Bansin. Es ist Judounterricht in der Sporthalle Bansin. Fünf Kinder der SG Medizin Bansin stehen im Kreis und erwärmen sich für die kommende Stunde. Sie laufen hin und her, hüpfen, springen und bewegen ihre Arme in alle Richtungen. Mittendrin steht Hartwig Offhauß. Der 77-Jährige leitet die Kinder an, gibt ihnen Kommandos und erklärt ihnen wichtige Handgriffe des Judos.
Seit 1989 ist der ehemalige Grenzpolizist im Kampfsport aktiv. „Bei der Polizei gab es die militärische Selbstverteidigung. Darauf baue ich hier auf“, erklärt der 77-Jährige, der nach seiner Schulzeit zunächst eine Ausbildung als Schäfer begann. „Judo ist der sanfte Weg der Selbstverteidigung. Hier geht es nicht um Schlagen und Treten wie in manch anderen Sportarten“, erklärt der Familienvater, Opa und Uropa. „Gerade für junge Frauen und Mädchen ist Selbstverteidigung wichtig. Sie stärkt das Selbstbewusstsein und die körperlichen Fähigkeiten“, erklärt Offhauß. Er bedauert aber auch, dass viele Jugendliche mit der Pubertät mit dem Sport aufhören. „In der Regel setzen sie zwei Jahre aus, kommen dann aber wieder. Ich habe schon die Kinder von meinen ehemaligen Schülern trainiert. Das macht mir Spaß“, sagt Offhauß.
Wenn Hartwig Offhauß nicht zwei Mal in der Woche für mehrere Stunden mit den Kindern und Jugendlichen auf der Matte steht, joggt er drei Mal in der Woche durch den Wald. Neun Kilometer läuft er in einer Stunde. „Mehr geht nicht mehr. Früher musste ich viel mehr laufen. Ich war für die Ausbildung der Polizeihunde zuständig. Die haben mich auch auf Trab gehalten“, sagt er.
Und wenn er mal wirklich nichts mit Sport zu tun hat und nicht mit Freunden Volleyball spielt, nimmt er den Pinsel in die Hand. „Als Rentner hat man ja nie Zeit für andere Sachen“, sagt der gebürtige Thüringer scherzhaft, der zwischen Gotha und Erfurt in ländlicher Umgebung aufgewachsen ist. „Hauptsächlich male ich Aquarelle von Landschaften und natürlich maritime Motive. Davon gibt es auf der Insel ja genug.“
Wenn die Bansiner Jugendtreff-Leiterin Kerstin Heim nach den Eigenschaften von Hartwig Offhauß gefragt wird, beschreibt sie ihn als „tougher Typen“. „Ich wäre froh, wenn ich in dem hohen Alter noch so fit bin. Dann wäre ich richtig glücklich“, sagt die 48-Jährige, die den Judotrainer seit 16 Jahren kennt und mit ihm zusammenarbeitet. „Wir sind mit den Jahren zu einer großen Familie im Jugendtreff geworden“, sagt sie. Und, so fügt sie hinzu, noch nie sei eine Judostunde krankheitsbedingt ausgefallen. „Es wurde immer dafür gesorgt, dass die Stunden stattfinden“, sagt Kerstin Heim.
Auch sein Trainingspartner Jörg Henke findet nur lobende Worte für Hartwig Offhauß. „Dieses Engagement für den Judosport ist einmalig. Er holt die Kinder von der Straße und lehrt sie auf spielerische Weise Bewegung und Koordination“, sagt der 50-Jährige, der selbst seit 40 Jahren den Judosport betreibt und mit einer kleineren Unterbrechung 20 Jahre mit Hartwig Offhauß zusammenarbeitet. „Wir fahren auch zu Wettkämpfen in die nähere Umgebung. Dort stehen einige unserer Sportler immer auf dem Treppchen. Das macht uns stolz“, erzählt Henke.
Durch engagierte Ehrenamtler funktioniert das Leben besser. Oft unterstützen sie auf Vereinsebene oder als Privatperson Kinder und Jugendliche, sind unermüdlich. Genauso oft tun sie das sehr bescheiden und ohne große Worte.
Deshalb, liebe Leser, schicken Sie uns bitte Vorschläge: Wer hätte es verdient, geehrt zu werden? Wir wollen diese „guten Geister“ auch gern im Blatt vorstellen und würdigen.
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Hannes Ewert