Stralsund. Der Gast in der Pizzeria wollte sich nicht beruhigen. Sein Schimpfen ging schnell über ins Randalieren. Als der Besitzer der gastlichen Stätte ihn hinauswerfen lassen wollte, bedrohte ihn der Aufgebrachte auch noch mit dem Tode – er werde ihn abstechen. Der Wirt ließ sich das nicht gefallen und rief die Polizei. Als der Wüterich nun merkte, dass es ernst wurde, suchte er das Weite.
Ortswechsel. „Kollegen bemerkten einige Zeit später einen Mann, der auf einem pinkfarbenen Damenrad mit rotem Sattel unterwegs war“, erzählt Dietmar Grotzky. Der Leiter des Polizeihauptreviers weiß
auch, dass da durchaus noch mehr auffällig war an dieser merkwürdigen Fuhre. „Der Radler hatte große Schwierigkeiten mit dem Geradeausfahren.“ Doch als die Beamten den Schwankenden anhalten und kontrollieren wollten, ging der samt Rad stiften.
Der Besatzung eines Streifenwagens fiel kurz darauf ein Mann auf, der sich am Straßenrand offenbar heftig mit einer Frau stritt. „Wie sich später herausstellen sollte, bedrohte er die 25-Jährige damit, sie töten zu wollen“, berichtet Grotzky. Er wolle sie abstechen oder erschießen, tönte er und griff sich dabei an den Hosenbund, aus dem ein schwarzer Gegenstand hervorschaute.
Als jedoch das Polizeiauto plötzlich neben den beiden hielt, sprintete der Mann quer über beide Fahrspuren durch den fließenden Verkehr auf die andere Straßenseite, wo ein pinkfarbenes Fahrrad stand.
Doch diesmal entwischte er den Beamten nicht. Als sie ihn erreicht hatten, schlug ihnen ein scharfer Alkoholdunst entgegen. „Hinter der Fahne steckten immerhin 2,36 Promille“, weiß der Revierleiter. Zudem wurde schnell klar, dass die Polizisten einen alten Bekannten vor sich hatten. Der 29-jährige Obdachlose hatte es bereits auf 50 Einträge im Polizeicomputer gebracht.
„Das hielt ihn aber nicht davon ab, die Kollegen gleich auch noch mit dem Tode zu bedrohen“, sagt Dietmar Grotzky. Dafür legte sich der gebürtige Rostocker schnell mal eine russische Abstammung zu.
Und dann verkündete er, dass er durchaus genug Landsleute kenne, die den Job für ihn erledigen würden. „Bewaffnet war er übrigens nicht“, sagt Grotzky. Das, was da so gefährlich aus seinem Hosenbund schaute, war ein Mini-Lautsprecher fürs Handy, den er aus einem Drogeriemarkt hatte mitgehen lassen. Dennoch hatte der Mann mit seinen Todesdrohungen aus dem Alkoholnebel an jenem Vormittag reichlich Leute erschreckt und verärgert.
Entsprechend lang ist die Liste der Anzeigen, die ausgefertigt wurden. So wegen mehrfacher Bedrohung, wegen Trunkenheit im Straßenverkehr und wegen Ladendiebstahls.
Jörg Mattern