Kühlungsborn: Bau der Schwimmhalle verzögert sich weiter

Zum Greifen nah erschien der Baubeginn der Schwimmhalle in Kühlungsborn. Jetzt ist er wieder ein ganzes Stück in die Ferne gerückt. Noch im Juni war eine niederländische Firma im Gespräch, die die Halle im B-Plan-Gebiet am Grünen Weg errichten sollte. Dafür biete sie Module an, die sich die Kunden individuell zusammenstellen könnten. „Das ist kostenmäßig interessant und schnell umsetzbar“, sagte Bürgermeister Rüdiger Kozian damals. Das Unternehmen habe bereits 170 Schwimmbäder gebaut. Lesen Sie auch: Schwimmhalle in Kühlungsborn soll aus Modulen gebaut werden Unter anderem eines in Anklam. Um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen war eine Abordnung der Stadtvertretung dorthin gereist – und hatte hohe Hürden festgestellt, sagt Lars Zacher (CDU), der mit in Vorpommern war. „Wir haben andere DIN-Normen.“ „Hier gibt es Vorgaben, die es in den Niederlanden nicht gibt“, sagt der Bürgermeister. Deshalb müsse man das Projekt überarbeiten, um es für die deutschen Verfahrensabläufe so umzugestalten, dass es passt. Vorbilder in ganz Deutschland gesucht: „Deshalb haben wir fraktionsübergreifend entschieden, dass jede Fraktion drei bis vier Bäder in Deutschland benennen soll, die den Anspruch haben, dass man sie hier umsetzen könnte.“ Natürlich müsste das neue Bad auch im Verhältnis zur Größe der Stadt stehen. Die Vorschläge sollen innerhalb der nächsten 14 Tage eingegangen sein. „Dann würden wir in den Gremien eine Auswahl treffen“, sagt Lars Zacher, „und versuchen, mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen.“ Möglich sei, sie für eine Präsentation nach Kühlungsborn einzuladen oder sich das Bad vor Ort selbst anzusehen. Für ihn stehe fest: „Experimente machen wir nicht, das muss ein Profi sein. Es geht um ein Riesenprojekt mit vielen Millionen Euro, damit muss man verantwortungsvoll umgehen. Und am Ende wollen wir ein Topschwimmbad.“ 1972 wurde an die Villa Baltic eine Meerwasserschwimmhalle angebaut. 2003 wurde die Halle wegen Baufälligkeit geschlossen. 2004 hat sich ein Förderverein Meerwasserschwimmhalle Kühlungsborn gegründet und sich den Erhalt, Um- und Ausbau der Meerwasserschwimmhalle zum Ziel gesetzt. 2017 wurde die Schwimmhalle nach jahrelangem Stillstand abgerissen. Mittlerweile setzt sich der Verein für den Neubau im Ostseebad ein. Unabhängig davon, wer die Halle baut, sei man nach Angaben des Bürgermeisters weiterhin dabei, das Innenleben zu konkretisieren. Weitestgehender Konsens herrsche darin, sagt auch Lars Zacher, dass neben einem Schwimmbecken auch eine Sauna, ein Wellnessbereich und ein Angebot für Kinder vorhanden sein soll. Anforderungskatalog liegt bereits vor: Enttäuscht von der jüngsten Entwicklung zeigte sich Inge Hagen-Heyde, Vorsitzende des Fördervereins Meerwasserschwimmhalle. „Wir sind praktisch wieder auf den Nullpunkt“, sagt sie. „Ich habe Mühe daran zu glauben, dass es in den nächsten drei Jahren realisiert werden kann.“ Bereits im Juni hatte der Förderverein bei einem Treffen mit Vertretern der Fraktionen Ansprüche an eine Schwimmhalle formuliert. Dazu gehören neben beheizbaren Liegeflächen und einer Cafeteria auch eine energieeffiziente Bauweise. „Dem schließen wir uns an“, sagt Peter Menzel von der Initiative Zukunft. Wenn es gewünscht sei, müsse die Stadt nun Besichtigungstermine weiterer Hallen organisieren. „Ich erwarte dann aber, dass innerhalb von vier Wochen die Einladung kommt. Es muss vorangehen.“ In jedem Fall müsse der Bau der Halle offiziell ausgeschrieben werden, betont Rüdiger Kozian. „Es mit den Niederländern zu machen ist eine Möglichkeit, aber nicht alternativlos.“ Außerdem hofft die Stadt auf Fördermittel. „Wir müssen die Formalien auf jeden Fall einhalten“, sagt der Bürgermeister. Wer die Halle betreiben soll, sei seinen Angaben zufolge noch nicht abschließend geklärt. „Wichtig ist, dass wir es zeitlich auf die Reihe kriegen und in die Umsetzung kommen.“ Zustimmung für Tennishalle: Auch für den geplanten Bau einer Tennishalle neben der Schwimmhalle sieht es gut aus. „Alle Fraktionen haben sich relativ positiv geäußert“, sagt Lars Zacher. „Im Fokus sollte aber die Schwimmhalle sein.“ Darauf wolle man sich voll und ganz konzentrieren. Aber der Wunsch nach der Tennishalle sei da. „Ich könnte mir auch vorstellen, dass man sie im zweiten Schritt als Anbau ransetzt.“ Dann könne man den gleichen Eingangsbereich und den gleichen Sanitärtrakt nutzen, um Synergieeffekte herzustellen. Lesen Sie auch: Für Nachwuchs und Urlauber: Tennisclub in Kühlungsborn kämpft um eigene Halle Dass Kühlungsborn eine Schwimmhalle braucht, hatte eine Bedarfsanalyse einer Beratungsfirma zu Beginn des Jahres ergeben. Ihr zufolge sei das Ostseebad damit wettbewerbs- und konkurrenzfähig. Der Bedarf besteht aber nicht nur bei den Kühlungsborner Bürgern. Berücksichtigt werden müssten nach Erkenntnissen der Berater auch Schulen, Vereine und Touristen, die Halle ebenfalls nutzen wollen. Lesen Sie auch Villa Baltic in Kühlungsborn: Das sind die Ideen für eine Nutzung Von Cora Meyer