Kamp-Theater: Wiedergeburt eines Lichtspielhauses

Gestern Abend hat er den ersten digitalen 3D-Projektor in den Vorführraum getragen. Nächste Woche kommen die Handwerker, die das Gerät anschließen und für den den Ton im Kamp- Theater sorgen: Der Kühlungsborner Kino-Mann Peer Kretzschmar kommt zurück nach Bad Doberan — und er hat Großes vor: Er will den Neustart für das Lichtspielhaus am Kamp wagen. „Ein Versuch“, sagt Kretzschmar. „Bis Juni muss sich zeigen, ob das Kino zu halten ist. Ich bin optimistisch.“ Dass dieser Neustart jetzt, zwei Jahre nach der Schließung des Hauses doch noch möglich ist, haben die Doberaner letztendlich der Kühlungsborner Stadtvertretung zu verdanken. Die Geschichte ist bekannt: Am 14. Dezember 2011 fiel der letzte Vorhang im regulären Kinobetrieb im Kamp-Theater. Der damalige Betreiber, Alfred Mielke, musste aufgeben, weil das Geld für die Anschaffung der zu diesem Zeitpunkt unverzichtbar gewordenen digitalen Technik fehlte. Rettungsversuche, darunter der von Peer Kretzschmar, scheiterten — unter anderem auch an der fehlenden Bereitschaft der Doberaner Stadtvertretung, die Kinobetreiber finanziell oder wenigstens als Bürge zu unterstützen. Statt dessen hofften die Stadtvertreter auf einen fragwürdigen Geschäftsmann aus Sachsen, der ihnen das kostenlose Kino versprach — aber keines seiner Versprechen hielt. Erst im Oktober 2012 startete Schauspielerin Beatrice Ehrler den nächsten Rettungsversuch und hob den Kamp-Theater-Verein aus der Taufe, der seitdem wenigstens einen Kinotag pro Woche anbietet. „Der Verein und ich werden künftig eng zusammenarbeiten“, sagt Kretzschmar. „Natürlich auch bei der Abstimmung der Programme.“ Und Vereinschefin Beatrice Ehrler bestätigt: „Ich sehe das Angebot aktueller Filme als gute Ergänzung zu unserem Programm an. Wichtig ist, dass es ein breites Angebot wird, damit das Kino als Veranstaltungsort erhalten bleibt.“ Rund 70 000 Euro wird Kretzschmar jetzt in moderne Vorführtechnik investieren. Dass dies jetzt möglich ist, haben die Doberaner letztendlich der klugen Tourismuspolitik der Kühlungsborner Stadtvertreter zu verdanken. Anders als die Doberaner haben sie ihr Kino immer unterstützt — als unverzichtbares Ganzjahresangebot für Einwohner und Urlauber. „Ich habe nichts geschenkt bekommen, aber immer unbürokratische Hilfe von Stadt und Stadtvertretung erfahren“, sagt Kretzschmar. „Und sei es bei der Genehmigung zur Aufstellung meiner Schaukästen.“ Letztlich habe er dank dieser Unterstützung das Geld in Kühlungsborn verdienen können, dass er jetzt hier in Doberan investiere, erzählt Kretzschmar. Dass Bad Doberan durchaus das Potential für den täglichen Kinobetrieb hat, davon ist Kretzschmar überzeugt. Björn Raake, Betreiber des Restaurants im Kamp-Theater, bestätigt das. „Ich habe fast täglich Anfragen per Telefon oder von Restaurantgästen, was denn im Kino läuft“, sagt Raake. An sechs Tagen pro Woche könne er nur auf den Mittwoch verweisen. Raake: „Aber ein tägliches Programm wäre ein Gewinn für die gesamte Region.“ Spätestens Anfang Oktober soll es soweit sein. „Vielleicht schaffen wir sogar schon einen Testbetrieb Ende September“, hofft Peer Kretzschmar. Kino-Mann kehrt zurück zu seinen Wurzeln 1990 hatten Alfred Mielke und Peer Kretzschmar, vor der Wende Mitarbeiter der Kreisfilmstelle in Bad Doberan, das Doberaner Kino von der Treuhandanstalt übernommen und renovierten das Haus. 1993 eröffneten sie gemeinsam das Kamp-Theater. 1997 verließ Kretzschmar die gemeinsame GbR mit Mielke und kümmerte sich verstärkt um das Kino in Kühlungsborn, dass er ständig weiterentwickelte. 2014 könnte das Jahr der Entscheidung werden. Klaus Walter

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