Johanniterhaus Doberan: Bundeswehr hilft Seniorenheim bei Schnelltests

„Den Kopf zurück, Mund auf und ‚Ah‘ sagen“, erläutert Oberfeldwebel Thomas Ehrke. Dann führt er das Teststäbchen in den Rachen von Ingelore Zimmermann. Danach wird ein Abstrich vom linken und rechten Nasenloch genommen. „Ich kenne das schon, allmählich gewöhnt man sich dran“, sagt die 85-Jährige. Sie ist Besucherin im Johanniterhaus Bad Doberan. Ohne negativen Corona-Schnelltest darf sie den Eingangsbereich nicht verlassen. Damit Bewohner, Besucher und Mitarbeiter im Seniorenheim regelmäßig getestet werden können, erhält das Johanniterhaus jetzt Unterstützung von der Bundeswehr. „Wir haben 440 bis 550 Tests in der Woche“, erläutert Einrichtungsleiterin Korinna Lembke. „Dafür brauchen wir Hilfe.“ Die Mitarbeiter würden zwei Mal in der Woche getestet, die Bewohner einmal pro Woche und die Besucher alle 72 Stunden. Bewohner, die in die Stadt gehen oder zur Familie fahren, würden ein Mal mehr getestet. 136 Männer und Frauen leben im Seniorenheim an der Thünenstraße. 110 Angestellte zählt die Einrichtung. Bundeswehr unterstützt für drei Wochen: Bisher hätte sie sich die Wochenenden mit der Pflegedienstleitung geteilt, schildert Lembke. In den Wohnbereichen hätten die Fachkräfte mitgeholfen und ein Trainee sei mit im Einsatz gewesen. „Und das alles neben der eigentlichen Arbeit.“ Seit Montag helfen die Oberfeldwebel Thomas Ehrke und Mario Caspari für 40 Stunden in der Woche aus und leisten Amtshilfe. Die Männer sind auf dem Fliegerhorst in Laage stationiert. „Die Arbeit ist was anderes und es macht Freude, wenn sie anerkannt wird und die Kräfte hier entlastet werden können.“ Vorerst bleiben sie für drei Wochen. Lesen Sie auch Region Bad Doberan: Impfbereitschaft beim Pflegepersonal verhalten Landkreis Rostock: Keine Corona-Impfung beim Hausarzt, aber anderer Plan Klinikchef in Doberan und Wismar zur Corona-Krise: Rettungsschirm nötig 15 Minuten Wartezeit aufs Testergebnis: Mario Caspari nimmt das Teststäbchen mit dem Abstrich von Ingelore Zimmermann entgegen und stellt es in ein kleines Reaktionsgefäß, ein Röhrchen, wo das Material zwei Minuten mit einer Kontaktlösung gemischt wird. Danach träufelt er zwei bis drei Tropfen der Lösung auf das weiße Testkit, auf dem „Covid-19-Antigen“ steht. Jetzt heißt es 15 Minuten warten. Als Erstes muss neben dem Buchstaben C ein schwarzer Strich erscheinen. Es zeigt, dass das Testkit intakt ist. Erscheint neben dem Buchstaben T auchein Strich, ist der Test positiv. Der Besucher muss sich dann in Selbstquarantäne begeben und das Gesundheitsamt informieren. Das Johanniterhaus müsste ebenfalls das Gesundheitsamt informieren. 42 Besucher an einem Tag: Angelika Roßmann hat den Test bereits gemacht und wartet auf das Ergebnis. „Ich besuche meine Tante, sie wird bald 97 Jahre alt“, erzählt die Hohenfelderin. Einmal in der Woche kommt sie zu Besuch. „Das mit dem Testen klappt hier prima“, sagt Angelika Roßmann. Die Tante freue sich über den Besuch. „Ich bin ja die einzige Bezugsperson.“ Sie bringe ihr Obst mit, gehe mit ihr spazieren und sie spielen Rummikub. 27 Besucher haben sich am Mittwochnachmittag im Johanniterhaus angemeldet. 15 waren es am Vormittag. Drei Besuchertage gibt es derzeit in der Woche. Mehr geht nicht, solange der Inzidenzwert im Land über 100 bleibt, erläutert Korinna Lembke. Die Besucher müssen sich vorher anmelden, damit es im Eingangsbereich nicht zum Stau kommt. Nach der aktuellen Corona-Landesverordnung sind Corona-Schnelltests in Pflegeeinrichtungen Pflicht. Im Landkreis Rostock darf derzeit höchstens ein Besucher je Bewohner die Einrichtung betreten. „Das Betreten der Besuchsperson ist nur zulässig, wenn das Ergebnis einer vor Ort durchzuführenden Testung (PoC-Antigen-Test) auf das Coronavirus Sars-CoV-2 negativ ist“, heißt es in Paragraph 4, Absatz 2 der Verordnung, die sich auf Pflege und Soziales bezieht. Es sei denn, die Person kann einen Negativ-Test vom selben Tag oder den Nachweis des negativen Testergebnisses einer nicht länger als 72 Stunden zurückliegenden molekularbiologischen Testung (PCR-Test) vorweisen. Ingelore Zimmermann kann ins Haus. Ihr Test war negativ. „Ich besuche einen Bekannten“, erzählt sie. Zweimal in der Woche komme sie vorbei, wenn es geht. Der Schnelltest sei kein Problem. „Das ist ja auch für mich eine Sicherheit“, sagt sie. Neueinstellungen und ehrenamtliche Hilfe in Kühlungsborn: Das Seniorenheim Strandhaus der Arbeiterwohlfahrt in Kühlungsborn hat die Amtshilfe abgelehnt. „Die schnelle Hilfe hätten wir im Dezember dringend gebraucht“, sagt Leiterin Elfriede Pilgrim. Doch damals sei das nicht möglich gewesen. Letzte Woche habe der Landkreis Rostock informiert, dass die Bundeswehr nun aushelfen könnte. „Kost und Logis hätten wir stellen müssen. Wir hatten das jetzt schon alleine organisiert und die Bundeswehr wäre nur drei Wochen geblieben“, sagt Elfriede Pilgrim. Für die 200 bis 250 Schnelltests in Kühlungsborn seien Leute eingestellt worden, würden Ehrenamtler helfen. Von Anja Levien