Anwohner in Wittenbeck wehren sich gegen Bau von Ferienwohnugen

Sie fühlen sich entmündigt und entrechtet: Die Anwohner im Mühlenweg in Wittenbeck wehren sich gegen den geplanten Bau von 14 Ferienwohnungen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Damit hätte die Straße im schlimmsten Fall doppelt so viele Einwohner wie bisher – wenn jede Ferienwohnung im Durchschnitt mit zwei Personen belegt ist. Mehr Menschen würden auch mehr Verkehr bedeuten, sagt Anwohner Glenn Grewe. Dafür sei die schmale Straße nicht ausgelegt. Auch Lieferanten und Müllabfuhr kämen dann nicht mehr durch. „Und was ist im Notfall mit Feuerwehr und Krankenwagen?“, fragt Karin Krüger, die seit 20 Jahren im Mühlenweg wohnt. „Allein die Bauphase wäre der Horror“, sagt Glenn Grewe. Er schätzt, dass sie etwa anderthalb Jahre dauern würde. Während dieser Zeit könnten die Anwohner ihre Grundstücke nicht erreichen. Auch der Aufbau der Straße würde den schweren Baufahrzeugen auf die Dauer nicht standhalten. Mehr Urlauber bedeuten nach Ansicht der Anwohner mehr Lärm. „Wir sind vor vielen Jahren aus Kühlungsborn hergezogen, weil der Tourismus dort unerträglich wurde“, sagt Sabine Bitter. Dabei habe auch die ruhige Lage in Wittenbeck eine Rolle gespielt. Die Idylle schätzt auch Karin Krüger. „Bisher sehen wir von unserem Fenster aus die Rehe.“ Landkreis ist anderer Ansicht: Wegen dieser Argumente hatte die Gemeindevertretung das Vorhaben abgelehnt. Doch der Landkreis ist anderer Auffassung. Er prüft, ob er das Einvernehmen der Gemeinde aus rechtlichen Gründen ersetzen muss. Dadurch würde das Projekt doch noch ermöglicht. Entschieden sei nach Angaben des Sprechers Michael Fengler aber noch nichts. „Die Gemeinde Wittenbeck wurde vom Landkreis lediglich angehört unter Mitteilung der Rechtsauffassung des Landkreises. Nunmehr hat die Gemeinde die Möglichkeit zu dieser Rechtsauffassung Stellung zu nehmen und weitere Gründe mitzuteilen, die gegebenenfalls eine andere Rechtsauffassung rechtfertigen.“ Mit diesen Argumenten werde sich der Landkreis sodann auseinandersetzen und anschließend entscheiden, ob das gemeindliche Einvernehmen tatsächlich ersetzt wird. Bereits vor einigen Jahren lagen die Gemeinde Wittenbeck und der Landkreis Rostock wegen eines Bauvorhabens im Streit. Damals wegen der Erweiterung des Landhotels um ein mehrgeschossiges Gebäude. Nach Auffassung von Bauausschuss und Gemeindevertretung sei dies vollkommen untypisch für Wittenbeck. Der Landkreis ersetzte das Einvernehmen. Die Gemeinde ging vor Gericht. Bürgermeister Dirk Stübs reagiert mit Unverständnis. „Wie kann man an einer Ecke, wo vorher nur ein Gartenhaus stand, 14 Ferienwohnungen einrichten?“ Zudem könnte die Entscheidung des Landkreises auch andere ermutigen, dort Ferienwohnungen einzurichten. Das steht nach Angaben der Anwohner kurz bevor. „Das Haus nebenan soll auch verkauft werden“, sagt Glenn Grewe. Eine entsprechende Bauvoranfrage gebe es bereits. Die Anwohner fürchten, dass auch dort dann weitere Ferienwohnungen entstehen könnten. Entscheidend für die Genehmigung eines Bauvorhabens sei, dass es sich in die Umgebung einfüge. „Hier stehen überall kleine Einfamilienhäuser“, sagt Glenn Grewe. Da passe der Ferienwohnungskomplex nicht hinein. Anwohner beauftragen Anwalt: Um so etwas künftig verhindern zu können, will die Gemeinde den Bebauungsplan für das Gebiet ändern, sagt der Bürgermeister. Dann könnte man eine Veränderungssperre einführen. „Das würde für dieses Vorhaben aber nicht mehr greifen“, sagt Dirk Stübs. Sollte der Landkreis das Einvernehmen der Gemeinde tatsächlich ersetzen, sagt Michael Fengler, hätte die Gemeinde die Möglichkeit, gegen diese Entscheidung Widerspruch einzulegen und gegebenenfalls anschließend Klage zu erheben. Dazu sind die Anwohner des Mühlenweg entschlossen. „Wir finden es schlimm, dass unsere Einwände einfach so weggewischt werden. Schließlich sind wir auch Steuerzahler“, sagt Glenn Grewe. „Deshalb haben wird uns einen Rechtsbeistand genommen, der für uns Akteneinsicht beantragen soll. Wir wollen nicht kampflos aufgeben.“ Mehr zum Thema: So will die Gemeinde Wittenbeck junge Leute gewinnen Das plant das „Landhotel“ in Wittenbeck Unterlagen für Kreisel in Wittenbeck liegen aus Von Cora Meyer