Die Gastronomie im Kreis Vorpommern-Greifswald kriegt die Schulnote 2,9. Das Studium eine 3. Der öffentliche Personennahverkehr eine 4 plus.
Unter anderem so bewerten junge Leute bis 30 Jahre die Angebote in der Region. Das zeigt eine Studie, die die Berliner „Tourismus- und Regionalberatung“ (BTE) zusammen mit dem Kreis im November und Dezember online durchgeführt hat. 450 Schüler und Studenten nahmen daran teil, ihre Meinungen und Wünsche sollen nun in konkreten Planungen der Verwaltung zur Entwicklung des Landkreises eine Rolle spielen.
Ein Ergebnis der Umfrage, das die Kreisverwaltung besonders hervorhebt: 80,1 Prozent der Befragten geben an, gern bis sehr gern im Landkreis zu leben (insgesamt 364 Personen). Und immerhin ein Drittel von ihnen kann sich vorstellen, nach dem Abschluss an der Schule oder Uni auch in der Region zu bleiben.
Guckt man sich genauer an, wie zufrieden die Befragten mit einzelnen Angeboten im Landkreis sind, sieht es allerdings weniger rosig aus. Die Schulnote 1 oder 2 haben sie kein einziges Mal vergeben, fast alle Angebote sind aus Sicht der Befragten nur „befriedigend“ oder „noch befriedigend“ (siehe Info-Text). Am schlechtesten schneidet der Öffentliche Personennahverkehr ab: mit der Note 3,7. Das ist wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass immerhin 41 Prozent der Befragten in Dörfern und zwölf Prozent in kleineren Orten wie Loitz, Heringsdorf oder Zinnowitz leben, während 17 Prozent aus etwas größeren Städten wie Anklam und Wolgast kommen und 28 Prozent aus Greifswald. Ein Beispiel: Wer im Dorf wohnt und mit dem Bus von Vargatz nach Greifswald fahren will, hat morgens genau eine Möglichkeit: den Schulbus nehmen. Zurück fährt er am Nachmittag. Von Papendorf nach Wolgast verkehren zwei Busse am Mittag, zwei am Nachmittag, einer früh morgens – das alles aber nur an Schultagen.
Und selbst in Greifswald bedauern junge Leute, dass der Überlandverkehr eher dünn aufgestellt ist. „Ich finde es schade, dass man in der Umgebung ohne Auto nirgendwo hinkommt“, sagt etwa Medizinstudentin Hanna Brandt, 26. „Dadurch ist es schwierig, hier Ausflüge zu machen“, findet sie.
„Was muss im Landkreis unbedingt verbessert werden?“ Als Antwort auf diese offene Frage nannten über 100 der Befragten denn auch den Öffentlichen Personennahverkehr (weitere Antworten im Info-Text).
Die größte Stärke des Landkreises sehen sie dagegen in der Natur. Fast 200 junge Leute erklärten, „Natur, Landschaft, Wasser“ gefallen ihnen am besten in der Region. Auch „die netten Menschen“ sowie „die Ruhe und Ländlichkeit“ gelten als Pluspunkte.
Das allein reicht aber nicht allen, um zu bleiben: Etwa jeder dritte Befragte (31,3 Prozent) kann sich der Studie zufolge nicht vorstellen, nach dem Abschluss hier zu bleiben, ein weiteres Drittel ist noch unentschieden. Mit einem höheren Lohnniveau, mehr Jobangeboten sowie bedarfsgerechtem Wohnraum könnte es aber gelingen, Bewohner vom Bleiben zu überzeugen, meinen viele Befragte.
Die Ergebnisse der Studie werden von der Kreisverwaltung zur Zeit noch genau ausgewertet und sollen im Integrierten Regionalen Entwicklungskonzept berücksichtigt werden. Mit diesem Konzept will der Kreis wichtige Entwicklungsziele, Handlungsfelder und Schwerpunktmaßnahmen herausstellen, um eine Strategie für die weitere Entwicklung zu entwerfen. Am 25. Juni soll der Kreistag über das Konzept abstimmen.
Einzelne Ergebnisse aus der Jugendumfrage zum Landkreis Vorpommern-Greifswald
Wie zufrieden bist Du mit folgenden Dingen im Kreis (ausgedrückt in Schulnoten)?
Straßen: 3,3
ÖPNV: 3,7
Radwege: 3,2
Internet: 3,4
Schulen: 3,4
Ausbildung: 3,4
Studium: 3,0
Wohnungsangebot: 3,3
Ärzte/KH: 3,3
Einkaufen: 3,2
Sport: 3,2
Kultur: 3,3
Freizeit: 3,3
Beratung/Unterstützung: 3,2
Gastronomie: 2,8
Natur: 3,0
Was muss unbedingt verbessert werden?
Öffentlicher Nahverkehr: über 100 Nennungen
Schulen: rund 70
Allgemeine Freizeitangebote: 42
Internetanbindung samt WLan: 38
Fahrradwege: 38
Im Bereich Natur/ Wirtschaft/ Lage wurden das Wohnangebot, das Lohnniveau und der Naturerhalt am häufigsten genannt:
12 bis 14 Mal.
450 junge Leute zwischen 8 und 30 Jahren haben an der Studie teilgenommen, das Durchschnittsalter der Befragten liegt damit bei 17,5 Jahren. Fast 54 Prozent von ihnen sind Gymnasiasten, 12 Prozent besuchen eine Regionale Schule, 16 Prozent studieren. Etwa jeder vierte Befragte lebt in Greifswald.
Mehr Infos zur Studie auf www.kreis-vg.de/
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Sybille Marx