Heringsdorf. Seit drei Wochen spielen sie Doppelpass im Steigenberger Grandhotel: Stefan „Paule“ Beinlich und Ulrich „Uli“ Borowka. Die beiden Ex-Profis geben beim Public-Viewing in der EM-Arena bzw. im Kaminzimmer des Hauses den „Kahn“ bzw. den „Scholli“ – und sie tun das mit Bravour , wie Hotelchef Carsten Willenbockel attestiert. „Die beiden machen das auf ganz herzliche Weise“, sagt er.
Borowka, der für Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen 388 Bundesligaspiele bestritt und als beinharter Abwehrspiele 19 Tore erzielte, gab das Lob zurück: „Es macht auch uns einen Heidenspaß.“
Trotz der drei Wochen im Hotel habe er noch keinen Lagerkoller. Dafür sorge zum einen die grandiose Insel, aber auch das Privatduell auf dem Golfplatz mit Beinlich, in dem Borowka mit 5:3 führt.
Borowka hat vor vier Jahren mit seiner Autobiografie „Volle Pulle – Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker“ für Aufsehen gesorgt und sich eines Tabus – nicht nur im Fußballsport – angenommen. Mit seinem Verein „Suchtprävention und Suchthilfe“ bietet er seit 2013 eine Anlaufstelle für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen. Mit dem DFB liegt der Ex-Nationalspieler über Kreuz.
Nicht zuletzt, weil ihn der frühere Präsident Wolfgang Niersbach „wie einen suchtkranken Alkoholiker“ behandelt habe, als er ihn um Unterstützung seiner ehrenamtlichen Arbeit gebeten hatte. Daraufhin hat Borowka seine Trainer-A-Lizenz zurückgeschickt und seinen Austritt aus dem Club der Nationalspieler erklärt.
Doch zurück zum Fußballtalk im Steigenberger. Mit Paule bildet Uli eine ideale Achse – der eine Mittelfeldlenker, der andere Turm in der Abwehr. So kommen sie zuweilen auch zu unterschiedlichen Einschätzungen. „Paule sagt Foul, und ich sage Schwalbe“, lacht Borowka. An seinem Gegenüber schätzt er dessen Sachverstand. Er sehe, was die taktische Umstellung ist und was Jogi Löw vorhat.
Für das heutige Duell mit Erz-Rivale Italien sind sie sich einig: Deutschland beendet die schwarze Serie und gewinnt. 3:0 lautet der Tipp von Stefan Beinlich und 1:0 der von Ulrich Borowka. Hotelchef Carsten Willenbockel tippt auf ein 3:1. Nur Küchenchef Mario Mantovani kann sich nicht so recht festlegen. Der Deutsch-Italiener sagt ein 1:1 voraus. Nun ja, im Elfmeterschießen gewinnen ja eh immer die Deutschen.
Dietmar Pühler