Marodes Moorbad: Die Ruine soll 240000 Euro kosten

Das Dach komplett eingestürzt, eine Außenwand ebenfalls. Die historische Fassade kaum noch als solche zu erkennen. Und dennoch will ein Berliner Makler mit der Ruine des alten Moorbades richtig Geld machen. 1,4 Millionen Euro, um genau zu sein. Doch so viel sei das Gemäuer beim besten Willen nicht mehr wert, sagt jetzt das Amtsgericht Bad Doberan. Weil die Stadt die Zwangsversteigerung beantragt hat, ließen die Richter die Ruine von Gutachtern schätzen. Ergebnis: das Moorbad und die dazugehörigen Flächen sind 237000 Euro wert — und nicht einen Cent mehr. Für das Rathaus sind das gute Nachrichten: Denn angesichts dieser Summe kann es sich die Stadt leisten, bei der Auktion auch mitzubieten. Wann der Hammer für das Moorbad fällt, ist aber noch offen: „Vor Mitte Mai wird es definitiv keinen Versteigerungstermin geben“, sagt Birgit Freese, die Direktorin des Amtsgerichts. Denn am 11. Mai schließt das Gericht, zieht nach Rostock um: „Dann werden wir die Akten den Kollegen in der Hansestadt übergeben. Die werden den Termin festlegen.“ Freese rechnet damit, dass sich vor dem Sommer nichts tun wird in Sachen „Moorbad“. Das lässt den Machern in der Stadt aber Zeit für Vorbereitungen. Dass die stadteigene Wohnungsbau- und Investitionsgesellschaft (Wig) um die Ruine mitbieten soll, ist kein Geheimnis mehr. „Wir stehen bereit“, sagt auch Wig-Chef Arno Gutzmer. Bereits auf der nächsten Aufsichtsratssitzung will er über die Angelegenheit sprechen: „Ich brauche ,grünes Licht‘ von den Aufsehern — und auch vom Gesellschafter, der Stadt Bad Doberan.“ Und: Die Stadt müsse sagen, was genau sie von der Wig erwartet. „Sollen wir das Areal einfach nur kaufen, oder sollen wir es auch entwickeln? Das müssen wir vorab wissen. Ein reiner Kauf macht aus meiner Sicht keinen Sinn. Wir nehmen doch nicht eine Viertelmillion für nichts in die Hand“, so Gutzmer deutlich. Das Rathaus will sich in dieser Frage noch nicht festlegen: „Uns geht es darum, dass wir die künftige Entwicklung des Areals maßgeblich steuern können“, sagt Bürgermeister Thorsten Semrau (parteilos). „Wir müssen als Stadt die Hand auf dem alten Moorbad haben. Es ist eine der wichtigsten Flächen für die Zukunft Bad Doberans.“ Ziel sei, dass die Fläche nicht wieder „in falsche Hände“ fällt. Konkrete Vorstellungen, was an der Bahnhofsstraße entstehen soll, hat das Rathaus nicht — noch nicht: „Erstmal müsste ein neuer Bebauungsplan her. Rund um die Ruine ist schließlich Wald entstanden“, sagt Bauamtschef Norbert Sass. Ein Kurpark, eine Therme, ein Kurmittelhaus — „ja, all diese Ideen würden nach wie vor gut passen“. In die selbe Richtung denkt auch Thomas Römhild, Stadtvertreter der Unabhängigen Doberaner Initiative und Chef des Ausschusses für Stadtentwicklung: „Nach den Erfahrungen der Vergangenheit würde ich es sehr begrüßen, wenn die Stadt oder die Wig die Pläne für das Areal entwickeln. Ob wir dann auch selber bauen oder das Projekt weiterverkaufen — das müssen wir sehen.“ Die Stadt dürfe nicht mehr darauf warten, dass ein Investor ihr an der Stelle ein „Geschenk“ mache: „Abwarten? Nein, dafür ist das Moorbad zu wichtig.“ Römhild hat auch Vorstellungen, was er sich für die Fläche am Rande der Innenstadt wünscht: „Wir brauchen Kureinrichtungen, die auch öffentlich zugänglich sind. Eine Therme wäre vielleicht zu hoch gegriffen, aber genau das Richtige für Doberan.“ Geld und Geschichte 1,4 Millionen Euro will ein Berliner Maklerbüro mit dem Verkauf des Moorbades verdienen. Laut Verkehrswert-Gutachten des Amtsgerichtes (liegt der OZ vor) ist das Gelände samt Ruine aber nur 237000 Euro wert. 2006 brannte das Gebäude komplett aus. 3 Jahre dauerten die Arbeiten am alten Stahlbad. Das klassizistische Haus wurde zwischen 1822 und 1825 nach Plänen von Carl Theodor Severin errichtet. Es gilt als Keimzelle des Kurortes Doberan. Andreas Meyer

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