Dreimal Jens Spahn, einmal Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK), keine Stimme für Friedrich Merz. So lautet die Bilanz einer OZ-Umfrage unter den 14 Mitgliedern der CDU MV, die als Delegierte auf dem Bundesparteitag in Hamburg das Land vertreten. Nur wenige Mitglieder wollen aussprechen, für welchen der drei Bewerber um den Parteivorsitz sie am Freitag stimmen werden. Einige gehen lieber nicht ans Telefon. Andere wollen noch die Reden der Kandidaten auf dem Parteitag abwarten.
„Jeder ist allein seinem Gewissen verpflichtet.“
„Ich bin unentschlossen“, sagt Landtagsabgeordneter Marc Reinhardt. Er müsse sich noch die Standpunkte der Mitglieder seines Kreisverbandes anhören. Abstimmen würde er jedoch unabhängig davon. Auch Innenminister Lorenz Caffier winkt ab: „Ich will es halten wie beim Fußball, die Entscheidung fällt erst am Ende.“
Eine Vorgabe aus dem Landesverband, wie die Abgesandten wählen sollten, gäbe es nicht. Das Gebot der Stunde lautet: „Jeder ist allein seinem Gewissen verpflichtet.“ Hannes Dettmann aus der CDU-Geschäftsstelle Rostock-Land sieht zumindest einen Trend an der Basis: „Meine Wahrnehmung ist, dass die Mitglieder in Richtung Friedrich Merz tendieren.“ Eine Aussage, die sich im Gespräch mit den Delegierten nicht bestätigt.
Das sagen die Delegierten
„Merz steht für einen veralteten Stil. Das ist nicht angemessen für eine moderne Partei.“ Martina Liedtke wird deshalb AKK ihre Stimme geben: „Sie ist klar in ihren Ansichten und hat, anders als die beiden Herren, nicht versucht, Stimmen mit Polemik einzufangen.“ Auch AKKs Blick auf den Osten hätte die Mitgliederbeauftragte der Frauenunion überzeugt.
Als einer der ersten äußerte Bundestagsmitglied Dietrich Monstadt bereits Mitte November seine Sympathien für Jens Spahn – nennt den 23 Jahre jüngeren gar seinen „politischen Ziehvater“. Ohne seine Wahlentscheidung vorwegzunehmen, sagt er nur: „Meine Sympathien haben sich nicht geändert.“
Auch der Landtagsabgeordnete Sebastian Ehlers spricht sich klar für Spahn und einen Generationenwechsel in der CDU aus. „Das kann mit ihm gelingen.“ Und ein zweiter Punkt ist dem 36-jährigen Schweriner wichtig: „Wir müssen uns klar nach Rechts und von der AfD abgrenzen, das traue ich Spahn zu.“
Ohne Umschweife kommt Philipp Amthor auf den Punkt: „Ich werde Jens Spahn wählen. Ihn kenne ich am besten und stimme aus persönlicher und politischer Verbundenheit für ihn.“ Das sei jedoch keine Absage an Merz und AKK. Auch diese verträten Positionen, die ihm wichtig seinen.
Konservativer Kreis gibt keine Empfehlung
Bundestagsabgeordneter Amthor ist der einzige Delegierte, der auch dem Konservativen Kreis der CDU MV angehört. Dieser gab am Mittwochabend, anders als zuvor angekündigt, kein Votum für einen Kandidaten ab. Mehr als zwei Stunden lang debattierten die 30 Mitglieder, um ihre Entscheidung zu fällen: „Wir sind, auch für mich überraschend, übereingekommen, dass wir keine Namen nach außen geben,“ fasste Sascha Ott, Sprecher des Kreises, schließlich am Mittwochabend das Ergebnis zusammen. „Wir wollen nicht, dass durch unsere Vorbehalte die Delegierten beeinflusst werden.“ Statt eine Empfehlung auszusprechen, hätte man sich darauf geeinigt, lediglich Wünsche zu äußern, die mit der Wahl verbunden seien. „Ein Neuanfang in der CDU ist allen gleichermaßen wichtig. Wir wünschen uns einen Kandidaten, der den verschiedenen Strömungen innerhalb der CDU Angebote macht und mehr Mitsprachemöglichkeiten. Auch eine klare Positionierung zum Osten ist uns wichtig“, so Ott.
Übrigens: Eine der 14 Delegierten aus MV ist Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Zur Umfrage:
Wer hat Ihrer Meinung nach die größten Chancen auf den Parteivorsitz der CDU?
Juliane Schultz