Anklam. „Kanonen — Feuer!“ Es rumst. Volltreffer drüben am anderen Ufer der Peene. Dort stehen die Kanonen der Preußen und der Schweden, der Verbündeten des Schweriner Großherzogtums, denen die freie Republik Peeneland feindlich gegenübersteht. Eine Feuersbrunst erhebt sich, das ganze Flussufer steht kurz in Flammen.
Da ist es am Samstagabend schon dunkel über der Anklamer Freilichtbühne. Aber wer die inzwischen zwölf Spektakel „Die Peene brennt“ kennt, der weiß, dass der Spannungsbogen auf diese Pyro-Schlacht hinausläuft. In diesem Jahr sind es neben Großmächten verschiedene Geheimdienste, die hinter einem Fräulein Schneetod her sind, weil die in Anklam politisches Asyl hat. Das Geschöpf aus dem Schoß des Internets ist das Hirn der Spionage und irgendwie von der Datenautobahn abgekommen. Sogar Gott verlangt mit donnernder Intendanten-Stimme ihre Auslieferung: „Ich muss wissen, ob die mehr weiß als ich.“
Der Autor, Regisseur und Intendant Wolfgang Bordel hat sich wieder schöpferisch inspirieren lassen. „Die Peene brennt“ ist die kulturelle Sensation. Eine Stadt steht auf der Bühne, die Region steht kopf. Kulturpolitik, gesellschaftspolitische Skandälchen und regionaler Klatsch verstrickt in eine pointenreiche Wort- und Kostümschlacht mit ausgelassenen Tanzeinlagen.
Nach Jahren wieder auf der Bühne: Andreas Schorlemmer als Pastor Hain Schwätzig. Das Komiker-Duo Ralf Mauermann und Andreas Brüsch als Unternehmer-Duo Sumpfdotterblume und Rosenblüte, nunmehr verheiratet, weil das mit den Frauen nicht geklappt hat. Puppenspieler Antonio (Torsten Schemmel) zersägt Wahlbürger, um ihre Anzahl für die bevorstehende Wahl zu maximieren. Action und Effekte bestimmten die atemlose Handlung, wenn man über fehlende Anschlüsse oder kleine Pannen hinwegsah. Es ist das Timing von 54 Artisten, Schauspielern, Tänzern, Chorknaben und Bürgern. Eine Woche lang ist Anklam wieder Mittelpunkt der Welt.
Bis 14. September, täglich 19.30 Uhr in Anklam, Peene-Ufer.
Juliane Voigt