In etwa einem Jahr wird das neue Rechenzentrum der Universität Greifswald am Campus Beitzplatz fertig sein. Das kündigte Stefan Wenzl, der Leiter der Hochbauabteilung im Landesfinanzministerium, beim Richtfest am Donnerstag an. Etwa zehn Millionen Euro aus Landes- und EU-Mitteln werden investiert.
„Es wird das modernste und effektivste Rechenzentrum Deutschlands“, sagte Wenzl. Es werde nicht nur den optimalen Rahmen für das digitale Herz der Universität bieten, sondern auch ansprechend architektonisch gestaltet. Das Seminar- und Verwaltungsgebäude bekommt eine Fassade aus Keramikplatten, vergleichbar mit dem Genomforschungsinstitut am Beitzplatz.
Besonders mit seinem Energiekonzept setzt das Rechenzentrum Maßstäbe. Während anderswo Server mit großem Energieaufwand gekühlt werden, wird in Greifswald ein anderer Weg gegangen. Das Seminar- und Verwaltungsgebäude wird vollständig mit der Abwärme der Server beheizt, es bleibt sogar noch etwas für das Institut für mikrobielle Genomforschung (Fungene) übrig. Das wird zu 30 Prozent mit Serverwärme beheizt, so Wenzl. „Wir sparen auch 15 Prozent der sonst nötigen Elektroenergie.“
Rektorin Prof. Johanna Weber betonte, dass die Zeiten, als Innovationen aus Bruchbuden und Garagen kommen vorbei seien. Das Sammeln, Speichern, Sichern und Auswerten von Daten sei für die Wissenschaft heute Grundvoraussetzung, das Rechenzentrum sei darum geradezu das Herz der Uni. „Nicht nur die Mitarbeiter des Rechenzentrums erwarten die Einweihung sehnlichst“, sagte sie. Denn das jetzige Gebäude des Rechenzentrums stehe kurz vor dem Zusammenbruch. Es wurde 1971 eingeweiht und soll nach Bezug des Neubaus abgerissen werden.
Energie- und Digitalisierungsminister Christian Pegel (SPD) bekannte, dass er der Erste im Freundeskreis mit einer E-Mail-Adresse war. „Als ich 1995 zum Studium nach Greifswald kam, erzählte der Dekan, dass die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät ein eigenes Computerkabinett hat, in dem man E-Mails schreiben kann“, berichtete der Jurist. Die Zeiten änderten sich. Auch für die Uni Greifswald spiele die Digitalisierung eine immer größere Rolle. Pegel lobte das Energiekonzept, das viel mehr bringe als der Show-Effekt von ein paar Solarpaneelen, die oft gefordert würden.
Als Prof Ralf Schneider 2011 Direktor des Rechenzentrums wurde schon der Neubau geplant. 2016 sollte endlich Baustart sein, es wurde 2018. Launig vermutete Schneider, dass man ihn wegen seiner Erfahrung mit Bauverzögerungen berief. Er war zuvor beim Institut für Plasmaphysik, dort betrug die Verzögerung beim Fusionsexperiment zehn Jahre.
Eckhard Oberdörfer