Kemnitz. Alles ungewiss. Das ist, auf den Punkt gebracht, die Antwort auf die Frage, ob und wann das verkehrsgeplagte Dorf Kemnitz östlich von Greifswald eine Umgehungsstraße erhält.
Die Prüfung befindet
sich in einem sehr frühen Planungsstadium.“Infrastruktur-Ministerium zum Bau
einer Ortsumgehung für Kemnitz
Kai Pörschke hat diese Antwort schwarz auf weiß. Ende März hatte der Vater zweier Kinder einen Eilantrag an den Petitionsausschuss des Schweriner Landtags gerichtet. Genervt vom starken Fahrzeugaufkommen vor seiner Haustür und beunruhigt über das mitunter rasante Tempo von Autos, bat Pörschke das zehnköpfige Gremium um Beistand.
Der Ausschuss, der sich mit Vorschlägen, Bitten und Beschwerden von Bürgern auseinandersetzt, hat in der Angelegenheit Kemnitz noch nichts entschieden. Immerhin gibt es inzwischen eine Stellungnahme aus dem Ministerium für Infrastruktur. Die spricht Bände: Das Straßenbauamt Stralsund, teilte das Ministerium mit, prüfe derzeit eine alternative Verkehrslösung für Kemnitz. Die Prüfung befinde sich in einem sehr frühen Planungsstadium, sodass Aussagen zur Realisierung noch nicht möglich seien. Das Ministerium wies darauf hin, dass der Bau einer Ortsumgehung davon abhänge, ob entsprechend viel Geld verfügbar sei.
Es scheint, als sei das Los der Kemnitzer in der fernen Landeshauptstadt kein Thema mehr. Mittlerweile ist es sieben Jahre her, dass sich Landtagspolitiker ein Bild von der Verkehrssituation hier machten. Damals besuchte der Arbeitskreis Bau, Verkehr, Landesentwicklung der CDU-Fraktion die Gegend. Und Egbert Liskow, seinerzeit noch verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion, betonte die Notwendigkeit von Infrastrukturmaßnahmen.
Der Bund hatte im Frühjahr 2009 eine Machbarkeitsstudie zur Verkehrsentwicklung des Industriestandortes Lubmin in Auftrag gegeben. Sie sollte auch Aussagen zu einer Verkehrsentlastung des Dorfes Kemnitz enthalten. Fachleute favorisierten den Neubau einer Straße, die ihren Ausgang an der B 109 zwischen Greifswald und Diedrichshagen nehmen und bis Höhe Kemnitz parallel zur Bahnstrecke Greifswald - Lubminer Heide verlaufen sollte, um schließlich in einem Schlenker um Kemnitzerhagen hinter Kemnitz an die Landesstraße Greifswald - Lubmin anzudocken. Die Kosten für eine solche Trasse wurden damals auf rund sechs Millionen Euro geschätzt.
Im Juni 2010 stellten Vertreter des Verkehrsministeriums und des Landes-Straßenbauamtes Stralsund klar, dass es mindestens weitere fünf Jahre brauche, den Bau einer Ortsumgehung für Kemnitz rechtlich und planerisch vorzubereiten.
Ihn überrasche, dass das Infrastrukturministerium jetzt von einem sehr frühen Planungsstadium spreche, merkte Kai Pörschke dieser Tage in einem nochmaligen Schreiben an den Petitionsausschuss des Landtags an. Der hat inzwischen auch den Landkreis um eine Stellungnahme zum Fall Kemnitz gebeten.
Sven Jeske