Kühlungsborn: Haus "Quitte" hat neue Eigentümerin mit Plänen

Eine Quitte hängt noch an einem alten Baum, dem bereits seit mindestens 80 Jahre Ostseeluft um die Blätter weht. Ihr leuchtendes Gelb strahlt im tief stehenden Herbstlicht vor dem Haus, dem sie ihren Namen gab. Das Haus „Quitte“ in Kühlungsborn hat eine neue Bestimmung gefunden und eine neue Bewohnerin, auch wenn sie nur selten da sein kann. Sandra Isabell Mann kümmert sich nun um das über 200 Jahre alte Bauernhaus, dass ihre Eltern Ira Schwarz und Dieter Mann in 25 Jahren Arbeit restaurierten und dort einen traumhaft schönen Garten anlegten. In diesem Sommer war das Haus Kulisse für die Serie des ZDF „Kreuzfahrt ins Glück“ und diente als Bed ’n’ Breakfast-Unterkunft. Lesen Sie auch: Reiterhof Klein Nienhagen Drehort für ZDF-Serie Kühlungsborn: Wohnungen, Häuser, Hotels - Was wird wo gebaut? Sandra Isabell Mann musste sich vor drei Jahren entscheiden, was nun mit dem Haus „Quitte“ wird. Damals entschlossen sich ihre Eltern, die es als Wochenenddomizil bewohnten, von Berlin nach Österreich zu ziehen. „Es hätte mir in der Seele wehgetan, wenn es verkauft worden wäre“, so die 29-Jährige. „Ich verbinde mit dem Haus und Kühlungsborn so viele wundervolle Kindheitserinnerungen. Auch wenn das hieß, statt Spanien – wie meine Mitschüler – immer nach Kühlungsborn zu fahren“, erinnert sie sich und muss schmunzeln. „Jedes Wochenende und in den Ferien waren wir hier.“ Sandra Isabell Mann studierte Finanzmathematik. Sie arbeitete zuerst in Frankfurt im Bereich Investmentbanking, später in München als Transaktionsbetreuerin, bis sie sich entschloss, nach Berlin zurückzukommen, um mit ihren Eltern – zusätzlich zu einer Kunst- und Antiquitäten-Messe – Immobilien zu entwickeln und zu verwalten und auch das Haus „Quitte“ zu übernehmen. Doch da sie beruflich nicht aus Berlin wegkommt, musste eine Lösung gefunden werden. Seit diesem Jahr wird das Haus „Quitte“ vermietet. „Diese Entscheidung ist mir schon schwergefallen“, sagte sie. „Sein Zuhause, auch wenn es nur ein Ferienhaus ist, mit Fremden zu teilen, ist ein großer Schritt für uns gewesen. Aber die Gartenbewirtschaftung kostet sehr viel Geld. Ich habe versucht, einiges zu minimieren“, sagte Sandra Isabell Mann. „Uns war wichtig, aus dem Anwesen keine Luxusherberge zu machen, sondern es bäuerlich-ländlich und gemütlich zu halten, was dennoch seinen Preis hat und für diejenigen ist, die so etwas zu schätzen wissen.“ Alles wurde liebevoll und individuell gestaltet, verbunden mit altem und neuem Interieur. Sandra Isabell Manns Lieblingsecke ist die kleine Bibliothek. Der Landhausgarten ist auch im Herbst noch anheimelnd. Das um die ein Hektar große Areal ist ein ländliches Paradies. Die vielen Apfelbäume wurden durch Gräserquadrate strukturiert, was dem parkähnlichen Garten Harmonie verleiht. Das reetgedeckte Bauernhaus befindet sich vor einem buchsbaumgerahmten Bauerngarten, der im Sommer ein farbenfrohes Entree bildet. Im Hof des Eingangsbereiches steht eine Kastanie, die ihr Alleinstellungsmerkmal ausschweifend ausnützt. Rechts neben dem Haus betören 600 Rosensträucher in 80 Sorten die Sinne. Weil sich auch Rehe im Garten wohlfühlen, wurde dieser Teil mit einem edlen geschwungenen Schinkelzaun umgrenzt und kürzlich auch mit einem Pavillon ergänzt. In der Nähe befindet sich ein Schattenwald mit einer wallähnlich gewachsenen Blutbuchen-Hecke. Ein Naturteich, ein Bach aus Lavendel, Spalierzäune und Schafskulpturen runden das traumhafte Ambiente ab. Als ihre Stiefmutter das Grundstück zur Wende zurückerhielt – es gehörte früher einmal der Stiefgroßmutter von Ira Schwarz –, sah es recht kahl aus und bedurfte einer totalen Umgestaltung. Ira Schwarz ließ sich auf Reisen für ihren Garten inspirieren. Durch ihre Arbeit mit Kunst und Garten – Antiquitäten und dem sicheren Stil für das besondere Einrichten – schuf sie im Haus eine sehr anheimelnde Atmosphäre. „Ich könnte mir vorstellen, auf dem Grundstück einen Gartenmarkt ‚Gartenträume‘ zu veranstalten. Ein kleiner – um zu schauen, wie das angenommen wird. Vielleicht auch zur offenen Gartenpforte und wenn Veranstaltungen wieder erlaubt sind“, denkt Sandra Isabell Mann in die Zukunft. Von Sabine Hügelland