MV fördert Bibliotheken: Warum Kühlungsborn Geld bekommt, Neubukow aber nicht

Besonders in diesen Zeiten, in denen es nicht viele Freizeitmöglichkeiten gibt, kann Lesen eine wichtige und gute Beschäftigung sein. Wer es sich nicht leisten kann, alle Bücher zu kaufen, oder wer dauerhaft keinen Platz mehr im Bücherregal hat, kann sich Lesestoff aus öffentlichen Bibliotheken ausleihen. Diese wichtige Funktion gerade auch während der Pandemiezeit erkennt auch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur in MV an. Deshalb wurde jetzt mit dem Landesverband Mecklenburg-Vorpommern im Deutschen Bibliotheksverband eine Zielvereinbarung geschlossen, die weiterhin Förderungen für die öffentlichen Bibliotheken bis zum Jahr 2025 vorsieht. Wichtiger Auftrag im ländlichen Raum: „Mit diesem Beschluss sieht man, dass die Bibliotheken einen hohen Stellenwert in der Kulturlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns einnehmen“, freut sich etwa Katja Turloff, die seit diesem Jahr die Kühlungsborner Stadtbibliothek betreut. „So wird auch meine Arbeit anerkannt.“ Besonders im ländlichen Raum würden Bibliotheken einen wichtigen Auftrag erfüllen, indem sie Menschen den ungehinderten Zugang zu Medien ermöglichen. Turloff weist darauf hin, dass neben dem vorhandenen Bestand auch ein stetig aktualisiertes Angebot von Neuerscheinungen des Buchmarktes wichtig ist: „Das steigert die Attraktivität der Bibliothek für alle Altersgruppen.“ Deshalb hält sie den Neuankauf und dessen Förderung für enorm wichtig: „Nur mit einem aktuellen Angebot bleibt das Stammpublikum erhalten, und auch Neuleser können für die Bibliothek gewonnen werden.“ Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur in MV hat mit dem Landesverband Mecklenburg-Vorpommern im Deutschen Bibliotheksverband vereinbart, die öffentlichen Bibliotheken weiterhin bis zum Jahr 2025 zu fördern. Danach können die Bibliotheken etwa für den Neuankauf von Medien jährlich eine Landesförderung von 253 000 Euro erhalten. Ebenso wird zugesichert, dass neu hinzukommende Bibliotheken 2000 Euro für den Ankauf von Büchern und anderen Medien erhalten können. Mit bis zu 188 000 Euro jährlich wird auch die in Rostock angesiedelte Fachstelle für öffentliche Bibliotheken in Mecklenburg-Vorpommern gefördert. Diese unterstützt die Bibliotheken des Landes bei Betrieb und Entwicklung, zum Beispiel durch Beratung, Fortbildung und übergreifende Projekte zur Leseförderung. Öffnungszeiten: Bibliothek Kühlungsborn montags 14 bis 18 Uhr, dienstags und donnerstags 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr, freitags 10 bis 14 Uhr, mittwochs sowie am Wochenende geschlossen; Neubukow montags 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr sowie donnerstags 14 bis 18 Uhr In Kühlungsborn werde die Stadtbibliothek regelmäßig von zahlreichen Stammlesern genutzt – „aber insbesondere in den Sommermonaten kommen auch viele Gäste, die sich über die vielfältige Auswahl an Medien freuen“. Vor Corona regelmäßig Veranstaltungen: Vor den Corona-Maßnahmen hat die Stadtbibliothek Kühlungsborn auch regelmäßig Veranstaltungen durchgeführt. „Denn Bibliotheken bestehen nicht nur aus Büchern, Hörbüchern und Filmen, sondern bieten weitaus mehr“, macht Turloff deutlich. Sie sieht es vor allem als eine wichtige Aufgabe, Kita-Kinder und Grundschüler an Bücher und die Nutzung der Bibliothek heranzuführen. Lesen Sie auch: Wenn Bücher in Quarantäne müssen: Bibliotheken in Zeiten von Corona Vorlesestudie 2020: Warum Eltern ihren Kindern mehr vorlesen sollten Bad Doberan: Schulverein sammelt Geld für Digitalisierung der Bibliothek Die Stadtbibliothek Kühlungsborn bietet ihren Lesern seit März dieses Jahres auch die Onleihe an, bei der man sich bequem von zu Hause aus über das Internet E-Books herunterladen kann. „Auch das ist dank einer Förderung durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur möglich gewesen“, erklärt Katja Turloff. Das Onleihe-Angebot war besonders in diesem Jahr für die Nutzer eine wertvolle Alternative, nachdem die Bibliotheken im Rahmen der Corona-Maßnahmen im Frühjahr für mehrere Wochen sogar ganz schließen mussten. Zurzeit sind die Bibliotheken immerhin offen, und Turloff meint: „Auch wenn die geltenden Corona-Maßnahmen mit einigen Auflagen und Beschränkungen einhergehen, ist die Bibliothek nach wie vor eine wichtige Einrichtung für die Bürger und Gäste der Stadt.“ In Neubukow ist nur montags und donnerstags geöffnet: In Neubukow betreut Sabine Tonn, die insgesamt 46 Jahre Bibliothekserfahrung hat, neben der Heinrich-Schliemann-Gedenkstätte auch die Stadtbibliothek. Dort finden die Nutzer fast 10 000 Medien zur Ausleihe vor, von Büchern und Zeitschriften bis zu CDs, DVDs oder Hörbüchern. Allerdings ist die Bibliothek aus Personal- beziehungsweise Finanzgründen nur Montag sowie Donnerstagnachmittag geöffnet, insgesamt neun Stunden pro Woche. Diese relativ kurze Öffnungszeit hat unangenehme Folgen für die Neubukower Bibliothek: „Bei vielen öffentlichen Bibliotheksförderungen fallen wir damit durchs Raster“, bedauert Tonn. Denn diese Förderungen gebe es nur für die „großen“ öffentlichen Bibliotheken mit längeren Öffnungszeiten. Auch der Onleihe kann sich die Stadtbibliothek Neubukow aus diesem Grund nicht anschließen. Tonn weist aber darauf hin, dass sich Interessierte problemlos über die größeren Stadtbibliotheken zum Beispiel in Wismar oder Rostock an der Onleihe beteiligen können. Viele Kunden seien aber auch durchaus zufrieden mit dem guten alten klassischen Buch. Während der Corona-Zeit habe sich die Leserschaft der Bibliothek eigentlich gar nicht so verändert, hat Tonn festgestellt. Die meisten Leser gehören zur 50-plus-Generation, aber auch Kinder und Jugendliche sind ein wichtiges Publikum. Viele Bibliotheksbesucher haben sich schon jetzt mit Lesestoff für die Weihnachts- und Neujahrszeit eingedeckt. Die beliebtesten Büchergenres? „Das geht wirklich querbeet“, sagt Sabine Tonn. „Von historischen Romanen über Krimis bis zu Liebesromanen.“ Von Henrietta Hartl