Halbinsel Wustrow: Mediation in der Stadtvertretung Rerik umstritten

Die Fronten sind verhärtet im Streit um die Halbinsel Wustrow. Eine Lösung, wie Stadtvertreter und Investor wieder zueinander kommen könnten, könnte eine Mediation sein. Die hat Unternehmer Anno August Jagdfeld vorgeschlagen. Er ist Geschäftsführer der Entwicklungs-Compagnie Wustrow (ECW), die dort Wohnungen bauen will. Der Vorschlag trifft auf geteiltes Echo. „Man sollte miteinander reden statt immer nur gegeneinander“, sagt Stadtvertreter Christian Bläsing von der freien Wählergemeinschaft Rerik (fWR). „Das ist der falsche Weg.“ Christian Bläsing wünscht sich von beiden Seiten Gesprächsbereitschaft. „Man muss einen Weg zueinander finden“. Denkbar sei neben einer Mediation auch, eine Arbeitsgemeinschaft zu gründen, um nach Lösungen zu suchen. „Die könnte man dann intern diskutieren, um zu sehen, was von unserer Sicht aus machbar wäre.“ Er bedauert, dass Wustrow derzeit nur von wenigen Menschen betreten werden darf. Auch für die Urlauber sei das nicht schön. „Es wäre traurig, wenn die Insel zugeschlossen bleiben sollte.“ „Naturschutz und Bebauung vereinbar“: Auch Stadtvertreter Kai Kloss (parteilos) spricht sich für eine Mediation aus. „Wustrow bringt Rerik nach vorn“, sagt er. Anno August Jagdfeld, der Geschäftsführer der Entwicklungs-Compagnie Wustrow, sei einer der bekanntesten Immobilienentwickler Deutschlands. Das werde sich auch auf das Ostseebad auswirken. „Der Bekanntheitsgrad wird steigen. Das ist das, was wir brauchen.“ Denn Rerik stehe nicht nur in einem Wettbewerb mit anderen Ostseebädern, sondern müsse auch nach Polen gucken. Urlauber aus Berlin seien genauso schnell dort wie in Rerik. „Ich bin unbedingt dafür, dass wir die Halbinsel anfassen“, sagt Kai Kloss. „In kleinen überschaubaren Schritten. Wir haben in Sachen Naturschutz viel zu tun auf der Halbinsel.“ So gebe es zum Beispiel große Müllkippen und Munitionsreste, die beräumt werden müssten. Dafür setze sich der Investor ein. Der Stadtvertreter wünscht sich nachhaltigen Tourismus. „Das steht überhaupt nicht im Widerspruch zu den Plänen der ECW“, sagt er, zumal ohnehin nur fünf Prozent der Halbinsel bebaut werden sollten. „Im Gegenteil. Naturschutz lebt man ja auch“, sagt Kai Kloss. So sei beispielsweise geplant, auf Wustrow Uhus und Schleiereulen sowie Feldhasen wieder auszuwildern und Bäume zu pflanzen. Für Maria Pinkis, SPD, passt das nicht zusammen. „Eine Mediation wäre nur sinnvoll, wenn man sich nicht mehr über die Farbe von Schnee verständigen kann, es also kleinere Abweichungen in der Planung gibt“, sagt die Stadtvertreterin. „Hier sind die Ziele von Grund auf verschieden.“ Eine Großbebauung vertrage der Ort nicht und die Natur in der Alten und Neuen Gartenstadt auf der Halbinsel dürfe nicht zerstört werden, sagt sie. Lesen Sie auch Surfer auf dem Salzhaff: Bürger fordern mehr Schutz für Umwelt Streit um Halbinsel Wustrow: Warum Rerik bald autofrei sein könnte Rerik erwartet trotz Corona verzeichnet Gästerekord „Umweltpark oder Museum statt Wohnungen“: Die Stadtvertreter hatten in ihrer jüngsten Sitzung beschlossen, die Bebauungsplanung für die Halbinsel auf null zu drehen. Dadurch, so Maria Pinkis, habe man sich mehrheitlich von der Aufstellung eines Bebauungsplanes distanziert. „Nach meinem Wissen gibt es derzeit keine Bestrebungen der Stadtvertretung, einen neuen Aufstellungsbeschluss zu fassen“, sagt sie. „Meiner Meinung nach muss ein Umdenken stattfinden: Unsere Stadt, der Verkehr und vor allem die Natur in der Alten und Neuen Gartenstadt haben sich entwickelt.“ Es bestehe seitens vieler Reriker großes Interesse an der Entwicklung eines Natur- und Umweltparks im Bereich der gesamten Insel, sagt Maria Pinkis. Auch ein Museum wäre denkbar. „So könne man die Natur und Geschichte der Halbinsel für uns alle erlebbar machen und auch die ECW könne davon profitieren“, sagt Maria Pinkis. Auch die Stadtvertreterin ist der Ansicht, dass Gespräche folgen müssen. Allerdings mit anderen Partnern – und anderen Zielen: „Ein Rückkauf der Halbinsel beziehungsweise die Errichtung eines Naturmonumentes kann nur in enger Zusammenarbeit mit Umweltstiftungen, dem Land Mecklenburg-Vorpommern und der Stadt Ostseebad Rerik realisiert werden. Nicht nur der Landkreis, sondern das gesamte Urlaubsland MV würde davon profitieren“, sagt sie. Denn sanfter, nachhaltiger und naturnaher Tourismus sei das Grundkapital in Rerik. Anno August Jagdfeld bleibt bei seinem Angebot: „Wir stehen bereit für konstruktive Gespräche jeder Art“, sagt er. Neben einer Mediation kann er sich auch die Teilnahme an einer Podiumsdiskussion oder die Mitwirkung in einer Arbeitsgruppe vorstellen. Von Cora Meyer