Kleine Knallerei statt Störtebeker-Feuerwerk: Wie die Hanshäger Böllerfreunde Silvester feiern

Eine wirklich freundliche Familie – selbst „Oskar“ hört nach ein paar Minuten mit dem Anbellen des Fremden auf. Der Hund war vor zehn Jahren noch nicht dabei, als sich die OZ zum ersten Mal bei den Batkes in Hanshagen über deren Silvesterprogramm informierte. Damals stand veredelter und gestreckter Sprengstoff in farbenfrohen Hüllen für insgesamt etwa 250 Euro bereit – und die Batkes waren glücklich. Tochter Paula kommentierte damals mit leuchtenden Augen: „Das ist bei uns manchmal wie bei Störtebeker in Ralswiek.“ Auch heute lächeln alle, denn sie planen wieder eine Feier und trotzdem liegt etwas Wehmut in der Luft: „Ohne Feuerwerk ist es nicht dasselbe wie sonst eigentlich – das ist schade“, sagt dazu Paula Batke und betont, dass sie Silvester gar nicht anders kenne: Einmal im Jahr werde geböllert und das gehöre für sie eben dazu. Kleines Feuerwerk statt Störtebeker-Böllerei: Diesmal hat Corona aber eben alles durcheinandergebracht, auch in Ralswiek wurde ja bekanntlich nicht geböllert. Doch für ein paar Rest-Raketen und eine Batterie mit insgesamt 500 Gramm Explosivstoff hat das Virus zumindest gesorgt. Denn diese Teile hatten sich die Hanshäger Hobby-Feuerwerker extra für die Feier eines 50. Geburtstages und die Hochzeit von Freunden aufgehoben. Beide Partys waren dann jedoch wegen der Pandemie ins Wasser gefallen. Nun gilt das Abbrennen von ein paar Raketen, einer Batterie und vielleicht zwei kleinen Comet-„Geschosswerfern“ bei den Batkes nicht als Feuerwerk, aber die pyrotechnische Verwertung „der kleinen Reste“ im Garten des Mehrgenerationenhauses, wird Bestandteil ihrer diesjährigen Feierlichkeiten zum Jahreswechsel sein. Die Knallerei ist ja auch nicht alles: „Wir schmücken alles schön, essen, trinken Satower Glühwein und feiern hier im Haus zusammen – Pfannkuchen bäckt Oma“, sagt Runa Batke. 2021 soll die große Knallerei nachgeholt werden: Weil sie ein richtiges Batke-Feuerwerk sensationell findet und jedes Mal begeistert gewesen wäre, gebe es auch 2021 ihrerseits keine Budget-Beschränkungen, kündigt sie bereits vorausschauend an. Ihr Mann Thomas ist sich seiner Verantwortung voll bewusst: „Nächstes Jahr machen wir auf jeden Fall richtig weiter. Dann ziehen wir wieder unseren Hänger mit den schönen Sachen auf die Wiese, wo immer die Osterfeuer von Hanshagen stattfinden und denn...“, sagt der 54-Jährige und erinnert noch daran, dass normalerweise von der ganzen Familie insgesamt um die zwanzig Leute mitfeiern würden, die dann ebenfalls etwas beisteuern. „Das waren immer schöne Feuerwerke“, bestätigt Oma Renate (73) und Opa Erich (77) stimmt dem zu: „Super“. „Auf Arbeit ist genug Stress“, erklärt Runa Batke die besondere Vorfreude der Familie aufs Feiern und den Wunsch für 2021, dass die Pandemie ein Ende habe. Die 51-Jährige ist in Bad Doberan Arzthelferin in einer pneumologischen Facharztpraxis, ihre Tochter Paula Krankenpflegehelferin in der Hohenfelder Klinik. „Seit März arbeite ich unter Vollschutz und jeden Tag mit Maske“, sagt die 22-Jährige. „Man muss das Beste draus machen“: Vor der Krankheit Covid sollte man schon Respekt haben, aber keine Angst. Vorsicht sei durchaus geboten, aber man solle trotzdem das Leben noch genießen, erklärt Runa Batke und ist sicher: „Das Leben ist allgemein schön, wenn man das Beste draus macht!“ Lesen Sie auch: Silvester unter Corona-Bedingungen in MV: Was man darf und was nicht Einkaufen in MV zu Silvester: Wie lange haben die Supermärkte am 31. Dezember geöffnet? Dass man dafür oft einen langen Atem braucht, dürfte gerade ihr Sohn Franz gespürt haben. Der 25-Jährige ist Anlagenmechaniker bei den MV-Werften in Warnemünde und war „von März bis Anfang Dezember“ in Kurzarbeit. Seinem Hobby konnte er auch nicht frönen: Wegen Corona musste der komplette Trainings- und Spielbetrieb beim FSV Kühlungsborn eingestellt werden. Von Thomas Hoppe