Auto im Erdhaufen: Blank polarisiert

„Sind Sie denn verrückt, hier — mitten in der Natur und vor aller Augen — ein Auto einfach in der Erde zu entsorgen? So ein Irrsinn! Frevel an der Umwelt — das ist schon mehr als unverschämt!“ Solche und ähnliche Sprüche muss sich der Holzgestalter und Installationskünstler Bruno Blank von vorbeiradelnden Urlaubern jetzt oft anhören, wenn er auf seiner Kulturwiese an der Landesstraße kurz vor Rerik an seiner neuen Installation arbeitet. „Motor, Getriebe und Batterie sind ausgebaut und alle Flüssigkeiten entfernt. Sogar die Umweltbehörde hat sich das schon angeschaut und keine Bedenken gehabt“, lautet stets seine Antwort. Für die um die Umwelt besorgten Urlauber gibt es dann regelmäßig eine Gratis-Führung über seine fünf Hektar große Kulturwiese. Ganz fertig ist Bruno Blanks Kunstwerk im freien Raum noch nicht: ein VW „Sharan“, der sich mitten in einen Erdhaufen gebohrt hat. Oben drauf will er noch einen geneigten Baum mit weiß angestrichenem Stamm setzen. Was das soll? „Der Deutungshoheit der Besucher werden keine Grenzen gesetzt“, sagt der 56-Jährige verschmitzt. Mit zwei anderen Installationen im und am Teich sieht es eindeutiger aus. Dort stehen zwei Telefonzellen, von Efeu umrankt, eine liegt auf dem Boden, sieht aus wie ein Sarg. Bedeckt von Handys: Das Sterben von Festnetz und Telefonzelle. Davor steht mitten im Teich ein altes, rostiges Motorrad im Wasser, der Helm des Fahrers liegt auf dem Vordersitz: Bin in zehn Minuten wieder da — seit nunmehr sieben Jahren schon. 18 Kunstwerke dieser Art — Installationen aus einem oder mehreren Objekten und Skulpturen auf großen Pfählen — werden im 2,5 Hektar großen Kernbereich der Wiese stehen, wenn Blank sie im Juli feierlich für das Publikum eröffnen will. Die Holzskulpturen von Bruno Blank, die in den zurückliegenden Jahren immer moderner und abstrakter wurden, werden in Galerien von Berlin bis Barcelona gehandelt und erzielen gute Preise. „Die Wiese ist das Hobby von Heike und mir. Hier toben wir uns geradezu aus. Und freuen uns, wenn wir viel Kontakt mit Gästen haben“, sagt Blank. Heike — das ist seine Frau, eine Malerin. Das Ehepaar Blank lebt noch auf dem Bauernhof in Garvsmühlen. Er steht zum Verkauf. Heike und Bruno Blank wollen nach Rerik umziehen. Die Kulturwiese, auf der sich die beiden seit sieben Jahren mit immer neuen — wie Blank gern zugibt „oft ziemlich verrückten“ — Ideen austoben, werden sie jedoch behalten und weiter entwickeln. Ab Juli soll es dort einmal in der Woche eine Führung geben. Dabei wird es nicht nur um ziemlich abgefahrene Kunst gehen. Auch um viel Natur. 230 Bäume haben Blanks dort in den vergangenen sieben Jahren gepflanzt. Rund 140 Arten haben dort einen geschützten Lebensraum gefunden. Etliche von ihnen stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tiere und Pflanzen. Gepflegt wird die Wiese von Blanks „Mitarbeitern“, wie er sie nennt. Vier wetterharte Galloway-Rinder, die jetzt mit Nachwuchs unterwegs sind, haben dort ihre Weide. Zusammen mit einigen Schafen. Die Meinungen über diese Art von Kunst auf der Wiese gehen auseinander — auch unter Blanks Bekannten und Freunden. Wie bei Fischer Never und Glaser Schmidt. Lutz Werner

Garvsmühlen - Auto im Erdhaufen: Blank polarisiert