Händler in Bad Doberan richten Online-Shops ein

Die Türen sind geschlossen, der Kontakt zu den Kunden bleibt: Viele Händler in Bad Doberan, die vom Öffnungsverbot betroffen sind, haben sich Alternativen einfallen lassen, um ihre Waren zu verkaufen und ihre Existenzen so gut es geht zu sichern. Online-Shops, Fensterverkauf, Videorundgang durch den Landen sind einige Beispiele. Die Stadt Bad Doberan arbeitet an einem Verteiler für den regionalen Onlinehandel. Zwischen Hoffnung und Angst wechseln die Gefühle von Daniela Siegl. Die Bad Doberanerin hat im vergangenen Jahr ihren Laden „Siegl Homestories“ an der Kampstraße eröffnet. „Der Laden ist toll angelaufen, ich habe viele treue Kunden“, erzählt sie. In der jetzigen Situation „kullern schon mal die Tränen“. Doch die Zuversicht bleibt. Am Sonnabend ist ihr Onlineshop gestartet. Seit November wird dieser von einem Programmierer erstellt. „Ich hoffe, dass ich über den Shop Umsatz machen kann“, sagt die 44-Jährige. Bei der Industrie- und Handelskammer hat sie einen Kurs zur Datenschutzerklärung belegt gehabt, bei DHL musste ein Geschäftskonto eingerichtet werden. Fünf Monate hat es gedauert, neben der Arbeit im Laden den Online-Shop auf www.siegl-homestries.de ans Laufen zu bekommen. „Ich glaube in dieser Situation geht es auch auf den klassischen Weg.“ Maschen-Werkstatt liefert frei Haus: Diesen ist Jenny Formanowitz-Grundewald gegangen. Die Inhaberin der Maschen-Werkstatt hat jetzt auf ihrer Homepage www.die-maschen-werkstatt.de schnell einen Online-Shop eingerichtet, fotografiert dafür jetzt ihr Sortiment aus Stoffe, Garnen und Werkzeugen zum Kreativsein. „Das ist eine vorübergehende Lösung während der Schließzeit“, sagt die 35-Jährige. Sie nimmt auch telefonisch Bestellungen an. „Ich bringe die Ware abends auch zu den Kunden, innerhalb Bad Doberans kostenfrei, außerhalb für zwei Euro.“ Vor vier Jahren hat sie den Laden an der Severinstraße eröffnet. „Die Situation ist existenzbedrohend“, sagt sie. „Es ist wichtig, dass die Leute jetzt zu Hause bleiben“, sagt sie auch mit Blick auf die Senioren und Jugendlichen, die am Freitag in der Stadt unterwegs sind. Denn sollte eine Ausgangssperre kommen, könne sie auch keine Lieferungen mehr machen. Das wäre das Aus für ihren Laden. Videorundgang durch den Laden: Einen Online-Shop hat Sabrina Lenter, Inhaberin vom Meerwerk Spa & Physio in Bad Doberan seit drei Monaten. Auch wenn Anwendungen wie Massage und Kosmetik weiterhin stattfinden können, ihr Laden ist von der Zwangschließung betroffen. „Den Online-Shop bauen wir jetzt aus. Die Kunden können ,Glück aus der Tüte’ bestellen“, sagt die 39-Jährige. „Die Leute können bei uns anrufen und wir gehen mit ihnen virtuell durch den Laden und erklären die Produkte.“ Videotelefonie macht’s möglich. „Uns ist der persönliche Kontakt, den wir eh pflegen, weiterhin wichtig.“ Neben Cremes und anderen Beauty-Produkten bietet das Meerwerk auch Tee, Schokolade und anderes an. Die Situation sei auch für das Meerwerk schwierig. „Wir haben 65 Prozent Absagen bei den Behandlungen“, sagt Sabrina Lenter. Verständnis dafür habe sie. Stornierungskosten müsse keiner zahlen. Für den Mediationskurs, der aufgrund der Gruppengröße nicht mehr stattfinden darf, hat sie auch eine kreative Lösung: „Sie finden live statt über Facebook oder Instagram“, erzählt sie. Wer es nicht rechtzeitig schaffe, könne sich das Video später anschauen und mitmachen. „Wir mussten kreativ werden.“: „Wir mussten kreativ werden. Es ist toll, dass das heutzutage alles geht“, sagt Sabrina Lenter. So plant sie für die kommende Woche einen Fensterverkauf von 15 bis 18 Uhr. „Das dürfen wir noch.“ Auf einem Tablett werden die gewünschten Produkte über ein Fenster nach draußen geschoben, ganz ohne körperlichen Kontakt. Die Stadt Bad Doberan möchte die Händler und ihre Initiativen unterstützen. „Wir bauen einen Verteiler für einen regionalen Onlinehandel auf“, gibt Bürgermeister Jochen Arenz bekannt. Er nimmt dafür die Onlineadresse und Art der Dienstleistung entgegen, auch die Telefonnummern falls ein Lieferservice angeboten werden. Auch die Gastronomen haben sich auf die neue Situation eingestellt, nachdem sie nur noch von 8 bis 18 Uhr geöffnet haben dürfen, und ihr Angebot erweitert. So bietet Café Zikke einen Lieferservice von 12 bis 21 Uhr an. Die Klosterküche Bad Doberan hat eine Außerhaus-Karte erstellt und liefert von 11 bis 20 Uhr. Lesen Sie auch: So geht Bad Doberan mit der Corona-Krise um Bad Doberans Händler zwischen Zuversicht und Existenzangst So hilft Bad Doberan den Händlern in der Stadt Diese Händler aus MV bieten Abhol- und Lieferservice Von Anja Levien