Kein Smog: Chinesen atmen tief durch

Die Gäste aus dem Reich der Mitte fühlen sich wohl an der Ostsee: Kein Smog, viel Natur und freundliche Menschen in Kühlungsborn. Für die Künstler, den Galeristen und die Dolmetscherin aus Xi'an — dort, wo die Luft besonders dick ist, aber auch die berühmte Terrakotta-Armee zu sehen ist — erscheint Mecklenburg-Vorpommern als wahres Naturparadies. Sie sind noch bis zum 25. März in den Hotels „Polar-Stern“, „Am Weststrand“ und „Hansa-Haus“ zu Gast. Die Chinesen sind jedoch nicht als Urlauber gekommen. Sie gehören dem interkulturellen Künstleraustauschprogramm des Kulturvereins „Mecklenburg Inspiriert“ an und schufen seit Ende Februar bereits 40 Kunstwerke. In den vier Wochen, in den sie hier sind, erfahren sie auch viel über Land und Leute. In diesen Tagen sind sie in Dresden und Berlin unterwegs. Der Maler und Zeichner Rando Geschewski aus Warnemünde arbeitete auch in China und bot jetzt den Künstlern an, sein Atelier zu besuchen. Er sagt: „Es bestehen schon Unterschiede in der Kunstauffassung zwischen den Völkern. Doch der Austausch dient auch dazu, sich soziokulturell anzunähern. Wir sind etwas freier in der Gestaltung, sie traditioneller.“ Was ihnen am besten in der hiesigen Region gefiele, fragte die Bundestagsabgeordnete Karin Strenz (CDU), die sich kürzlich in Kühlungsborn über das Programm informierte. „Die saubere Luft sei unglaublich, die Landschaft schön und die Stadt Kühlungsborn so aufgeräumt und sauber“, übermittelt Albrecht Kurbjuhn die Antwort. Der Hotelier ist Mitbegründer des Künstleraustausches, den es schon seit vielen Jahren gibt, und in seinem Hotel „Polar-Stern“ regelmäßig Gastgeber. Er weiß: „Ihr Blick auf die Region ist anders als von Touristen.“ Zwar zücken auch sie häufig ihre Kameras und fotografieren — „sogar Heuhaufen, alles scheint interessant zu sein“ — doch es sind auch die zwischenmenschlichen Erlebnisse, die von den Chinesen positiv aufgenommen werden. So gaben die Maler, die auch als Professoren lehren, im Schulzentrum Kühlungsborn Unterricht in sieben verschiedenen Klassen und Kursen in der Oberstufe: „Da die chinesischen Professoren ebenfalls pädagogisch arbeiten, kamen sich Schüler und Gäste schnell näher“, berichtet Schuldirektorin Ute Schmidt. „Sie gaben Einblicke in Ölmalerei, Pinseltechniken, chinesische Masken. In einer Doppelstunde malten die Professoren Schüler.“ Die Gäste sprechen nicht Englisch. Es gab eine Sprachbarriere, weil die Dolmetscherin nicht die gesamte Zeit zur Verfügung stand. „Doch die Sprache der Kunst überwand alle verbalen Schwierigkeiten“, sagt Ute Schmidt. „Die Schüler, aber auch das Kollegium, waren begeistert und wünschen sich mehr asiatisch-künstlerischen Austausch.“ Ute Schmidt betont: „Ich sehe es so wie unser Bürgermeister Rainer Karl. Wir müssen unbürokratisch miteinander umgehen. Dann können wir mit kleinen Dingen Großes bewirken.“ Die Chinesen werden ihre Arbeiten, die in Kühlungsborn und Umgebung entstanden, auch zeigen: vom 21. bis 23. März im Hotel „Hansa-Haus“ in Kühlungsborn West. Zur Ausstellungseröffnung am 20. März haben sich der Direktor des chinesischen Kulturzentrums in Berlin, Chen Jianyang, und die Landtagsabgeordnete Beate Schlupp (CDU) angesagt. Sabine Hügelland

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