Kröpelin: Schornstein des Heizhauses gesprengt (Video)

Heute soll er fallen, der Schornstein des Heizhauses in Kröpelin. Zusammen mit Mitarbeitern wickelt Karl-Heinz Bühring am Samstagmorgen doch einige Lagen Maschendrahtzaun um den Turm. Mit Kabelbindern zurrt der Sprengmeister ihn fest, damit alles an Ort und Stelle bleibt. Unter dem Maschendrahtzaun ist der Schornstein mit Vlies umwickelt. Neun Zentimeter dick. Diese Schutzhülle soll verhindern, dass bei der Sprengung Trümmerteile umherfliegen. Das Gelände neben der Schule ist seit dem Vortag abgesperrt. Hier kommt nur noch durch, wer unbedingt muss. Zum Beispiel die Fahrer der Kipplaster. Langsam fahren sie einer nach dem anderen rückwärts auf den Hof. Durch die Heckklappe ergießt sich tonnenweise Sand auf den Boden. Daraus formen die Mitarbeiter der Baufirma Werges ein „Bett“, einen Halbkreis in den der Turm hineinfallen kann. Dahinter, an der Straße, steht zusätzlich ein Bauschuttcontainer. „Als zusätzlicher Splitterschutz“, sagt Bauleiter Martin Kralicek. Einen Teil der Ziegel des abgerissenen Heizhauses hat die Firma deshalb ebenfalls liegen lassen. Bei den Vorbereitungen hat auch der Bauhof der Stadt Kröpelin mitgewirkt. Drei Kilo Sprengstoff im Mauerwerk: Drei Tage lang hat Karl-Heinz Bühring sich und den Turm auf diesen Tag vorbereitet. Zuerst hat er Vierecke mit den Maßen 60 Zentimeter mal 1 Meter seitlich in das Mauerwerk geschnitten. Mit rosa Sprühfarbe wurden die Positionen für die Sprengladungen markiert. Das Besondere: In dem Kröpeliner Schornstein befindet sich ein zweiter, runder Turm. Auch er wurde durchlöchert. Gesprengt wird der Turm auf der Straßenseite. „Wenn er dort wegknickt, kippt der Rest hinterher“, sagt der Sprengmeister. „Jeder Turm hat eine gewisse Brisanz“: Seit 40 Jahren macht Karl-Heinz Bühring diesen Job. „Jeder Turm hat eine gewisse Brisanz“, sagt er. Kaum zu sehen sind die dünnen Drähte, einer gelb, einer grün, die aus dem Sandpodest unterhalb des Turms herausführen. Sie enden in einem unscheinbaren schwarzen Kästchen. Von dort geht später die Sprengung aus. Im Mauerwerk stecken drei Kilogramm Sprengstoff. „Das muss reichen“, sagt der Sprengmeister. Lesen Sie auch: Kröpelin: Heizhaus-Schornstein wird gesprengt Häuser abgerissen, Blumen gepflanzt: So verschönert sich Kröpelin Kröpelin beschließt Haushalt 2020 Etwas Besonderes ist die Sprengung auch für die Kröpeliner. Bereits zwei Stunden vorher haben sich Arvid-Odin Aschenbrenner und seine Freunde direkt gegenüber aufgestellt. Sie habe Getränke mitgebracht und eine kleine Musikanlage. „Es ist schade, dass immer mehr altes verschwindet“, sagt der Jugendliche. „Ich habe viele Erinnerungen an den Turm, wir haben hier auch immer auf den Bus gewartet.“ Für Bauleiter Martin Kralicek ist es ebenfalls die erste Sprengung, die er begleitet. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter steht er in sicherem Abstand auf der anderen Straßenseite und beobachtet, was auf dem Gelände des ehemaligen Heizhauses passiert. Applaus nach der Explosion: Dann geht es los. Gegen 12.50 Uhr sperrt die Polizei die Straße ab. Jetzt ist hier wirklich kein Durchkommen mehr. Um die 100 Schaulustige haben sich gegenüber der Schule versammelt. Einige sitzen auf Campingstühlen auf dem Rasen und beobachten das Geschehen. „Endlich ist mal was los hier“, sagt einer. Karl-Heinz Bühring bläst seine Trompete. Erst einmal lang, dann zweimal kurz. Ein lauter Knall hallt von den umliegenden Häusern wieder. Der Turm fällt und wirbelt eine gehörige Staubwolke auf. Nach zehn Sekunden ist alles vorbei. Applaus von den Zuschauern. Auch der Sprengmeister ist zufrieden: „Besser hätte es gar nicht klappen können“, sagt er. Sehen Sie auch: Video: Schornstein in Bad Doberan gesprengt Unter den Zuschauern war auch Bürgermeister Thomas Gutteck: „So eine Sprengung hatten wir hier lange nicht“, sagt er. Was aus dem Grundstück werden soll, kann er noch nicht im Speziellen sagen. „Wir lassen das Areal gerade in einem Ideenwettbewerb mit der Fachhochschule Wismar neu gestalten“, sagt Thomas Gutteck. Im Gespräch sei ein Kita-Campus gewesen, zunächst würden aber vermutlich die Parkplätze an der Grundschule erweitert. „Es ging erstmal darum, den Schandfleck zu beseitigen“, sagt er. Im September 2019 hatten die Stadtvertreter von Kröpelin den vollständigen Rückbau des Heizhauses neben der „Grundschule am Mühlenberg“ beschlossen. Auf die Schadstoffsanierung folgten Abbrucharbeiten im vorderen Bereich. Die Baufirma entfernte die Fundamente und verfüllte die entstandenen Hohlräume. Anschließend wurde das hintere Gebäude, das eigentliche Heizhaus abgerissen. Noch in diesem Jahr soll in diesem Bereich eine Bushaltestelle errichtet werden. „In zwei Wochen soll wieder alles aufgeräumt sein“, sagt Martin Kralicek. Aber schon ab Montag sollen wieder die Schulbusse fahren, dort, wo mal der Schornstein des Heizhauses in Kröpelin stand. Lesen Sie auch Kröpelin beschließt Haushalt 2020 Von Cora Meyer