Landkreis Rostock: In diesen Feuerwehren geben Frauen den Ton an

Ina Hamann trägt ihre Feuerwehruniform mit Stolz. In ihrem Herzen ist sie fest verankert mit dem Ehrenamt, das sie in der Freiwilligen Feuerwehr Bastorf seit 2012 ausübt. Ein Jahr lang ist die 51-Jährige nun stellvertretende Wehrleiterin. „Mein großer Wunsch ist es, einmal fest als Ausbilderin der Feuerwehren tätig zu sein“, sagt sie. „So gesehen, lass ich die Dinge auf mich zukommen.“ 711 Frauen sind in den 162 freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Rostock aktiv – von insgesamt 4182 Kameraden. Wie viele von ihnen in Führungspositionen sind, dazu gibt es laut Kreisfeuerwehrverband keine Erhebung. Für den Wehrleiter Jürgen Tremp ist eine Frau als Vize nichts Neues: „Vor ihr hatten wir auch schon eine Frau in dieser Position. Von der Ausbildung her bin ich mit allen zufrieden. Wenn Frauen Verantwortung übernehmen, kann man sich auf sie verlassen.“ Sein Wunsch für die Zukunft: „Egal wer einmal mein Amt übernimmt, der Übergang sollte nahtlos erfolgen.“ „Eine Frau muss soviel leisten wie ein Mann“: Ursprünglich stammt Ina Hamann aus Brandenburg, wo sie ebenfalls einer freiwilligen Feuerwehr angehörte. „Ich liebe Uniform“, sagt sie. „Mein Vater trug eine und irgendwie hat mich das schon damals beeindruckt“, sagt die Zweedorferin. „In vielen Wehren ist es immer noch so, dass eine Frau in der Führung nicht akzeptiert wird.“ Und setzt nach: „Natürlich muss man als Frau genauso viel leisten wie die Männer und sensibel sollte man nicht sein.“ Ein Wehrführer hatte früher das alleinige Sagen, erklärt sie. „Die nachrückende Jugend ist jedoch anders sozialisiert. Man muss sich darauf einstellen und den Führungsstil anpassen“. Dass Ina Hamann so denkt, hat auch mit ihrem Beruf als staatlich anerkannte Heilpädagogin in der DRK-Kita „Buchenbergzwerge“ in Bad Doberan zu tun. „Das Ehrenamt führt keiner mehr allein, alle werden miteinbezogen.“ Es sei egal, ob Mann oder Frau eine Wehr leitet, ist sie sich sicher. „Leistung, Selbstvertrauen und eine gute Ausbildung sind wichtig.“ Nur in der Gesellschaft wird das Ehrenamt immer noch nicht genug gefördert, das macht sie nachdenklich. Rerikerin macht Ausbildung zur Gruppenführerin: Im vergangenen Jahr absolvierte Janett Ottow-Kessler ihre Gruppenführerausbildung in der Freiwilligen Feuerwehr Rerik. Zusätzlich ist die 36-Jährige auch Schriftführerin und somit Mitglied im Vorstand des Feuerwehrvereines. „Es ist sehr anspruchsvoll, denn ich muss im Rahmen der Ausbildung viel Wissen an nachfolgende Kameraden vermitteln können“, sagt sie. „Unsere Gruppenführer müssen fähig sein, Verantwortung zu tragen und empathisch sein“, sagt sie. „Die Jungs sind uns gegenüber offen und unterstützen uns.“ Seit sechs Jahren gehört Janett Ottow-Kessler der Feuerwehr an. „Ich schaue mir viel von den Kameraden ab und lerne weiter. Sicherlich werde ich in die Position hineinwachsen.“ Reriks Gemeindewehrführer Dietmar Rohn sagt: „Frauen stiegen ziemlich spät in Feuerwehren ein“, sagt er. „Und es dauert an die sechs Jahre, bis man alle nötigen Lehrgänge absolviert hat, um Wehrleiter sein zu können. Und die müssen in einer ganz bestimmten Zeit durchgeführt werden.“ Vier Leiterinnen für den Nachwuchs in Nienhagen: Stefanie Boldt, Nicole Markus, Mandy Lange und Viola Markus gehören zu den vier Leiterinnen der Kinderfeuerwehr im Ostseebad Nienhagen. Stefanie Boldt absolvierte jetzt die Ausbildung zur Jugendwartin. „Ich wollte so auch die Befähigung zum Führen der Kinderwehr erhalten und den Jugendwart entlasten“, sagt die 26-Jährige. „Frauen wie Männer absolvieren die gleichen Ausbildungen, doch wenn zum Beispiel bei einem Verkehrsunfall sehr schweres Gerät erforderlich wäre, würde ich das den Männern überlassen. Da fehlt mir einfach die Kraft“, sagt sie. „Frauen sind sehr durchsetzungsfähig“, sagt Nicole Markus. Das weibliche Geschlecht darf in Führungspositionen nicht fehlen, sind sie sich einig. „Und bei Problemen vertrauen sich Kinder und Jugendliche lieber Frauen an“, so die 23-Jährige. Auch in Nienhagens Feuerwehr werden Frauen als Mitglieder geschätzt. „Im Vorstand sind schon lange Kameradinnen. Außerdem sind unsere Frauen im Feuerwehrsport sehr aktiv und erfolgreich. Und die vier Leiterinnen der Kinderfeuerwehr machen ihre Sache doch hervorragend. Wir begrüßen die gute Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen bei uns“, sagt Wehrleiter Birger Mendrina. Lesen Sie auch: Feuerwehren in Bad Doberan und Umgebung: Gut gerüstet für den Ernstfall So blickt die Feuerwehr Nienhagen ins Jahr 2020 Ehrenamt Feuerwehr – ein ganz besonderer Einsatz Von Sabine Hügelland