Heringsdorf. Aus! Aus! Das Spiel ist aus! Noch vor dem Anpfiff der Fußballweltmeisterschaft im Sommer in Brasilien scheint das Public Viewing am Strand von Heringsdorf abgeblasen zu sein. Und nicht nur der Fußballstrand ist in Gefahr. Der Finanzausschuss der Kaiserbäder empfiehlt, auch die Modenschau Baltic Fashion Award abzusagen — aus Kostengründen.
Diese sind schnell erklärt: In der Haushaltskasse der Gemeinde klafft ein großes Loch. 1,864 Millionen Euro um genau zu sein. „Deswegen konnten wir noch keinen Haushalt beschließen“, sagt der Vorsitzende des Finanzausschusses, Joachim Saupe (CDU). Zu groß sei das Defizit zwischen Einnahmen und geplanten Ausgaben. Doch ohne beschlossenen Haushaltsplan können keine sogenannten freiwilligen Ausgaben, zu dem Fußballstrand und Modenschau gehören, getätigt werden. Die Gemeinde muss sparen.
35 000 Euro kostet beispielsweise das Aufstellen der Technik und der 35 Quadratmeter großen Leinwand für das Fußball-Spektakel. Die Modenschau würde die Gemeindekasse mit 100 000 Euro belasten. „Wenn wir nur einen Euro besitzen, können wir nicht zwei ausgeben“, sagt Saupe. Er findet es ungewöhnlich, dass Ende März noch kein Haushalt vorliegt und vermutet sogar: „Dass wir es vor der Wahl im Mai nicht mehr hinbekommen.“
Drei Beratungen gab es bereits im Finanzausschuss. In der jüngsten wurden Sparvorschläge aufgelistet. Einige wurden von den Gemeindevertretern angenommen. Der Neubau einer Halle für den Bauhof Ahlbeck ist beispielsweise gestrichen. Immerhin ein Ersparnis von 180 000 Euro.
Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Helmut Friedrich (UWG), bestätigt, dass auch die Neugestaltung der Promenade in Bansin „vom Tisch“ ist. Die Straßenlaternen werden nicht auf LED-Leuchten umgestellt und die Bauarbeiten in der Heringsdorfer Puschkinstraße gehen zwar weiter. „Allerdings wird es länger dauern, als geplant“, sagt Saupe.
„Wir befinden uns in einer höchst brisanten Situation. Alle Investitionen werden durch den nicht beschlossenen Haushalt blockiert“, erklärt Friedrich. Dass nun sogar die Übertragung der Weltmeisterschaft dran glauben muss, tut ihm besonders leid. Der Entschluss sei damit begründet worden, dass die Spiele in etlichen Hotels und Gaststätten für ein öffentliches Publikum ausgestrahlt werden. Dort sei die Möglichkeit gegeben, das Sportereignis gemeinsam anzuschauen.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer existiere aber noch, sagt der Vorsitzende des Heringsdorfer Parlamentes. In der nächsten Gemeindevertretersitzung werden die Abgeordneten noch einmal über die Veranstaltung zur Fußball-WM sprechen. „Aber es sieht eher schlecht aus“, so Friedrich. Der nächste Versuch einen Haushalt zu beschließen, findet morgen statt.
Morgen, 18 Uhr, Rathaus Ahlbeck
Carolin Riemer