Corona-Krise: So meistern Doberaner Eltern den Alltag zu Hause

Enja Milena flitzt vergnügt durch den Garten. Dabei wippt das Einhorn auf der Mütze des Mädchens lustig hin und her. Die Familie ist froh, vor ihrem Haus in Bad Doberan eine grüne Oase zu haben. „Wir sind viel draußen und entdeckten die Gartenarbeit für uns alle“, sagt Papa Ralf Warmuth. Pflanzen stehen schon bereit – es gibt noch viel zu tun: „Wir sind allgemein viel an der frischen Luft, denn unsere Tochter braucht Bewegung. Wir haben uns Spiele ausgedacht. Da brauchen wir keinen Spielplatz.“ Darüber hinaus malen und basteln die Eltern mit ihrer Tochter. Und wie findet Enja Milena die gemeinsamen Tage mit Mama und Papa? „Toll!“, sagt die Sechsjährige. „Endlich konnten wir mal einen Schaumgummi-Schneemann basteln“, sagt auch Mutter Stefanie Polkow. „Und wir arbeiten auf, was liegen geblieben ist.“ Karten spielen, Geschichten vorlesen,Natur genießen: „Dobbel“ heißt ein Kartenspiel, dass sie gern gemeinsam spielen. Es ist eine Art Memory und auch gut für jüngere Kinder geeignet. „Wir achten darauf, ruhig und entspannt zu bleiben – das geht auch auf unsere Tochter über“, erklärt Ralf Warmuth. „Wir sehen diese Zeit auch als Chance, noch mehr zusammenzuwachsen.“ Den Frühling nutzen, viel in die Natur gehen, Geschichten vorlesen und das Kind einfach mal Kind sein und es das spielen lassen, was es möchte – das geben sie anderen Familien mit auf den Weg. „Die vergangenen Wochen waren sehr hektisch, weil ja immer einer von uns beim Kind bleiben musste“, sagt der 37-Jährige. „Erst seit Anfang dieser Woche weiß ich, dass ich Homeoffice machen muss – das hieß auch, uns neu zu organisieren.“ Denn seine Verlobte sei als Zahnärztin jetzt in Kurzarbeit geschickt worden, um der Ansteckungsgefahr vorzubeugen: „Weil wir beide nun zu Hause sind, ändert sich alles.“ Der Software-Entwickler ist nicht unglücklich über diese Situation: „Aber ich muss trotzdem arbeiten – während dieser Zeit darf meine Tochter nicht in mein Zimmer.“ Er empfinde die Homeoffice-Regelung „als Geschenk“, sagt Ralf Warmuth: „Weil ich hier konzentrierter arbeiten kann, als wenn noch weitere Kollegen um mich herum sind.“ Familien sehen sich mit neuenHerausforderungen konfrontiert: Bei Familie Fabricius ist nur der Vater zu Hause – und sieht sich nun mit neuen Aufgaben konfrontiert. „Ich bin in Kurzarbeit und sonst beim Deutschen Roten Kreuz im Fahrdienst beschäftigt“, sagt Toni Fabricius. „Meine Frau arbeitet im Edeka-Markt und hat dort gut zu tun – vor allem, wenn Lieferungen kommen.“ Der 33-Jährige Doberaner kümmert sich um zwei Kinder: „Ihnen fehlt die Auslastung, die sie im Kindergarten hätten – sie brauchen viel Bewegung. Lenn, der Vierjährige, sei normalerweise schon recht müde, wenn er gegen 17 Uhr aus der Kita abgeholt werde, so Fabricius: „Das ist jetzt anders – ich bin das gar nicht gewohnt, mich den ganzen Tag um die Kinder zu kümmern.“ An den Wochenenden sei das in Ordnung: „Aber jetzt muss ich mir auch in der Woche viel ausdenken, um die Lütten bei Laune zu halten.“ Sein Jüngster, Meo, ist erst ein Jahr alt. „Das Gute ist, dass wir einen Garten am Haus haben, den wir nutzen dürfen“, macht Toni Fabricius deutlich. „Da hängten wir jetzt überall Ostereier in die Bäume und Sträucher.“ Strand- oder Waldspaziergängemit wenig Publikumsverkehr: Auch toll: „Das Trampolin und die Bälle“, findet Lenn. Dazu sei „Flotti Karotti“ sehr zu empfehlen, sagt Toni Fabricius: „Ein Gesellschaftsspiel für die Familie, das macht uns allen Spaß.“ Weitere Beschäftigungen: tuschen, malen – und ab und zu wird auch mal ein Film geguckt. „Für die Kinder ist es aber vor allem wichtig, viel an der frischen Luft zu sein“, ist der zweifache Vater überzeugt. „Raus an den Strand oder in den Wald, wo nicht so viele Leute sind und man sich aus dem Weg gehen kann. Am Abend sind sie dann ausgelastet und müde.“ Es sei für ihn schon eine Herausforderung, gesteht Toni Fabricius. „Er nimmt mir viel ab“, sagt Anne-Kathrin Fabricius und lacht. „Auch im Haushalt bekommt er Aufgaben – und er macht das sehr gut.“ Abends fallen dann auch die Eltern total müde ins Bett. „Wichtig ist, nach vorn zu schauen“, sagt Toni Fabricius. „Wir müssen das Beste daraus machen und die gemeinsame Zeit genießen.“ Lesen Sie auch: Zukunftsforscher Opaschowski: “Corona verändert uns für immer” Experten aus MV: So stärkt uns „Dr. Wald“ in Corona-Zeiten Corona-Krise zu Hause meistern: Wie wichtig ist die Persönlichkeit, Herr Psychologe? Rostocker Psychologin: So wird die Coronakrise nicht zur Familienkrise Von Sabine Hügelland