Die Wolgaster St. Petri- Gemeinde hat ein selbstgestecktes, ehrgeiziges Ziel: Am 31. Oktober 2017, dem Reformationstag, sollen die neuen Glocken wieder läuten und die Einwohner von Wolgast zum Gottesdienst einladen. Das Problem ist, dass die Glocken bisher im Eingangsbereich des Gotteshauses stehen und auf ihre Verwendung im Glockenstuhl warten. Bislang fehlte es am Geld, doch nun soll es in die Umsetzung des Projektes gehen.
Gestern Vormittag gingen Mitglieder der Kirchgemeinde und Glockenexperte Udo Griwahn aus Grimmen der wichtigsten Frage nach – nämlich „wie“ die Glocken von oben nach unten und umgekehrt transportiert werden sollen. Ulrich Kober, Mitarbeiter des Gemeindebüros, zeigte Bilder aus dem Jahr 1963, als die jetzigen Glocken mithilfe eines Flaschenzuges nach oben gezogen wurden. Zahlreiche Interessierte verfolgten damals das Spektakel vor dem Kirchenportal.
Die Glocken, da ist sich das Quartett sicher, werden dieses Mal wieder über die Außenwand ins Innere kommen. Denn: Die Klangkörper sind zu breit, um sie durch ein vorhandenes Loch nach oben zu ziehen. Dieses Mal ist ein Gerüst notwendig, um die Arbeiter abzusichern. Die alten Glocken bestehen aus Stahl. „Mit der Zeit leidet die Qualität der Glocken. Die Töne klingen vielleicht nicht mehr so, wie sie sollen. Und: Die Stahlglocken sind aufgrund der salzhaltigen Luft anfälliger für Rostschäden“, erklärt Kober. Das neue Geläut besteht aus Bronze. „Die Haltbarkeit ist für eine viel längere Zeit gewährleistet. In Pommern gibt es Bronzeglocken aus dem Jahr 1366. Das zeigt, wie lange diese in den Kirchen halten“, erklärt Joachim Huse, Pastor im Ruhestand. Im Januar dieses Jahres wurde die fünfte Glocke für das Gotteshaus aus Kassel geliefert. „Diese besteht ebenfalls aus Bronze und trägt den Namen ,Dank’“, erklärt Kober. Die anderen vier Glocken stehen bereits seit 2012 im Eingangsbereich des Gotteshauses.
65000 Euro Spendengelder sind nötig, um die neuen Glocken an ihren Bestimmungsort zu bringen. „In den vergangenen Jahren haben die Kirchenbesucher – das waren etwa 38 000 Personen pro Jahr – regelmäßig Geld gespendet“, erklärt Ulrich Kober. Das Problem ist laut Glockenexperte Udo Griwahn der Glockenstuhl. „Die Balken greifen aufgrund ihres schlechten Zustandes das Mauerwerk an“, sagt er.
Und damit alle fünf Glocken später gemeinsam Gottesdienste einläuten, müsse der Glockenstuhl umfangreich saniert werden.
Und was passiert mit den alten Glocken? „Wir werden zum Beispiel bei der Stadt nachfragen, ob dort noch eine benötigt wird. Zum Beispiel auf dem Friedhof im Tannenkamp. Normalerweise sind die Glockentöne kaum bis zum Friedhof zu hören. Eine Glocke könnte in oder vor die Kirche gestellt werden. Immerhin sind sie ein Stück Geschichte der Kirche“, so Kober.
Sollte es zum Reformationsfest nicht mit der Indienststellung der fünf Kirchenglocken klappen, ist der 1. Advent avisiert. „Das ist auch ein schöner Anlass“, sagt Kober.
Hannes Ewert