen Schrecken des Krieges in Osteuropa stattgefunden haben“, sagte Kermani.
„Dadurch dass wir nach dem Krieg diese starke Westbindung hatten - aus guten Gründen -, ist der Holocaust aus dem topgrafischen Bewusstsein verschwunden.“ Für sein neues Buch „Entlang den Gräben“ hat Kermani Osteuropa bereist.
OZ