Kritik an maroden Schützhütten im Ostseebad Nienhagen

Vier Schutzhütten stehen entlang des Rad- und Wanderweges an der Ostseeküste von Nienhagen. Zum Teil fehlen an diesen Bretter, dringen Regen und Wind ein. Seit Jahren ärgert sich Hartmut Gruel über den Zustand der Schutzhütten, hatte diesen 2014 bereits angesprochen. Der Verfall hält seitdem an – auch weil es beim Ausbau des Europäischen Fernwanderweges E9 nicht vorangeht. Jetzt hat Hartmut Gruel dem Bürgermeister Uwe Kahl (CDU) einen Vorschlag gemacht. „Ich kann doch den Gästen nicht solche Hütten anbieten“, sagt Hartmut Gruel und zeigt auf den im Gespensterwald stehenden Holzbau. „Solchen Zustand findet man woanders nicht.“ Für ihn habe das mit Willkommenskultur zu tun. Arbeitende Menschen kämen zur Erholung an die Ostsee, zahlten Unterkunft und Kurtaxe. „Der Anblick der über 50 Jahre alten Hütten entlang der Steilküste ist unerträglich“, sagt er. Weder vor Sonne noch vor Wind und Reden würden die Hütten schützen. „In der Hauptsaison kreuzen mehrere hundert Urlauber jeden Tag diesen Radweg von Kühlungsborn nach Warnemünde.“ Hütten in Eigenregie bauen und aufstellen: Der 65-Jährige hat seit 2007 eine Ferienwohnung im Ostseebad Nienhagen, geht täglich wandern. Am 21. Januar hat er das Gespräch mit Bürgermeister Uwe Kahl gesucht und vorgeschlagen, dass die Gemeinde die Hütten in Eigenregie baut und aufstellt. Dafür hat der gebürtige Stralsunder ein Modell gebastelt und es dem Bürgermeister übergeben. Seine Idee: Der Bauhof könnte in Baukastenweise die Teile für die Holzhütte in der Halle fertigen, bei einem gemeinsamen Arbeitseinsatz werden die Hütten dann aufgestellt. 700 Euro müsste die Gemeinde als Materialkosten pro Hütte einplanen. Hartmut Gruel habe 30 Jahre auf dem Bau gearbeitet, war Mitarbeiter im Außendienst bei der Firma Creaton. „Ich kenne mich gut in der Baubranche aus“, sagt der heutige Rentner. Radweg und Hütten seit 15 Jahren Thema in Gemeinde: Uwe Kahl begrüßt den Vorschlag Gruels. „Ich weiß, dass wir da was machen müssen“, sagt der Bürgermeister. Bislang habe die Gemeinde immer auf Fördermittel gehofft. Denn mit dem Ausbau des Europäischen Fernwanderweges E9 sollte auch die Erneuerung der Hütten gefördert werden. Seit 15 Jahren bemühe sich die Gemeinde darum, hatte immer wieder Förderanträge beim Ministerium in Schwerin gestellt, immer wieder mussten Unterlagen nachgereicht werden, wurden laut Kahl die Förderrichtlinien geändert. Der Weg, der zugleich auch Ostseeküstenradweg ist, soll auf 3,50 Meter, im Gespensterwald auf 2,50 Meter ausgebaut werden und so Platz für Radfahrer, Wanderer und Fußgänger bieten. Land möchte vier Millionen in Radfernwege investieren: Neueste Entwicklung: Bis 15. Januar sollte die Gemeinde beim Verkehrsministerium Bescheid geben, welchen Ausbesserungsbedarf und Neuerungen notwendig seien. Hintergrund: Das Land hat im Haushalt 2020/21 vier Millionen Euro für das „Erhaltungsprogramm Radfernwege“ aufgenommen. „Sie sollen zur Verbesserung von selbstständigen Radfernwegen in kommunaler Baulast – die nicht auf der Straße oder straßenbegleitend verlaufen – eingesetzt werden“, teilt das Verkehrsministerium mit. „Die Hütten sind in der Förderung nicht mehr dabei“, sagt Uwe Kahl. „Wir müssen sie jetzt machen.“ 400 Kilometer zieht sich der Ostseeküsten-Wanderweg E9 durch Mecklenburg-Vorpommern. Immer an der Küste entlang geht es von Travemünde nach Ahlbeck. Zwischen Nienhagen und Börgerende ist der Weg aufgrund von Küstenabbruch gesperrt. Ebenso zwischen Meschendorf und Kägsdorf. Warum der Radweg, mit dem überregional Werbung für den Region gemacht wird, bisher nicht ausgebaut wurde, sei nicht mehr zu erklären, so Kahl. Immer wieder sei ein anderes Ministerium zuständig gewesen. „Wir haben seit 2004 70 000 Euro in Planungen investiert und passiert ist nichts“, sagt er verärgert. „Wir haben im vergangenen Jahr mit eigenen Kräften den Weg einigermaßen hinbekommen.“ Heißt, die Löcher seien beseitigt, Rabatte abgestochen, der Weg abgezogen worden. Dennoch: Sobald es regne, weiche der Weg auf. Lesen Sie auch: Von Radweg bis Fachkraft: Tourismus in Mecklenburg braucht Qualität Nienhäger sanieren Radweg jetzt selbst Gesperrter Radweg zwischen Börgerende und Nienhagen: Keine Lösung in Sicht Von Anja Levien