Mecklenburger ist neuer Chef des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee

Ein Mecklenburger leitet seit Beginn des Jahres das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) in Stralsund. Eine große Aufgabe für den 46-jährigen Stefan Grammann aus Bad Doberan. Er trägt damit die Verantwortung für das Fahrwasserrevier auf der Ostsee vom Leuchtturm Buk bei Kühlungsborn bis zur polnischen Grenze. Und am Dienstag wird sich dieses Arbeitsgebiet verdoppeln. „Am 13. Oktober wird das WSA Lübeck mit unserem zum künftigen Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee zusammengelegt“, erklärt Grammann. Er übernimmt dann die Gesamtverantwortung für das neue Amt. Henning Dierken, der bisherige Chef des WSA Lübeck, wird sein Stellvertreter. Das neue Ostseeamt wird von Flensburg bis Usedom zuständig sein. Stefan Grammann wechselt von BSH zu WSA: Grammann ist in Mecklenburg kein Unbekannter: Er ist Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt in Bad Doberan und leitete vor dem Wechsel zum WSA das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Rostock (BSH). Die Leitung des WSA hat er aus den Händen von Holger Brydda übernommen, der das Amt fast 17 Jahre lang durch alle Höhen und Tiefen geführt hatte. „Und ich bin sehr froh gewesen, dass mir Holger Brydda mit seiner großen Erfahrung auch danach in den nächsten Monaten noch zur Seite gestanden hat“, so Gramman. Schon jetzt gehören zur WSA-Flotte das Mehrzweckschiff „Arkona“ sowie zwei Vermessungsschiffe und sechs Tonnenleger. Ist eine Fusion angesichts der Vielzahl von Aufgaben mit dem WSA in Lübeck überhaupt sinnvoll? „30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung ist es durchaus an der Zeit, mal darüber nachzudenken, ob die vorhandenen Strukturen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung für diesen Teil der Ostsee noch passen, welche Art der Organisation wir für die Aufgaben der Zukunft eigentlich brauchen und wo es Synergieeffekte gibt“, sagt Grammann. Digitalisierung der Schifffahrt ist die neue Herausforderung: Für ihn ist die Ostsee als Binnenmeer mit ihren hoch entwickelten Anrainern durchaus ein Testfeld für die Zukunft der Seeverkehrswirtschaft. Stichwort Digitalisierung. „Da wird es noch richtig spannend werden, wenn erst Schiffe mit Assistenzsystemen – ähnlich wie heute bereits an Autos getestet – autonom übers Wasser fahren. Auf solche Herausforderungen müssen wir uns heute schon vorbereiten“, sagt der WSA-Chef. Das Ostseeamt, das dann den deutschen Teil der Ostseeküste als einen Verkehrsraum bearbeitet, kann da Vorteile bringen, etwa indem es künftig allen Nutzern einen einheitlichen Service anbietet. Alle Mitarbeiter sollen an Bord bleiben: Doch bis dahin ist zunächst erst einmal die neue Struktur ins Laufen zu bringen. Und das fängt ganz profan an. Das neue Amt wird mit Stralsund und Lübeck zwei gleichberechtigte Dienstsitze und 600 Mitarbeiter haben. „Es bleiben im Zuge dieser Reform nicht nur alle an Bord, sondern auch an ihren Dienstorten, denn die Aufgaben sind ja nach wie vor da“, sagt der Amtsleiter. „Sollten sich Aufgabenbereiche verändern, werden mit betroffenen Mitarbeitern gemeinsam neue Perspektiven ausgelotet.“ Zunächst wolle man sich anschauen, wo bislang die Unterschiede in der Arbeit der beiden WSA Stralsund und Lübeck liegen und dann einen einheitlichen Prozess aufbauen. Dieser ist bewusst über einen langen Zeitraum angelegt. „Wenigstens über die nächsten fünf Jahre“, schätzt Grammann. