Bastorfer Schüler erobert die Klassik-Elite

Sönke Wieck will wieder den Preis. Beim Bundesjugendwettbewerb „Jugend musiziert“. Und er ist dabei auf einem guten Weg — diesmal im Quintett mit vier weiteren jungen Musikern. Und unter den Fittichen einer Frau, die in der Welt der Musik hoch geschätzt wird: Professorin Claudia Buder von der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar hat schon 20-mal mit ihren Schützlingen den begehrten Preis geholt. Sie ist seit dem Beginn dieses Schuljahres Sönkes Lehrerin auf dem Instrument, das beide spielen: dem Akkordeon. Sie als international gefragte KonzertMusikerin, er als ein großes Talent, das der von ihm bewunderten Lehrerin nacheifert. Für seinen Musik- Traum ging Sönke jetzt sogar nach Weimar. Der 15-Jährige aus Bastorf, der bisher Gymnasiast am Schulzentrum Kühlungsborn war, machte am Beginn dieses Schuljahres einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg in die Elite der klassischen Musik: Er wechselte an das Musikgymnasium „Belvedere“ in Weimar, das eng mit der Hochschule verbunden ist. Der Musik-Unterricht der etwa 100 Schüler aus Deutschland und vielen weiteren Staaten Europas erfolgt dort durch Professoren und Dozenten der Musik-Hochschule. „Sönke hat diesen Schritt genau zur richtigen Zeit gemacht. Hier ist er im ständigen Kontakt und Zusammenspiel mit Gleichaltrigen, die wie er für ihre Musik brennen. Und sich dabei gegenseitig voranbringen. Das hat ihm bisher ein wenig gefehlt“, sagt die Hochschullehrerin, die selbst Preisträgerin mehrerer hochkarätiger internationaler Wettbewerbe ist. Auch Sönke schwärmt: „Neben dem individuellen Üben auf dem Instrument kommt es im Internat immer wieder zu spontanen Sessions, bei denen gemeinsam improvisiert wird: Blasinstrumente, Streicher, Gitarren, Schlagzeug, Akkordeon. Das hat schon was.“ Erste Preise bei „Jugend musiziert“ — von der Landesebene bis zum Bundes-Finale — hat Sönke schon einige geholt. Im Duo mit Schwester Katja (17), die Violine spielt und schon seit einigen Jahren musikalische Frühstudentin an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock ist. Und auch allein mit seinem Akkordeon. „Aber dieses Mal im Quintett — wahrscheinlich mit Bratsche, Violine, Cello und Bass — zu spielen — das wird eine ganz besondere Herausforderung“, freut sich Sönke. Zum Akkordeon kam er als Fünfjähriger in Prag, wo seine Eltern Ulrike und Thoralf Wieck damals als Lehrer an der Deutschen Schule arbeiteten. „Bei einem Spaziergang sahen wir in einem Laden in der Altstadt ein altes, gebrauchtes Akkordeon. Ich wollte es unbedingt haben und darauf spielen lernen. Weil meine große Schwester schon ein Instrument spielte“, erinnert er sich. Der Akkordeon-Unterricht begann: zunächst in Prag und später an der Kreismusikschule des Landkreises Bad Doberan. Dazu kam eine private Ausbildung. Sönke wurde immer mehr vom Akkordeon fasziniert: „Es ist fast ein wenig wie die Orgel, weil es Register hat. Man kann die Klangfarben verändern. Das Akkordeon bietet sehr viele Möglichkeiten“, weiß er. Sein Repertoire umfasst Klassik, Tango, Czardas, Klezmer bis hin zu Blues und Jazz. Auftritte gibt es viele, häufig gemeinsam mit Katja. Erst Mittwoch spielte das Duo in einem Salon des Schweriner Schlosses beim Parlamentarischen Abend des Landtages. Für Sönke ist klar: Nach dem Abitur wird er in Weimar bleiben und an der Hochschule „Franz Liszt“ studieren. Er möchte Akkordeon-Lehrer werden und „als zweites Standbein und auch, weil es Spaß macht, eine Band gründen. Jazz und Blues spielen.“ Wenn er so weiter macht, sind die Chancen dafür gut. Die Stadt in Thüringen gefällt ihm, nur die Ostsee vermisst Sönke — weil er ein begeisterter Brandungsangler ist und die Dorschsaison begonnen hat. „Einmal einen Ein-Meter-Dorsch am Haken haben“, wünscht er sich. 80 Zentimeter hat er schon geschafft. Lutz Werner

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