Rostock. Das Internet macht dem traditionellen Weinhandel immer mehr Kunden streitig. Bereits rund jeder zweite Weintrinker hat nach den Ergebnissen einer repräsentativen Befragung der Hochschule Heilbronn schon im Internet bestellt. Auch Supermärkte verkaufen immer mehr Wein. Kleinere Weinhändler und Produzenten in MV stellen sich allerdings diesem Trend erfolgreich entgegen.
„Wir merken die Konkurrenz schon“, sagt Thomas Altschul von der Rostocker Weinhandlung Wein & Mehr. Es gebe Kunden, die sich im Laden informieren und dann doch im Internet kaufen. Andere verweisen auf den oft günstigeren Preis im Internet. „Aber der Umsatz ist nicht zurückgegangen“, sagt Altschul.
Auch im Weinhaus Am Markt in Greifswald spürt Inhaber Mirko Taufer keine Einbußen durch die Online-Konkurrenz. „Bei uns können die Kunden probieren, das geht im Internet nicht.“ Zudem profitiere sein Geschäft von der eigenen Weinstube, wo viele Kunden auf den Geschmack kämen und sich gleich noch eine Flasche mitnehmen. „Viel macht auch der Präsentbereich aus. Gerade jetzt vor Ostern wird etwa die Flasche Wein für die Oma doch eher beim Händler gekauft“, sagt Taufer.
Der Geschäftsführer der Discounterkette Netto, Paul Martin Berg, bestätigt dagegen den Trend zum Wein aus dem Supermarktregal: „Die Umsätze steigen leicht einstellig.“ Vor allem deutsche Weine seien bei den Netto-Kunden beliebt. „Wir bauen daher unser Sortiment weiter aus und bieten auch hochwertigere Weine an“, sagt Berg. Laut der Heilbronner Studie geht das Wachstum des Online-Handels auch zulasten der Direktvermarkter. Für das Weingut Schloss Rattey treffe das jedoch nicht zu, sagt Marion Hentschel, die in Rattey den Wein vermarktet. „Die Nachfrage übersteigt das Angebot, und das meiste geht immer noch über den persönlichen Kontakt.“ In den letzten Jahren habe das Weingut sogar noch viele Kunden hinzugewonnen, vor allem Weinhändler in Tourismusregionen und Gaststätten in MV.
Nur etwa fünf Prozent der Produktion werde im Netz verkauft, sagt Hentschel.
In der Hanse Sektkellerei Wismar sind laut Geschäftsführer Jürgen Krug zwar knapp zehn Prozent vom Direktverkauf ins Internet abgewandert, aber: „Die meisten Online-Kunden waren vorher bei uns in der Kellerei. Entscheidend ist, dass sie bei uns kaufen — egal ob vor Ort oder im Internet.“ Krug verweist auf die Vorteile des Handels: „Wer Wert auf Service und Beratung legt, geht weiter zum Händler — sonst würde es nicht mehr so viele davon geben.“ So stehe im Internet oft nur, dass ein Wein oder Sekt zu Fisch passe. „Der Händler kann dagegen spezielle Empfehlungen zu einem Gericht geben“, erklärt Krug.
Im vergangenen Jahr war der Umsatz mit Wein laut Deutschem Weininstitut um rund ein Prozent auf sechs Milliarden Euro zurückgegangen. Rund 14 Millionen Hektoliter Wein wurden verkauft. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hatte den Anteil der Online-Umsätze in einer Untersuchung für das Jahr 2014 auf rund fünf Prozent beziffert.
OZ-Weinschule zum Thema Champagner am 7. April
Wein-Informationen aus erster Hand bietet die OSTSEE-ZEITUNG interessierten Lesern künftig viermal jährlich bei der neuen OZ-Weinschule. Als kompetenter Partner mit im Boot ist Jan-Hendrik Brincker, Inhaber und Geschäftsführer der Rostocker Weinhandlung Harms & Steder. Zum Auftakt werden am 7. April diverse Flaschen Champagner entkorkt und verkostet.
Soirée zum Thema Champagner mit Raymond Ringeval, Exportdirektor bei Champagne Palmer & Co., Reims, Frankreich, und dem Rostocker Weinhändler Jan-Hendrik Brincker am
Donnerstag, 7. April, 19.30 Uhr, im Foyer des OZ-Medienhauses,
Richard-Wagner-Straße 1a, Rostock. Mit Verkostung und anschließender Druckereibesichtigung.
Einlass ab 19.15 Uhr
Tickets zum Preis von 48 Euro, mit OZ-Abo-Karte ermäßigt für 44 Euro,
in allen OZ-Servicecentern
oder im Internet unter
• http://shop.ostsee-zeitung.de
Von Axel Büssem und Martin Oversohl