Rostock. Es war ein rundes Gesamtpaket, das Heinz Rudolf Kunze am Sonntag für seine rund 700 Rostocker Fans auf der Kulturbühne Moya geschnürt hatte: Gewohnt rockig mit einem Hauch von Blues, aber auch leisen Tönen schlug er mit seinen Liedern einen Bogen zwischen den 90ern und seinem aktuellen Album, zwischen Musik und gesprochenen Texten, Unterhaltung und Gesellschaftskritik, verpackt als bitterböse Satire.
Mit schwarzem Jackett, Franz Kafka-T-Shirt, lässig gewickeltem Schal und seinem Markenzeichen, der schwarzen Brille, steht der Rockpoet auf der Bühne, neben sich seine musikalische „Verstärkung“
Matthias Ulmer (Keyboards), Leo Schmidthals (Bass), Jens Carstens (Schlagzeug), und Peter Koobs (Gitarre) – bis auf Letzteren langjährige musikalische Weggefährten. Das erste Lied „Es ist in ihm drin“ ist zugleich ein bluesiger Einstieg in Kunzes im Februar erschienenes Album „Deutschland“, mit dem er aktuell auf Tour ist. Und darauf nimmt der Sänger kein Blatt vor den Mund: „Jeder bete für sich allein“, ein Plädoyer für religiöse Toleranz ist ein Song, wie er aktueller nicht sein könnte. Auch mit dem Lied „Deutschland“ thematisiert Kunze das „nervöse Reich der Mitte“, gebeutelt von Terror und Flüchtlingskrise. Neben seinen Liedern bezieht er in Gedichten, scharf pointierten Texten und einem Rap klar politisch Stellung: „Unsere Zukunft wird nicht politisch korrekt, wenn sich bewahrheitet, was in der Gegenwart steckt“, rappt er in Anspielung auf die Wahl-Ergebnisse in MV und andernorts und fordert seine Fans dazu auf, „Farbe zu bekennen“. Das gefällt auch Falk Zimmer aus Rostock, der seit 30 Jahren Heinz-Rudolf-Kunze-Fan ist: „Er hat die Menschen schon damals nachdenklich gemacht, das gelingt ihm bis heute“, sagt der 47-Jährige. Mit Gitarre und Mundharmonika heizt Kunze seinen Fans ein, am Klavier gibt er die nachdenklichen Töne, lässt zwischendurch mit Titeln wie „Wunderkinder“ oder „Meine eigenen Wege“ wohlige Nostalgie aufkommen. Auf den absoluten Kunze-Klassiker „Dein ist mein ganzes Herz“ müssen die Fans bis zur letzten Zugabe warten. „Ich mag seine Texte“, sagt Romi Freymann aus Rostock begeistert. Ein Lieblinglied hat die 46-Jährige nicht.
„Er hat so viele tolle Lieder, da kann man sich einfach nicht entscheiden.“
Stefanie Büssing