Jede Gitarre ist ein Einzelstück

Dass er einmal mit dem Bauen von Gitarren sein Geld verdienen wird, stand für Florian Hellweg schon früh fest. Schon in seiner Jugendzeit bastelte er an Instrumenten herum und heute, mit Mitte 20, bedient Hellweg als ausgebildeter Zupfinstrumentenmacher Kunden auf der ganzen Welt. „Seit vier oder fünf Jahren bin ich immer sieben Monate im Voraus ausgebucht“, erzählt er. Angefangen hat alles, als Hellweg mit 15 Jahren seine erste E-Gitarre baute. Die billigen Serienmodelle hätten schon damals nicht seinen Ansprüchen genügt und so habe er schnell angefangen, sie umzubauen, erzählt der 25-Jährige. „Irgendwann kam ich dann auf die Idee, mir von meinem Feriengeld einfach Material zu kaufen und selbst ein Instrument zu bauen. Ich war eben schon immer ein Praktiker.“ Das erste selbst gebaute Stück sei gar nicht so schlecht geworden. Nicht viel später landete Hellweg dann einen richtigen Glückstreffer: Siggi Braun, einer der bekanntesten Gitarrenbauer, lud ihn ein, bei ihm ein Praktikum zu absolvieren. Dort habe er moderne Techniken gelernt, erzählt Hellweg. Damit er auch akustische Instrumente professionell fertigen kann, wollte Hellweg aber unbedingt auch eine Ausbildung zum Zupfinstrumentenmacher machen. „Es gibt nur zwei Schulen dafür in Deutschland, die pro Jahr nur wenige Leute aufnehmen. Ich habe mich am Ende der 10. Klasse beworben – und es hat gleich geklappt.“ Im sächsischen Klingenthal lernte Florian Hellweg die Kunst des Gitarrenbaus dann von der Pieke auf. Selbstständig machte er sich allerdings noch vor seinem Abschluss. Im alten Bauernhaus seiner Eltern in der Nähe von Tessin richtete er sich 2010 eine provisorische Werkstatt ein, wo er in den Ferien arbeitete. Vier Jahre später erweiterte Hellweg sein Geschäft. In der Tessiner Altstadt kaufte er sich ein Haus mit Hof. Hier hat er nicht nur seine Werkstatt, sondern auch einen Ausstellungsraum mit seinen Instrumenten und einen Proberaum, in dem Kunden die Gitarren auch mal ausprobieren können. Seitdem boomt das Geschäft, der Name „Heart Guitars“ ist Musikliebhabern auf der ganzen Welt ein Begriff. „Zu meinen Kunden gehören viele ausgebildete Musiker, die für bekannte Größen spielen“, erzählt Hellweg. Seinen Arbeitstag strukturiert Florian Hellweg diszipliniert. Zehn bis zwölf Stunden hat er mit dem Bauen der Instrumente zu tun – in der Regel arbeitet er an mehreren gleichzeitig – und führt Kundengespräche. „So unterschiedlich die Menschen sind, so verschieden sind dann auch die Instrumente, die ich für sie baue“, sagt Florian Hellweg. So hätten manche Hobbymusiker und Sammler eine genaue Vorstellung im Kopf, viele professionelle Spieler dagegen kämen nur mit einem bestimmten Klang im Kopf zu ihm, wüssten über die Konstruktion jedoch gar nichts. „So ein Kundengespräch kann also mal eine Stunde und mal fünf dauern.“ Zu Hellwegs Portfolio gehören nicht nur Gitarren, sondern „alle Zupfinstrumente“, sagt er. Besonders extravagant: Er habe auch schon ein Modell gebaut, das drei Instrumente vereinte. „Da war oben eine Laute, in der Mitte eine Gitarre und unten ein Bass“, erzählt der Tessiner. Auch eine E-Gitarre, die an der Stelle leuchtet, wo der Spieler die Akkorde ansetzt, hat Hellweg schon gebaut. Christina Milbrandt

Tessin - Jede Gitarre ist ein Einzelstück