Gut zu wissen: Reddelich eröffnet Obstlehrpfad

Im Herbst 2014 wurde die Idee geboren – rund sechs Jahre und viel persönliches Engagement später ist aus dieser Idee eindrucksvolle Realität geworden: Auf gut zwölf Kilometern erstreckt sich jetzt der Obstlehrpfad in Reddelich – offiziell eröffnet am Sonntag von Koordinatorin Dr. Silvia Kastell, Reddelichs stellvertretendem Bürgermeister Andreas Elmer und Georg Endmann, Bürgermeister im benachbarten Steffenshagen. „Wir sehen, wie viel man selbst dazu beitragen kann, damit das Gemeindeterritorium schöner wird“, sagte Kastell und blickte augenzwinkernd gen Himmel. „Man sollte nicht immer nur auf Hilfe ,von oben’ warten – da kommt heute sowieso nur Regen.“ Obstarche Reddelich half mit: Auf gut zwölf Kilometern erstreckt sich der Pfad – entlang an 22 Streuobstwiesen, auf denen rund 600 Bäume mit mehr als 450 alten Obstsorten angepflanzt wurden. Das frei zugängliche Wegenetz, zu Fuß oder mit dem Rad erlebbar, führt durch die Dörfer Reddelich, Brodhagen und Steffenshagen. „Die Besucher können auf fünf Übersichtstafeln, 20 Thementafeln sowie zahlreichen Sortentafeln mehr über die Verwendung, die biologische Vielfalt und den Obstbau erfahren“, erklärte Kastell. „Gestaltet wurde alles von Mitgliedern der Obstarche Reddelich sowie vielen weiteren ehrenamtlichen Helfern.“ Meilenstein und Aushängeschild für Gemeinde: Welche Bäume auf Streuobstwiesen gängig und pflanzbar sind – „diese Liste hat uns zum Start des Projektes Dr. Friedrich Höhne vom Pomologen-Verein MV erstellt“, so Kastell. Von Beginn an federführend mit im Boot: der Kulturverein für Reddelich und Brodhagen. „Ohne den geht nichts“, machte Silvia Kastell deutlich. „Auch die Gemeinden Reddelich und Steffenshagen haben uns neben weiteren Förderern sehr unterstützt – schließlich dürfen wir für unseren Lehrpfad gemeindeeigene Flächen nutzen.“ Für Andreas Elmer ein naheliegendes Engagement: „Das Projekt ist für unseren Ort ein Meilenstein“, meinte Reddelichs stellvertretender Bürgermeister. „Ein gutes Aushängeschild – und wir werden dadurch auch deutlich bekannter.“ Was dazu kommt: „Seit 2016 besteht ein Pflege- und Nutzungsvertrag zwischen dem Kulturverein und der Gemeinde“, erklärte Elmer. „Denn wir wollen die Bäume ja nicht bloß einpflanzen – sie müssen auch veredelt werden.“ Wunsch der Macher ist es, dass die angelegten Streuobstwiesen sowie die Obstbaum-Reihen auch die kommenden Generationen überdauern: „Sie sollen weiter gepflegt, genutzt und kontinuierlich erneuert werden – das ist eine absolut unterstützenswerte Sache.“ Nachwuchs für biologische Vielfalt begeistern: Aktuell benötigten die jungen Obstbäume noch einige Zeit und Pflege, bis sie erste Früchte tragen, sagte Silvia Kastell: „Wir wollen an die Leute Erntegutscheine ausgeben – auch aus diesen Erlösen wird die Pflege und Erhaltung unserer wertvollen Streuobstbestände bestritten.“ Die Ernte selbst erfolge auf Vertrauensbasis, stellte Kastell klar: „Aber natürlich kann das eine oder andere Fallobst auch mal genascht werden.“ Damit auch der Nachwuchs frühzeitig für eine Erhaltung der biologischen Vielfalt begeistert wird, sei der Lehrpfad abwechslungsreich gestaltet worden: „Für Kinder sind zwei Spielplätze vorhanden – unter anderem mit Holz-Xylofon, Klanghölzern, Vogelstimmenmodul, Natur-Memory oder auch einem Spielschiff mit Rutsche und Seilbahn.“ Damit die Reddlicher Streuobstwiesen samt Obstlehrpfad weiter über die Ortsgrenzen hinaus bekannt werden, wolle man auch in diesem Jahr auf dem Kühlungsborner Weihnachtsmarkt unter anderem sortenreinen Apfelsaft verkaufen, blickte Silvia Kastell voraus: „Wenn es denn hoffentlich einen Weihnachtsmarkt gibt.“ Immerhin: „Im Ostseebad Nienhagen ist in den vergangenen Monaten auch eine Streuobstwiese entstanden, demnächst kommt ein Lehrpfad dazu“, freute sich Andreas Elmer. „Eine kleine Vorreiter-Rolle hat unsere Gemeinde hier offenbar schon übernommen.“ Lesen Sie auch Obstarche Reddelich erhält Förderung für Lehrpfad 28 neue Obstbäume für das Ostseebad Obstwiesen: Gartenparadiese in Mecklenburg Von Lennart Plottke