Trent. 50 Jahre ist es her, dass zum letzten Mal Kirchenglocken auf einem Kremserwagen durch die Trenter Ortsteile kutschiert wurden. Aber manche Traditionen sind im Leben einer Gemeinde derart tief verwurzelt, dass die Zeit ihnen nichts anhaben kann: Ein halbes Jahrhundert nach der Rundfahrt der 1966 in Apolda hergestellten Hartgussglocke wurden am Pfingstwochenende den Bewohnern von 13 Dörfern und Ansiedlungen die zwei neuen Glocken der St.-Katharinen-Kirche präsentiert.
Jetzt ist das Geläut wieder vollständig, nachdem 1917 zwei Glocken aus dem Kirchturm abgehängt und zur Waffenproduktion eingeschmolzen worden waren. „Über 30000 Euro wurden gesammelt, um die Glocken herstellen zu können“, sagt Pastor Martin Holz. „Es hat mich tief beeindruckt, mit welcher Hingabe die Menschen an die Verwirklichung des Vorhabens herangingen.“ Holz freut sich besonders über das Bekenntnis der Gemeindevertreter zu ihrer Kirche: „5000 Euro hat die Gemeinde beigesteuert.“
Die Route am Pfingstmontag begann an der St.-Katharinen-Kirche in Trent, ging über Hasenburg, Freesen, Garditz und Ganschvitz, erst einmal wieder zurück nach Trent, wo um die Mittagszeit andere Kinder auf den Kutschwagen aufstiegen, der die Glocken begleitete. Für den sicheren Transport der Klangkörper sorgten der Trenter Fuhrmann Wilhelm Neubauer (68) und Sohn Matthias. „Diese Tradition ist uralt“, sagt Pastor Holz über die Kutschfahrt. „Auch, dass die alten Glocken läuten, wenn die neuen dann endlich ins Dorf zur Installation gebracht werden und diese praktisch begrüßen, hat eine lange Tradition.“
Am 29. Mai findet in der Trenter Kirche ab 14 Uhr ein Festgottesdienst für die neuen Glocken statt. Gleichzeitig hat der Kirchturm seinen 400. Geburtstag, er wurde im Jahr 1616 fertiggestellt. Zu dem Ereignis werden Kinderspiele im Pfarrhof angeboten.
Jens-Uwe Berndt