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit seinem Standort in Rostock ist unter anderem zuständig für nautische Informationen – etwa die Herausgabe von amtlichen Seekarten und Vermessungsaufgaben in Nord- und Ostsee sowie die Vorhersage von Gezeiten, Wasserstand und Sturmfluten. Die Vermessung der Kadetrinne war eine der Aufgaben, die Stefan Grammann – gemeinsam mit seinen Kollegen aus Dänemark – noch als Leiter des BSH in Rostock mitverantwortete. Ein Projekt, dass sich über mehrere Jahre erstreckt. Bei diesen Arbeiten sind Anfang Oktober zwei britische Grundminen etwa 20 Kilometer nördlich von Rostock gefunden worden. Diese beschäftigen nun das WSA, das Grammann seit Anfang des Jahres leitet. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) ist unter anderem für Abwehr von Gefahren für die Sicherheit des Schiffverkehrs verantwortlich. Die beiden Bomben an Tonne 70 in der Kadetrinne beschäftigen deshalb auch die Verkehrszentrale des Amtes in Warnemünde. „Sie haben einen Magnetauslöser“, erklärt Stefan Grammann. „Wenn ein Schiff darüber fährt, könnten sie explodieren.“ Er hat deshalb Amtshilfe beim Munitionsbergungsdienst angefordert. Die Sprengung der Bomben wird in den kommenden zwei Wochen erfolgen. Sie enthalten zwischen 325 und 425 Kilo Explosivstoff. Weil es keine Alternative zu einer Sprengung gibt, erarbeitet das WSA aktuell gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz Maßnahmen zum Schutz der Tiere. Das sind etwa sogenannte Vergrämungsmaßnahmen und Lärmdämpfung durch einen Blasenschleier, so Grammann. Für die Bergung und Leitung des Einsatzen wird das Schadstoffunfall-Bekämpfungsschiff „Arkona“ des WSA zum Einsatz kommen. Ein Amtsleiter für zwei Dienstorte: Für seinen größeren Aufgabenbereich wird der Leiter des neuen WSA Ostsee künftig viel pendeln müssen, will er in den beiden Dienstorten Lübeck und Stralsund gleichermaßen präsent sein. Da trifft es sich gut, dass er in Bad Doberan mit seiner Partnerin und dem sechsjährigen Sohn ein Zuhause gefunden hat „Das liegt etwa auf der Hälfte der Distanz zwischen den beiden ehemaligen Ämtern“, sagt Stefan Grammann und lässt erkennen, was da auf ihn und die Familie zukommt: „Ich muss da künftig noch genauer auf meine Zeiteinteilung achten.“ Studium und Hobby ließen sich an der Küste verbinden: An der Uni Rostock hat er Wasserbauingenieur studiert. Für ihn ein Glücksfall. In Haltern am See, am Nordrand des Ruhrgebiets, geboren, wollte er nach dem Abitur Bauingenieur werden. „Aber es sollte schon dort sein, wo sich das Studium mit meinem Wassersporthobby verbinden ließ.“ Stefan Grammann ist leidenschaftlicher Windsurfer. Nach dem Diplom hat er als Bauleiter für eine Tauchfirma gearbeitet. Dann entschloss er sich zu einer weiteren, zweijährigen Ausbildung als Umweltassessor beim Umweltministerium in MV. Nächste Stationen seines Berufsweges waren die einstige Wasser- und Schifffahrtsdirektion (WSD) Nord und das Verkehrsministerium in Bonn, bevor er Verantwortung im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie Rostock übernahm. „Die Ostsee verbindet“: Nachdem ihn sein Berufsweg durch verschiedene Ebenen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung geführt hat, steht Stefan Grammann nun mit der Fusion zweier Ämter zum WSA Ostsee vor seiner größten Herausforderung. Doch er ist optimistisch, denn sein Motto heißt: „Die Ostsee verbindet.“ Lesen Sie auch Stralsunder Firma Ostseestaal baut neue Ökofähre für Rostock Wonnemar Wismar insolvent: Auch andere Freizeitbäder in MV in der Krise Ärztin der Reha-Klinik Heiligendamm: Viele leiden unter Corona-Spätfolgen Von Jörg Mattern, Juliane Schultz