Sagard. Dobberworth, eines der größten norddeutschen Hügelgräber Rügens, und weitere Funde aus der Bronzezeit beweisen, dass im Raum Sagard schon lange vor Christi Geburt reger Betrieb herrschte. „Zagard“ heißt im Slawischen „bei der Burg“. Vermutlich gab es also auch einmal einen slawischen Wall, der inzwischen nur noch hier und da zu erkennen ist. 1250 findet sich der Ortsname erstmals in einer Urkunde. Dank ihrer zentralen Lage auf der Halbinsel Jasmund entwickelte sich die Siedlung zum Marktflecken mit Händlern und Handwerkerstuben. Drei Jahrzehnte später allerdings, als Wallensteins Truppen auf der Insel hausten, „ging das Städtlein Sagard größtenteils in Flammen auf.“ Auch 1743 wurde „unser Ort von einer erschrecklichen Feuersbrunst heimgesucht“, berichtet die Kirchenchronik. Offenbar hatte der Nachtwächter, der ein paar Jahre davor zur Sicherheit der Bewohner angestellt worden war, geschlafen.
1782 lebten immerhin 1500 Menschen in Sagard. Zehn Jahre später gab es eine Schule im Dorf. Zu dieser Zeit pendelten schon lange Postboten zwischen Sagard und Stralsund oder Bergen. Dennoch herrschte Armut: „Die Handwerker“, schrieb der Pastor 1785, „können sich aber ebenso wenig wie die Krämer von ihrem Handwerk sowie vom Handel ernähren.“ Das Elend wurde nicht kleiner, als 1807 die Franzosen in Sagard einzogen und Kontributionen verlangten. Doch die „Franzosenzeit“, so beklagte der Rügener Zeitzeuge Carl Friedrich Droysen, brachte noch ein anderes Übel mit sich: „... die unter den Dienstboten zunehmende ... Liederlichkeit und Prachtliebe“. Die Strafe für die Sittenlosigkeit, nämlich „Schwängerungen, Krätze und Lustseuche“ ließ nicht lange auf sich warten. S. Gilbert
OZ