Kommt er nun oder nicht? Die Frage, ob Stralsunds Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) zur Eröffnung des 3. Stralsunder Mittelstandstages erscheint, wurde im Vorfeld in lokalen Unternehmerkreisen heftig diskutiert. Es ging das Gerücht um, der Rathauschef sei pikiert gewesen angesichts der Kritik aus unterschiedlichen Wirtschaftsverbänden an der ins Stocken geratenen Stadtmarken-Entwicklung. Doch kurz vor 11 Uhr erschien der OB zur Veranstaltung der Stralsunder Mittelstandsvereinigung (SMV) auf dem Alten Markt, um die Veranstaltung gemeinsam mit SMV-Vorstandschef Stefan Suckow zu eröffnen. Zwischen Badrow und Suckow war keine Distanz zu spüren, ganz im Gegenteil, die beiden Männer hatten nur freundliche Worte auf den Lippen.
Badrow lobte die Leistungen der Stralsunder Wirtschaftsvertreter in höchsten Tönen, Suckow betonte, dass der lokale Mittelstand „das Rückgrat der heimischen Wirtschaft“ ist. Es lohne, sich in Stralsund als Unternehmer zu engagieren und zu investieren, weil es „einfach eine geile Stadt“ für Einheimische und Touristen ist, so Suckow wörtlich. Bei der bestens besuchten Veranstaltung auf dem Alten Markt stellten sich die Stralsunder Wirtschaftsjunioren erstmals einer großen Öffentlichkeit vor. Peter Stagge, Chef der Wirtschaftsjunioren in Stralsund, unterstrich in seiner Rede, dass junge Unternehmer unter 40 Jahren deutschlandweit mit 120 Milliarden Euro an Umsätzen das Bruttosozialprodukt gehörig mit steigern.
Die jungen Stralsunder Unternehmen kooperieren mit der lokalen IHK-Geschäftsstelle in der Hansestadt und finden bei deren Leiter Karsten Liefländer stets ein offenes Ohr. „Die Nachwuchsförderung und die anstehenden Unternehmensübergaben an die nächste Generation stehen bei uns im Fokus und diesen Prozess wollen wir mit begleiten“, so Liefländer.
Nach den offiziellen Worten absolvierte Stadtoberhaupt Badrow einen Rundgang und schaute an fast allen 34 Aussteller-Ständen vorbei. Am Stand der Hochschule Stralsund griff Badrow sogar zum Lötkolben und bestückte eine Platine mit Leuchtdioden, die in Form eines Herzens angeordnet waren. Beim Zwischenstopp am Stand des Elektro- und Sanitärbetriebs „Mülling & Krohn“ ließ er sich von den Azubis die Funktionsweise einer sogenannten Press-Gun erklären. Dieses Gerät, das mit einer Pistole nur entfernt etwas zu tun hat, kann Metallrohre ohne große Kraftanstrengung miteinander verbinden.
Mit einem kritischen Blick verfolgte der Gastronom Lutz Wendefeuer, Betreiber der Wulflamstuben, das Geschehen auf dem Alten Markt. „Stralsund ist mit seinen Kapazitäten für Touristen in jeglicher Hinsicht längst an seine Grenzen gestoßen, denn uns fehlt das qualifizierte Personal, die Bedürfnisse der Gäste qualitätsgerecht zu befriedigen.“ Hotels würden bereits schließen oder ihr Frühstücksangebot einstellen, weil ihnen die entsprechenden Servicekräfte fehlen.
Dass Politiker in der Stralsunder Bürgerschaft darüber sinnieren, auf der Hafeninsel noch ein weiteres Hotel entstehen zu lassen, ist für den Stralsunder Gastronomen nicht nachvollziehbar. Wirtschaft verlaufe immer zyklisch und wenn mal wieder nur eine kleine Rezession am Horizont erscheint, sitzt auch das Geld von Stralsund-Touristen nicht mehr so locker.
Christian Rödel