Kühlungsborn zeigt: Beste Corona Cartoons

Der Satz „Gießen wir uns einen hinter die Binde“ hat in Corona-Zeiten so eine ganz andere Bedeutung. Dennoch darf gerade auch darüber gelacht und geschmunzelt werden in diesem so eigenartigen Jahr 2020. In der Kunsthalle Kühlungsborn wurde bereits im Dezember die neue Cartoon-Ausstellung aufgebaut. Wegen des härteren Lockdowns konnte sie jedoch noch nicht geöffnet werden, obwohl bereits der 20. Dezember als Ein-Tagesöffnung dafür vorgesehen war. Diesmal steht die Exposition unter dem Titel „Und Jetzt? – Die besten Corona-Cartoons“, passender geht es nicht. „Alles wird gut“ steht auf der Rückseite des Kataloges zur Ausstellung, die bis Mitte März 2021 im Haus verbleibt. „Vielleicht sogar noch zwei Wochen länger“, so der Kunsthallenchef Franz Norbert Kröger. Viele Veranstaltungen musste er in diesem Jahr absagen und dennoch bleibt er zuversichtlich. Es wäre auch wirklich zu schade, würden die 150 Cartoons nicht gezeigt werden können. Kunsthallenchef Franz Norbert Kröger hofft nun, sie bald den vielen Freunden von Cartoons präsentieren zu dürfen. Corona-Flittchen reist um die Welt: Die 49 deutschsprachigen Cartoonisten entlockten ihren Zeichenstiften Bissiges, Feinsinniges und nachdenklich Machendes. Sie schauten diesem Jahr sinnbildlich tief in den Rachen. „Das Coronavirus ist mutiert: Es tötet nur noch Menschen, die Fake News verbreiten oder hysterische Kommentare abgeben. Facebook und Instagram stellen deshalb ihren Betrieb ein, weil die verbleibenden elf Mitglieder lieber telefonieren“, tönt es aus einem Fernseher. Ein Cartoon von Piero Masztalerz, darauf muss man erst einmal kommen. „Alexa! 2020 überspringen – Corona: Wissenschaft mit neuen Ansatz“ schuf Uli Döring. „Dieses Coronaflittchen reist um die ganze Welt und was machen wir?? Drei Mal die Runde in Bottrop“ beschweren sich Erkältungsvieren bei der Cartoonistin Dorthe Landschulz Wolfgang Kleinert ist Geschäftsführer der Berliner Cartoonfabrik. Seit 2008 wird die Cartoonair am Meer in Prerow von Kleinert veranstaltet. Vor elf Jahren konnte Franz Norbert Kröger erste Cartoons von dort in Kühlungsborn zeigen. Dabei stellte sich gerade die dunkle Jahreszeit als passende Ausstellungszeit heraus, denn die Besucher sehnen nach „Licht im Dunkeln“, nach Freudvollem. „Das ist immer eine gute Zusammenarbeit mit ihm und ich komme gern her“, sagte Kleinert. Vorgesehen sind bei Öffnung der Schau ein Shop mit Büchern, Cartoonpostkarten und Plakaten. Zwischen 30 bis 50 verschiedene Cartoonbände stehen zur Auswahl. Kleinert sortierte die Cartoons in der Kunsthalle nach Corona, Hamsterkauf, Homeoffice, Querdenker. „Wir können an Corona nicht vorbeigehen“, sagte er zu den Cartoonisten die eigentlich zu einem gänzlich anderen Thema ihre Arbeiten fertig hatten, zur sommerlichen Cartoonair in Prerow, wo die Karikaturen erstmals gezeigt werden. Corona verdrängt andere Themen: „Vor Corona waren der Klimawandel und die hitzigen Auseinandersetzungen über steigende Temperaturen, Meeresspiegel und CO2-Ausstöße das Thema Nummer eins“, steht im Katalog. „Grüne Bilder“ hieß diese Ausstellung, die dann wegen Corona durch einen Sonderteil erweitert wurde. Irgendwie sei Natur und Corona ein dennoch zusammenhängendes Thema, stellten sie fest. 500 Bilder wurden eingesendet, von denen 50 in die Auswahl kamen. Den neuen Katalog mit acht Seiten mehr, gibt es auch hier: www.cartoonkaufhaus.de. „Den brachten wir im Eigenverlag heraus, weil das am schnellsten ging, wir mussten ja handeln“, ließ Wolfgang Kleinert wissen. Man kann auch humorvoll durch diese komische Zeit kommen, findet Kleinert und hat Recht. Die Ausstellung in Prerow fand enormen Anklang und zeigte, dass die Menschen Lust darauf haben, Corona mal von einer unbeschwerteren Seite aus zu betrachten. Lucy Hübner war beim Aufbau in Kühlungsborn dabei: „Sehr kreativ und anspruchsvoll und für jedes Alter ist etwas dabei. Unbedingt anschauen“, sagte die 18-Jährige. „Die Stadt unterstützt die Kunsthalle nach ihren Möglichkeiten in der Corona-Zeit, dafür bin ich dankbar. Und wir geben unsere Mehreinnahmen, die wir nicht brauchen, zurück. Bisher waren das 15 000 Euro“, erklärte Franz Norbert Kröger. Geld, das sonst für Künstlergagen und anderes wegging. Er hofft nun darauf, die Kunsthalle bald wieder mit Lachen erfüllt zu erleben. Denn diese Ausstellung lockt jährlich die meisten Besucher an. Von Sabine Hügelland