Landfrauen aus Rerik und Roggow machen Sauerkraut selbst

Rosita Sell ist die Sprecherin der Landfrauen Rerik und als Kräuterpädagogin sowieso immer darauf bedacht, vieles selbst zu machen. Sie hat drei Frauen zum Sauerkraut machen eingeladen, die vier Weißkohlköpfe mitbrachten. Im Garten ist das Arbeiten auch in Corona-Zeiten möglich. „Die Kohlköpfe müssen frisch sein, dann sind sie noch richtig saftig“, erklärt Karin Wendlandt. Alle Frauen legen ihre gelben Landfrauenschürzen um, bevor sie beginnen, den Kohl in Viertel zu teilen, weil sie so einfacher zu hobeln sind. „Die Strunke kommen raus, die sind zu hart“, sagt Waltraud Almstädt. Das, was abfällt oder zu klein zum Hobeln ist, wird aufgehoben. „Daraus koche ich einen Eintopf“, sagt Rosita Sell, die an diesem Tag schon einen für die Frauen zur Stärkung vorbereitet hat. Drei Hobelbrettvarianten stehen zur Auswahl. „Das hier hat mein Mann gemacht“, sagt Rosita Sell und zeigte auf ein Brett mit einem Schlitten in der Mitte, in dem der Kohlkopf festsitzt, wenn er darin liegt und über vier Messer gleitet. Zusammen macht es gleich mehr Spaß: Ein kleineres hat nur zwei Messer und stammt aus Kriegszeiten. Noch älter und dennoch voll funktionstüchtig ist das dritte Hobelbrett. „Die Messer sind verstellbar, sodass auch dickere Scheiben geraspelt werden könnten“, sagt Rosita Sell und führt es vor. Die Frauen greifen sich jeweils eines der Brettchen sowie eine Schüssel, auf die sie es legen. Doch schnell ist es geschehen und ein Fingernagel verletzt. Denn die Messer, wenn auch alt, sind scharf. Es wurde gelacht, der Nagel abgefeilt und weitergemacht. Die Frauen erzählen sich Witze, berichten über die Enkel. Solche Tätigkeiten machen gerade in Gruppen besonders Spaß, stellen sie fest. „Das ginge auch mit Nachbarn und Freunden“, sagt Rosita Sell. Lesen Sie auch: Rostock: Fünf Mecklenburger Gerichte im Herbst Restaurantführer Gault Millau: Das sind die Spitzenrestaurants aus MV Sauerkraut stampfen bringt Muskeln: Zwei-drei Hände voll Kraut kommen in einen Tontopf und darüber eine gute Prise Salz. „Früher wurden große Holzkübel verwendet und dann mit den Füßen gestampft“, weiß Rosita Sell. Der Stampfer heute besteht aus einem Stiel, an dessen unterem Ende eine Holzscheibe angebracht ist. „Er bekommt einen anderen Ton beim Stampfen, wenn er feucht wird“, stellt Antje Ahlgrimm fest. Schnell kommt Farbe in die Gesichter der Frauen, denn das Stampfen hat es in sich. Die Frauen wechseln sich ab, wenn eine nicht mehr kann. Sie stampfen mehr als eine Stunde und erinnern sich an Galeeren und deren Trommeln, damit schneller gerudert wird. „Das fehlt hier noch“, sagt eine und alle lachen. Zur Herstellung von Sauerkraut werden benötigt: 6kg Weißkohl / Kappes, 100g Salz, ein Krauthobel oder scharfes Messer, ein Steintopf, ein Stampfer, ein Tuch und zum Beschweren ein Brett, ein Teller und ein schwerer Stein. Zubereitung: Den Weißkohl fein hobeln oder schneiden und schichtweise in den Steintopf geben ( etwa 2/3cm). Vor jeder neuen Lage etwas Salz dazwischen streuen und dann, so fest es geht, stampfen, bis Saft aus dem Kohl heraustritt und er glasig wird. Ist der Kohl fertig, kommt ein Tuch, am besten Leinen, darüber. Darauf wird das passende Brett gelegt, dann der umgedrehte Teller und danach der Stein. Acht Tage sollte der Kohl in einem etwa 20 Grad warmen Raum stehen, danach kühler. Sechs bis acht Wochen dauert es, bis das Sauerkraut genießbar ist. Bitte nicht vorher in den Topf schauen, weil sonst Sauerstoff rankommt und alles schimmeln könnte. Wenn Sie anfangen zu entnehmen, achten Sie drauf, dass das Kraut immer mit Flüssigkeit bedeckt bleibt. Als der Kohl anfängt, feucht zu werden, werfen die Frauen wieder neuen nach und salzen. Das geht so lange, bis kein Kohl mehr da ist und die Töpfe voll sind. Sechs Wochen sollte das Kraut in Ruhe gelassen werden, damit kein Sauerstoff rankommt, sonst könnte es schimmeln. „Meine Mutter legte immer ein Tuch drauf und darauf einen Teller und einen Stein“, sagt Rosita Sell. „Wir sind 26 Landfrauen und haben jetzt ja keine Möglichkeit, uns als Gruppe zu treffen“, macht sie klar. „Und wir merken, sie bricht auseinander, es melden sich immer nur die Gleichen. Das geht doch sicher auch anderen Vereinen so.“ Es sei nicht leicht, die Schäfchen zusammenzuhalten. Das letzte Mal hätten sie sich Anfang des Jahres getroffen. Zu Weihnachten an den Braten: Das Sauerkraut kann zu Weihnachten an den Braten. Antje Ahlgrimm nascht frisches Sauerkraut am liebsten direkt aus dem Fass. „So Unbehandeltes gibt es doch nicht mehr und das, was ich kaufen kann, schmeckt mir nicht.“ Mit Speck und Gemüse oder süß mit Ananas und Orangensaft mag es Karin Wendtland. Schmorkohl zu Hackbällchen oder Kohlrouladen – das schmeckt Waltraud Almstädt besonders. „Und Kassler mit Sauerkraut“, sagt sie. Dies ist ebenfalls ein Lieblingsessen von Rosita Sell. Alle hatten ihren Spaß und wollen sich demnächst an einem Spinnrad ausprobieren. Langweilig wird ihnen auch zu Corona-Zeiten nicht. „Das ist es doch, was Landfrauen ausmacht. Sie nutzen die Gaben der Natur“, sagt Rosita Sell. Was machen Sie selbst? Haben Sie Selbstgemachtes im Schrank? Teilen Sie uns mit, wenn Sie Obst zu Wein machen, einwecken oder anderes herstellen, um alte Traditionen wieder neu aufleben zu lassen. Wir kommen gern vorbei und berichten. Von Sabine Hügelland