Kunsthallen-Chef denkt an Festspiele MV

Franz N. Kröger, der Leiter der Kunsthalle Kühlungsborn, hat eine Vision: Er glaubt, das Ostseebad hat das Potenzial für die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern – wenn ein passendes Veranstaltungshaus errichtet wird. Kunsthallen-Chef Franz N. Kröger 4 Veranstaltungsreihen mit Festivalcharakter – international besetzt – gibt es in der Kunsthalle Kühlungsborn: die Piano-Tage im Mai, Jazz-Meeting und Gitarrenfestival im Sommer und die Kabarett-Tage im Oktober. 100 Sitzplätze für Besucher gibt es in der Kunsthalle. Die Festivals können dort nicht wachsen. Das 26. Internationale Gitarrenfestival in der Kunsthalle erlebte am Sonnabend sein Abschlusskonzert. Wie fällt Ihre Bilanz aus? Franz N. Kröger: Wir hatten sieben hochkarätig besetzte Konzerte mit gut 600 Besuchern. Die kleine Halle mit ihren 100 Sitzplätzen war mehrmals ausverkauft. Das Festival war erneut ein großer Erfolg. Was waren für Sie die Höhepunkte? Das Preisträgerkonzert am 19. August mit Stephan Bormann, Jule Malischke, Antoine Boyer und Samuelito und der großartige Flamenco-Abend als Finale am vergangenen Sonnabend. Da bebte die Halle und wir mussten die Stühle bis fast an die Bühne heranrücken. Derartige Erfolgsbilanzen können Sie immer wieder nach den Festivals ziehen. Das ist sicher erfreulich. Andererseits: Immer der gleiche Rahmen und das gleiche Format des Festivals seit vielen Jahren. Geht da nicht noch mehr? Da würde noch viel mehr gehen, wenn die Rahmenbedingungen anders wären. Gitarristen, die international gefragt sind, reißen sich darum, in Kühlungsborn beim Festival spielen zu können. Und die Halle ist fast immer voll, obgleich wir nur Werbung in Kühlungsborn und Umgebung machen. Viele Besucher sind langjährige Stammgäste. Wenn wir die Öffentlichkeitsarbeit für das Gitarren-Festival – wie auch für die anderen Festivals in der Kunsthalle – hochfahren würden, könnten wir die Besucherzahlen vervielfachen. Doch dazu fehlt in Kühlungsborn ein geeigneter Veranstaltungssaal mit entsprechender Akustik. Von den Bürgermeisterkandidaten, die bei der Wahl am 24. September antreten, ist immer wieder zu hören, dass sie sich auf dem Grundstück der abgerissenen Schwimmhallen-Ruine am Rand des Baltic Parks, direkt an der Strandpromenade West, ein Haus für Veranstaltungen, Kultur und Begegnungen vorstellen könnten. Was sagen Sie dazu? Das wäre eine Riesen-Chance für Kühlungsborn. Ein solches Haus mit Veranstaltungsräumen in der passenden Größe und mit der Top-Lage direkt am Meer würde uns mit Sicherheit auch attraktiv für die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern machen. Eine Veranstaltungsreihe mit einer Ausstrahlung weit über unser Land hinaus. Und wenn wir ein solches Haus hätten, könnten auch die Festivals der Kunsthalle – wie das Internationale Gitarren-Festival oder das Jazz-Meeting – in einem neuen und sehr viel größeren Format daherkommen. Wie stellen Sie sich einen solchen festspiel- und festivaltauglichen Bau vor? Der Saal sollte schon 500 Besucher fassen können und variabel in der Gestaltung sein – abteilbar in Segmente, die 150 bis 200 Besucher bei nicht ganz so großen Veranstaltungen aufnehmen können. Und natürlich mit modernster technischer Infrastruktur für Konzerte, Theater, aber auch für Kongresse ausgestattet sein. Wie könnte – Ihrer Meinung nach – das Bauwerk aussehen? Ich denke an ein modernes zweistöckiges Gebäude, das aber im Design mit der daneben stehenden historischen Villa Baltic korrespondiert. Dazu sollte es einen Architektenwettbewerb geben. Die Villa sollte in das Gesamtkonzept integriert werden. Im Obergeschoss des Neubaus sollte der große, variabel zu gestaltende Veranstaltungssaal sein. Im Erdgeschoss kann ich mir Ausstellungsräume vorstellen, die in der Größe ebenfalls variierbar sind. Eine gute Gastronomie sollte es dort auch geben – auch der Wirtschaftlichkeit wegen. Welche Rolle spielen die Villa Baltic und die Kunsthalle in diesem Konzept? In die Villa Baltic – wenn es der Stadt gelingt, sie zu kaufen – könnte die Verwaltung des Hauses für Kunst, Kultur und größere Veranstaltungen der Kühlungsborner einziehen. Und vielleicht auch die Verwaltung des Touristik Service Kühlungsborn. Und die Kunsthalle wäre dann wieder das, was sie eigentlich ist: Ein wunderschöner Ort für kleinere, wechselnde Ausstellungen. Im großen Haus könnte ich mir sogar als ständige Ausstellung eine eigene Kunstsammlung der Stadt Kühlungsborn vorstellen. Es gibt bekanntermaßen schon einen gewissen Bestand an Kunst in städtischer Hand. Ist das finanziell überhaupt machbar? Förderung des Bundes für Kultur-Neubauten, Städtebauförderung des Landes, energetische Förderung – bei guter Planung könnte die Stadt, die ich hier als Bauherr sehe, mit einer 90-prozentigen Förderung rechnen. Hier stehen Aufgaben an, die lösbar sind. Das wirtschaftliche Betreiben eines solchen Hauses für Kunst, Kultur und Veranstaltungen erfordert allerdings gutes Know-how und hohe Professionalität, um eine schwarze Null schreiben zu können. Ich würde, wenn ein Konzept dazu erarbeitet wird, gern als Berater zur Verfügung stehen. Wichtig ist jetzt aber erst einmal: Wir sollten diese einmalige Chance, die wir jetzt haben, nutzen, gut planen und keinen Schnellschuss abfeuern. Interview: Lutz Werner OZ

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