Frau Puppendoktor: Ein Theater muss doch alle Sinne ansprechen!

Puppen und Theater gehören für Frau Doktor, für Frau Puppendoktor zusammen. „Puppen sind doch Theater“, sagt Michaela Willems aus Groß Schwaß gelassen und stellt im Kaminzimmer der Bad Doberaner Klosterküche im alten Pfarrhaus einen Teddy vor: „Das ist der 60-jährige Herr Lumpazi, der hat bei mir vorbeigeschaut, weil er so gern ins Theater geht und sich von mir einen Zylinder wünschte.“ Aber jetzt weine er bittere Bärentränen, wenn er sehe, wie von der Politik mit den Künstlern im Rostocker Volkstheater umgesprungen werde, heißt es. Nun hätte der Brummel seine Erlebnisse in der Theaterwelt niedergeschrieben und sammele hier noch ein paar Tage lang im Tausch gegen deren Abdruck Geld für einen Präsentkorbgruß aus der Münsterstadt in die Doberaner Straße von Rostock, wo das Große Haus des VTR steht. „Zu Weihnachten wollen wir so unser Herz sprechen lassen“, meint Michaela Willems dann schon ein bisschen trauriger. Denn die „rheinische Frohnatur“, wie sie sich eigentlich sieht, „könnte heulen“ über die Sparteneinspardebatte, wie sie erläutert — weil „ein Theater doch alle Sinne ansprechen muss. Dort wird deshalb gesprochen, gesungen, getanzt, gelacht und geweint! Da geht es doch nicht um Schubladen.“ Zu ihrer Kunst gehört seit 30 Jahren, dass Michaela Willems Puppen und Teddys fantasievoll einkleidet, bis hin zu selbstgeschneiderten Schuhchen, dass sie verschwundene Augen ersetzt und Köpfe, Arme sowie Beine wieder befestigt. Nach ihrem Adventseinsatz hier, plant sie am Winter-Ende einen weiteren „Notdienst“ in Bad Doberan. Frau Puppendoktor sagt: „Machen Sie mal eine Probe, auch bei modernen, hoch technisierten oder hartgesottenen Leuten, wie lange es dauert, bis die in einem Gespräch über Puppen und Bären mit einer Geschichte kommen, dass sie auch diese oder jenen hatten.“ Prompt steht die moderne Bürokauffrau Edina Schetzior aus Reddelich im Kaminzimmer und erinnert sich tatsächlich an ihre „blaue Plüschmaus, die ihr Oma zur Geburt schenkte“ und die in Neubukow stets mit in die Kita „geschleppt“ wurde. „Später stand die Maus bei Oma immer auf der Couch — bis Oma starb, dann war auch die Maus weg.“ Da kommt ihr Gatte René — von Beruf Hauswart und sicher technisiert — dazu und erzählt von seinem Bären, der ihm in der Molli-Straße aus dem Kinderwagen gestohlen worden sei. So habe es die Mutter erzählt und er soll wochenlang traurig gewesen sein. So schnell wie heute, hätte damals auch niemand einen neuen Teddy besorgen können, betont er und staunt, dass heute noch Leute bei Michaela Willems ihre Puppen und Bären reparieren lassen. Den Schetziors folgen die Junges aus Bad Doberan auf dem Fuße. Ihre Töchter Julia und Sophia nähern sich ganz vorsichtig den Schätzen von Puppendoktor Willems. Doch sie sagt: „Puppen sind nicht zum Anschauen da, sondern zum Anfassen, Streicheln und Liebhaben. Das geben sie einem zurück!“ Und Sophia streichelt die Schildkröt-Puppe Strampelchen: „Das war schön“, sagt sie leise. Küchenmitarbeiter Denis Rajewski reicht dem Publikum derweil Mini-Cupcakes, die der Hausherr Tillmann Hahn am frühen Morgen mit seiner Tochter gebacken hat. Michaela Willems sagt dazu augenzwinkernd: „Auch für die Puppen — das ist hier nämlich ein puppenfreundliches Haus!“ Thomas Hoppe

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