Kunst aus alten Plakaten und Alu-Dosen

„Abstraktion“ ist ein weiter Begriff, dem sich jetzt im Atelierhaus Rösler-Kröhnke drei Künstler widmen. „Décollagen- Zeichnungen-Collagen“, so der Untertitel, hinter dem sich Arbeiten von Anka Kröhnke, Wilfried Schröder und Thomas Wageringel verbergen. Das Thema der Exposition ist ein streitbares. Es gibt die Befürworter und Gegner des oftmals nicht gleich ins Auge springenden Erkennens dessen, was der Künstler damit ausdrücken möchte. „Abstraktion bedeutet weit mehr als Einzelheiten weglassen und der freien gestalterischen Darstellung ihren Lauf zu lassen. Niemand würde Musik hinterfragen, die keine natürliche Wiedergabe wie Vogelgezwitscher beinhaltet. Vielmehr wird der Künstler gezwungen, sich intensiver mit seinem Thema auseinanderzusetzen“, so Gastgeberin Anka Kröhnke. Er muss aus klaren Bildern mit Hilfe von Gefühlen, Denkprozessen, Erfahrungen und Aussagen etwa Neues formen. Die Aussteller haben sich Themen gewidmet, die eng mit dem Leben und dem Alltag verbunden sind. Thomas Wageringels Décollagen stehen in der Tradition der Wegbereiter der späteren Pop- und Street-Art-Künstler aus den 1950er und 1960er Jahren. Von mehrlagigen Plakatflächen wird Material durch verschiedene Werkzeuge abgekratzt, abgehoben, entfernt. Das hat etwas von einem archäologischen Prozess, bei dem Schicht für Schicht das freigelegt wird, was auf den ersten Blick nicht sichtbar ist. Die Werbeinformation wird dabei getilgt, um Platz zu machen für Neues, das eine raffinierte Komposition aus Farb- und Buchstabenfetzen darstellt. „Leider verschwinden diese Plakate aus unserem Alltag“, sagte der Künstler aus Schwerin. Anka Kröhnke arbeitet seit längerem mit Aluminiumgetränkedosen. Ebenfalls ein Werbeträger, dem sie durch Zerschneiden und erneutes Zusammenfügen eine einzigartige Form in Farbe und Struktur verleiht. Es kann Wochen dauern, bis die Künstlerin eine Arbeit vollendet. Denn niemals sind ihre Arrangements wahllos. Sie komponiert ihre Arbeiten sensibel — so wie ein Musiker sein Werk. Nach der Auswahl der Drucke auf den Dosen entsteht Unverwechselbares mit einer ganz besonderen Ausstrahlung. Der Ausstellung widmet sie auch einige neue Bilder, die in ihrer Farbigkeit ein fast schon magisches Leuchten hervorbringen. Anka Kröhnke arbeitet auch mit anderen Materialien des täglichen Lebens. So formt sie CD's mit Hilfe von Holzleisten zu Reliefs und lässt das Bild dadurch dreidimensional wirken. Ihre Arbeiten sind auch über die Ausstellung hinaus zu sehen, denn sie ist das Herz des Atelierhauses, das sie vor mehr als zehn Jahren gründete. Wilfried Schröder ist ein Künstler mit einer tiefen Seele. Seine großformatigen Werke sind inspiriert von realen Ereignissen, die ihn emotional berührten — wie zum Beispiel der G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm. Die Umsetzung seiner künstlerischen Ambitionen, gemischt mit Ausdrucksmitteln seiner Gefühle und Gedanken, bringen Arbeiten hervor, die mehr sind als farbige, plastische Werke aus Holz. Sie vermitteln durch mitschwingende Emotionen eine gewisse Sinnlichkeit. Auch den Grafiken, Holzschnitten, Collagen und Zeichnungen des Kühlungsborners liegt eine tiefe emotionale Begrifflichkeit zugrunde. Atelierhaus Rösler-Kröhnke, Schloßstr. 4, geöffnet Fr-So 11-18 Uhr Papp-Plakate gibt es leider immer weniger.“Thomas Wageringel Sabine Hügelland

Kühlungsborn - Kunst aus alten Plakaten und Alu-Dosen