Erbauer-Sohn entdeckt Kapellen-Pläne

Lutz-Eckhard Elbrecht (70) sitzt an seinem Wohnzimmertisch, vor ihm ausgebreitet unzählige Baupläne, Dokumente und alte Fotos. Sie zeugen von dem von 1938 bis 1939 errichteten Bau der Friedhofskapelle an der Waldstraße in Bad Doberan. Historische Dokumente seines Vaters, der die Kapelle entworfen und projektiert hat. Denn auf Lichtpaus- und Transparentpapier hat der für die Konstruktion zuständige Architekt Lutz Elbrecht (1907-1984) die Bauzeichnungen jahrzehntelang in zwei Zeichenschränken aufbewahrt. 16 Schubladen voller Pläne über vergangene Projekte. „Doberans Friedhofsverwalter, Sven Jantzen, hat mir einen Brief geschrieben, in dem er nach Material zur Historie des Friedhofes und der Kapelle sucht. Da habe ich den Schrank meines Vaters durchsucht und jede Menge Dokumente gefunden“, erklärt Elbrecht. Insgesamt 15 Blätter mit Zeichnungen und 29 Fotos will der Rentner nun der Doberaner Kirchengemeinde überlassen — zum Gedenken seines Vaters und dem Erhalt historischer Informationen. Friedhofsverwalter Sven Jantzen ist hoch erfreut über die Dokumente und dankt Elbrecht. „Das ist ein historischer Schatz. Vor allem über die Doberaner Friedhofskapelle gibt es sonst kaum Informationen“, sagt der 47-Jährige. Die Pläne möchte er sorgfältig studieren, da er sehr an der Geschichte der von ihm betreuten Friedhöfe in Doberan und Althof interessiert ist. Der Gemeindemitarbeiter kann sich vorstellen, die Zeichnungen und Fotos für die Öffentlichkeit auszustellen — „nach Absprache mit Pastor Albrecht Jax“. Die Ausschreibung des Baus der Friedhofskapelle ging 1938 an den damals 31 Jahre alten Baumeister Lutz Elbrecht. Alle Bauzeichnungen tragen den Stempel des Architekten, dazu den Vermerk „Brauner Ausweis der Reichskammer der Bildenden Künste“. Der Name Elbrecht ist in der Münsterstadt bestens bekannt: Von 1937 bis 1944 hatte Lutz Elbrecht laut Aufzeichnungen für die Landeskirche Mecklenburgs insgesamt vier Friedhofskapellen und zwei Kirchen projektiert. 1935 und 1936 baute er das Ehm-Welk-Haus und drei Jahre darauf das Filmtheater am Kamp. „Gegründet wurde die Baufirma Elbrecht 1907 durch meinen Großvater Fritz. Er hat in Doberan an einigen Stellen seine Spuren hinterlassen“, sagt sein Enkel Lutz-Eckhard. Manche Steine von Häusern seien nämlich durch einen Teerstempel mit dem Aufdruck „Fritz Elbrecht“ geprägt — diese tauchten bei einigen Abbruch- und Umbauarbeiten in der Vergangenheit wieder auf, erinnert sich der Doberaner. Sein Vater nahm Lutz-Eckhard Elbrecht oft mit auf Baustellen. „Als Schüler musste ich seine Lichtpausen am Apparat anfertigen. Manchmal wurde für die Baustellen loser Kalk in Eisenbahnwaggons angeliefert. Den musste ich dann mit anderen Helfern entladen, was eine ziemlich staubige Arbeit war“, erinnert sich der Ingenieur. Nachdem sein Vater starb, übernahm er dessen Betrieb ab 1990 und führte diesen bis 1999 fort. Friedhofsverwalter Sven Jantzen appelliert unterdessen an die Doberaner, weiterhin nach historischen Unterlagen über Kapelle und Friedhof zu suchen: „Wer Dokumente hat, schicke sie mir bitte.“ Bisher habe nur eine Einladung von 1939 vorgelegen, auf der zur Eröffnung der Kapelle am 1. Ostertag des selben Jahres geladen wird. 1938 wurde die Friedhofskapelle erbaut 44 Dokumente, darunter Lagepläne, Grundrisse, Detailzeichnungen, Innen- und Außenansichten beinhalten die von Lutz-Eckhard Elbrecht zur Verfügung gestellten Unterlagen. 1938 begannen die Bauarbeiten für die Friedhofskapelle an der Doberaner Waldstraße. Sie wurden 1939 abgeschlossen. Friedhofsverwalter Sven Jantzen bittet die Doberaner um ihre Mithilfe: Wer fundierte Informationen oder Dokumente über die Historie des Friedhofs und dessen Kapelle hat, möge sich bei ihm melden. Der Mitarbeiter der Kirchengemeinde ist zu erreichen unter ☎ 038 203/62270. Unterlagen per Post an die Adresse Brodhäger Weg 3, 18209 Bad Doberan. Steffen Thimm

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