Molli-Chef Michael Mißlitz spricht von der Quadratur des Kreises, wenn es um den Umbau des Bahnhofgebäudes in Kühlungsborn-Ost geht. Denkmalschutz, Kundenwünsche und attraktive Arbeitsplätze galt es, zu berücksichtigen. Am Freitagmorgen ist das erste Kundencenter der Mecklenburgischen Bäderbahn Molli eröffnet worden. Die Schalterhalle wurde an das Erscheinungsbild von 1935 angepasst.
Während der Bauphase gab es einige Überraschung – gute und schlechte. Die ursprünglichen Schalterfenster wurden gefunden ebenso die Scherengitter. „Wir hatten aber auch mit öffentlicher Diskreditierung zu tun“, erzählt Michael Mißlitz. Im Internet sei von Abriss des Bahnhofs die Rede gewesen, eine Onlinepetition gestartet worden. „Da mussten wir massiv reagieren. Das waren alles falsche Behauptungen.“
Planung begann mit alten Akten
Dass der Umbau des Hauses dieses Jahr in Angriff genommen wurde, sei auch seiner Vorgängerin Angelika Münchow zu verdanken, erzählt Mißlitz. Denn für das Kundencenter war ein Durchbruch in der Halle notwendig. In alten Akten habe er 2014 einen positiven Bescheid für die Öffnung der Bahnhofshalle gefunden. Und so Begann die Planung – immer in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde.
„Wir wollen kein Museum, wir wollen einen lebendigen Bahnhof, wir wollen 135 Jahre Molli-Geschichte repräsentieren“, sagt Mißlitz. „Wir haben jetzt ein modernes Kundencenter im historischen Ambiente.“
Land stellt Förderung in Aussicht
195 000 Euro kostet der Umbau, das Land hat 70 Prozent Förderung in Aussicht gestellt. „Ich freue mich darüber, weil ich denke, dass wir an der Stelle eine gemeinsame Aufgabe haben“, sagt MVs Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD). Neben dem Nahverkehr habe der Molli auch für die touristische Infrastruktur eine große Aufgabe, die er löse. „Herzlichen Dank an Denkmalschutz und an den Kreis, dass es gelungen ist, gemeinsam zu sagen, wir schaffen Bedingungen, in denen moderne Aufgaben in klassischen, historischen, traditionellen Gebäuden erledigt werden können, das hat ja ein Spannungsverhältnis.“
„Für die touristische Infrastruktur ist es ein wichtiger Punkt“, sagt Landrat Sebastian Constien in Bezug auf den Umbau und das neue Kundencenter. Die Gesellschafter wollten jetzt aber auch auf anderen Feldern nach vorne blicken. „Wir haben den Auftrag gegeben, eine Streckenerweiterung Richtung Rerik und Warnemünde zu prüfen“, so Constien.
Kühlungsborn und Molli ständen in enger Verbindung, sagt Kühlungsborns Bürgermeister Rüdiger Kozian: Vor der Wende als Hauptverkehrsmittel, nach der Wende für den Tourismus von großer Bedeutung. „Mit dem Bau des Kundencenters zeigt sich, dass sich Moderne und Tradition gut vereinbaren lassen und ein harmonisches Bild ergeben.“ Der Molli sei ein touristischer Magnet, durch das neue Kundencenter sei ein enormer touristischer Mehrwert entstanden.
In diesem finden sich auch historische Elemente wieder, wie die Bedienungseinrichtung der Schrankenanlage. Zudem sind in der Schalterhalle alle drei Schalterfenster sichtbar.
Mit dem Umbau setzt die Bäderbahn weiter auf Nostalgie. So waren in den vergangenen Jahren historische Telegrafenmasten zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn aufgestellt worden, in Wittenbeck kam ein Fernsprechhäuschen zurück ans Gleis.
Anja Levien